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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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ist es umso dringlicher.«
    Gúero sieht zwar keine Logik darin, aber er sieht eine Gelegenheit.
Während ihn also Parada bearbeitet, zu einem Treffen in Guadalajara drängt, an einem öffentlichen
Ort, mit ihm selbst als Vermittler, während er ihm mit dem »ganzen moralischen
Gewicht der Kirche« seine Sicherheit garantiert, wittert Gúero die Chance, die
Barreras aus ihrer Festung herauszulocken. Schließlich ist der Anschlag in La Sirena gescheitert,
und mit San Diego hat er nun auch gewaltigen Ärger bekommen.
    Also hört er zu, während der Priester ununterbrochen auf ihn einredet, ihm
versichert, dass auch seine Frau und seine Kinder den Frieden gewollt hätten,
er zerdrückt sogar eine Krokodilsträne und erklärt sich dann mit erstickter
Stimme zu einem Treffen bereit.
    »Ich werde es versuchen, Padre«, sagt er leise. »Ich ergreife die Chance,
Frieden zu schließen. Können wir zusammen beten, Padre. Geht das auch
telefonisch?«
    Und während Parada von Jesus Christus erfleht, dass er die beiden Kontrahenten mit dem Licht
des Friedens erfülle, erfleht sich Gúero von Santo Jesús Malverde etwas
ganz anderes.
    Es diesmal nicht zu vermasseln.
     
    Raúl wird es
gewaltig vermasseln, denkt Callan, wenn er sich dieses Spektakel ansieht, das er in
Guadalajara mit seiner Chaostruppe veranstaltet. Es ist einfach nur
lächerlich, im Konvoi durch die Stadt zu fahren, wie eine Formation von
Schlachtschiffen, um das Feuer zu eröffnen, falls sie Gúero aufspüren.
    Callan darf sich als
Meister seines Fachs bezeichnen. Er ist der Mann, der zwei der »Fünf Familien«
um ihre Oberhäupter gebracht hat, und er will Raúl erklären, wie
man es macht. (»Wenn du rauskriegst, wann er wo sein wird, bist du vorher da
und lauerst ihm auf.«) Aber Raúl hört ihm nicht zu, ist stur wie ein Bock, fast so,
als wollte er das Fiasko absichtlich herbeiführen. Er lächelt nur und sagt:
»Bleib cool, Mann, und halt dich bereit, wenn's losgeht.«
    Eine ganze Woche lang kreuzt die Armada der Barreras durch die Stadt, Tag
und Nacht, immer auf der Suche nach Gúero Méndez. Andere sind
währenddessen mit Lauschen beschäftigt. Raúl hat Spezialisten angeheuert, die die allerneueste
Technik nutzen, um den Handy-Verkehr abzuhören und Botschaften abzufangen, die
Gúero mit seinen Leuten austauscht.
    Gúero steht ihm in nichts nach. Auch er hat seine Technik-Freaks, die
versuchen sollen, den Handy-Verkehr der Barreras zu überwachen. Beide Seiten
spielen dieses Spiel, wechseln ständig die Handys und die Schlupfwinkel,
beobachten die Straßen und den Funkverkehr und versuchen gegenseitig, sich
aufzuspüren und zu vernichten, bevor Parada das
Friedenstreffen ansetzt, das nur zu einer hochriskanten Schießerei ausarten
kann.
    Beide Seiten sind eifrig hinter Informationen her, die ihnen einen
strategischen Vorteil verschaffen könnten - welche Wagen der Feind fährt, wie
viele Leute er in der Stadt hat, wer sie sind, mit welchen Waffen sie sich
ausrüsten, wo sie sich verstecken, welche Strecken sie fahren. Sie haben
Spione ausgesandt, die ermitteln sollen, welche Polizisten von wem geschmiert
werden, wann sie im Dienst sind, ob sich Federales in der Stadt aufhalten,
und wenn ja, wo.
    Beide Seiten hören Paradas Telefongespräche ab. Vor allem wollen sie in
Erfahrung bringen, wo er das Friedenstreffen ansetzt, damit sie dem Gegner
zuvorkommen können. Aber der Kardinal lässt keinen in die Karten gucken, aus
ebendiesem Grund, und weder Méndez noch die Barreras wissen Genaues.
    Rauls Abhörspezialist landet dennoch einen Treffer.
    »Gúero benutzt einen grünen Buick«, berichtet man Raúl.
    »Einen Buick?«, fragt Raúl mit Abscheu. »Woher weißt du das?«
    »Sein Fahrer hat eine Werkstatt angerufen. Wollte wissen, wann der Buick
fertig ist. Ein grüner Buick.«
    »Welche Werkstatt?«
    Als sie dort ankommen, ist der Buick schon abgeholt worden. Also geht die
Suche weiter. Tag und Nacht.
    Adán bekommt einen
Anruf von Parada.
    »Morgen um vierzehn Uhr dreißig im Hidalgo Airport Hotel«, sagt Parada. »Wir treffen
uns in der Lobby.«
    Adán weiß schon
Bescheid, weil er das Gespräch abhören ließ, das Paradas Chauffeur mit
seiner Frau führte, um den Ablauf des nächsten Tages zu besprechen. Und das
Gespräch bestätigt, was Adán ebenfalls schon wusste - dass Kardinal Antonucci um
dreizehn Uhr dreißig aus Mexico City einfliegen und Parada ihn vom
Flughafen abholen wird. Sie wollen sich im Hotel zu einer Besprechung treffen,
dann wird

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