Winslow, Don
Waffengeschäft, denkt Adán. Dieser verfluchte Keller hat den Waffendeal mit der
FARC benutzt, um die mexikanische Regierung zum Handeln zu zwingen. Jetzt würde
er am liebsten kotzen. Nur vier Leute haben von dem Deal mit Tirofio gewusst - ich, Raúl, Fabián und ...
Und Nora.
Nora ist verschwunden.
Sie hat die Stadtwohnung nicht betreten.
Aber die Polizei.
Vielleicht war sie vor mir da, denkt er, wurde bei der Razzia festgenommen
und aus dem Verkehr gezogen.
Raúl besorgt sich
ein Laptop und zwingt seinen bediensteten Computerfreak, ins Versteck zu kommen
und verschlüsselte E-Mails an das Computernetzwerk des Kartells zu verschicken.
Die Verschlüsselung hat der Freak selbst zurechtgebastelt - für eine
sechsstellige Summe, und sie ist so komplex, dass selbst die DEA nicht geschafft
hat, sie zu knacken. So weit sind wir nun gekommen, denkt Adán, dass wir
elektronische Botschaften ins Nichts schicken. Sie sitzen im Versteck und
halten Ausschau nach den Panzerwagen, während sie auf Antworten warten. Nach
einer Stunde hat Raúl mehrere Sicarios zusammengetrommelt und ein paar neutrale Autos beschafft. Auch ein paar
Beobachter hat er postiert, die ihn über die Polizeiaktionen auf dem Laufenden
halten sollen.
Bei Sonnenuntergang steigen Adán und Raúl, verkleidet als Monteure, in einen 83er Dodge Dart, vorn sitzen zwei schwerbewaffnete Sicarios. Sie schlängeln
sich im Auto durch das gefährlich gewordene Straßenlabyrinth von Tijuana und
lassen sich von den Beobachtungsposten per Handy aus der Stadt lotsen.
Als sie es bis Rancho las Bardas geschafft haben, verschnaufen sie erst einmal und versuchen, die Lage zu
peilen.
Ramos hilft ihnen
dabei.
Als die Barreras die Abendnachrichten einschalten, sehen sie ihn auf einer
Pressekonferenz. Er verspricht, das Baja-Kartell binnen zwei Wochen zu
zerschlagen.
»Das erklärt, warum uns keiner gewarnt hat«, sagt Adán.
»Das erklärt es zum Teil«, erwidert Raúl. Ramos kennt praktisch schon das Netzwerk des Kartells, die Lage von Depots und
Schlupfwinkeln, die Namen von Mitgliedern. Woher nimmt er sein Wissen?
»Das hat er von Fabian«, sagt Adán. »Er plaudert alles aus.« Raúl schüttelt den
Kopf. »Nein, nicht von Fabián. Von deiner geliebten Nora.«
»Das glaube ich nicht«, sagt Adán.
»Du willst es nicht glauben«, sagt Raúl und erzählt ihm vom Positionsmelder im Toyota
Camry.
»Der könnte auch von Fabián sein«, sagt Adán.
»Die Polizei hatte euer Liebesnest schon umstellt«, brüllt Raúl. »Hat Fabián das auch
gekannt? Wer wusste von dem Waffendeal? Du, ich, Fabián, Nora. Ich war's
nicht, du auch nicht, Fabián haben die Yankees geschnappt - also?«
»Wir wissen nicht mal, wo sie steckt«, sagt Adán, doch jetzt
kommt ihm ein schrecklicher Verdacht. Er blickt zu Raúl auf, der am
Fenster steht und durch das Rollo lugt. »Raul, hast du ihr was angetan?«
Raúl antwortet
nicht.
Adán springt auf. »Raul, hast du ihr was angetan?« Er packt Raúl am Hemd. Raúl befreit sich
mühelos und stößt ihn aufs Bett. »Und was wäre, wenn?«
»Ich will sie
sehen.«
»Ich glaube,
das ist keine gute Idee.«
»Spielst du jetzt den Boss?«
»Wegen dieser Schlampe hast du uns alles vermasselt.« Mit anderen Worten:
Ja, Bruder, ich bin der Boss - bis du zur Vernunft kommst.
»Ich will sie sehen!«
»Ich lasse nicht zu, dass du so wirst wie Tio.«
Die Weiber, denkt Raúl, die große Schwäche der Barreras.
Dass es so weit gekommen ist, liegt nur daran, dass Tío so verrückt auf
diese jungen Schlampen war, erst Pilar, dann die andere, deren Namen ich schon
vergessen habe. Miguel Ángel
Barrera - Mi, der Mann, der die Federación aufgebaut hat,
der härteste, kaltblütigste, raffinierteste Taktiker, den ich kenne, doch
leider schaltet sich sein Gehirn ab, wenn ihm ein knackiger Arsch vor die
Flinte kommt.
Und Adán hat diese Krankheit geerbt. Verdammt, er konnte jede beliebige Fotze kriegen,
aber er musste unbedingt diese eine haben! Er hätte sie reihenweise vögeln
können, solange er es heimlich machte und nicht seine Frau brüskierte. Aber
nein, Adán versteift sich ausgerechnet auf diese Nutte und lässt sich überall mit ihr
sehen.
Bietet Keller ein perfektes Ziel.
Nun haben wir den Salat.
Adán starrt zu
Boden. »Lebt sie noch?«
Raúl antwortet
nicht.
»Raul, sag mir, ob sie noch lebt.«
Ein Wachmann kommt hereingeplatzt.
»Weg!«, brüllt er, »Schnell weg!«
In der Menagerie herrscht Aufruhr, als Ramos und seine
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