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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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die ihn dafür bezahlen, dass er ihr Geld
sicher anlegt.
    Und den belauschten Telefongesprächen entnimmt Keller, dass sie alle nicht
sehr glücklich sind.
    Auch Tim Taylor nicht.
    Der DEA-Chef hat ein Fax mit der Titelseite der San Diego
Union-Tribune vor sich, auf der in
Riesenlettern prangt: RIESIGER DROGENFUND IN LEMON GROVE - mit Hinweisen auf
eine »federacion«. Und noch ein
anderes Fax aus dem Büro des Justizministers mit der bohrenden Frage: Was zum
Teufel geht da vor? Taylor hängt
sich ans Telefon.
    »Was zum Teufel geht da vor?«, brüllt er in den Hörer.
    »Inwiefern?«, fragt Keller zurück.
    »Verdammt noch mal, ich weiß genau, was Sie da treiben!«
    »Dann verraten Sie's mir doch.«
    »Sie haben einen VI! Sie verbreiten das über andere Dienststellen, und
dann geben Sie diesen Mist auch noch an die Presse!«
    »Tue ich nicht«, antwortet Keller wahrheitsgemäß. Ich verbreite das über
andere Dienststellen, damit die es an die Presse geben.
    »Wer ist der VI?«
    »Es gibt keinen VI«, erwidert Keller. »Ich habe nichts damit zu tun.«
    Klar. Nur dass er drei Wochen später der Polizei von L. A. einen Tip
gibt, der zur Beschlagnahme von zweihundert Pfund Kokain in Hacienda Heights
führt. Die Polizei von Arizona stoppt auf der Interstate 10 einen Lkw mit dreihundert Pfund Kokain an Bord. Und die Polizei von
Anaheim macht bei einer Hausdurchsuchung die stattliche Beute von zehn
Millionen Dollar.
    Alle leugnen sie, irgendwelche Informationen von Keller bekommen zu ha.
<_n, aber sie wiederholen sein Evangelium: La Federacion,
La Federación, La Federación - von Ewigkeit zu Ewigkeit, amen.
    Selbst der DEA-Resident von Bogotá kommt zum Altar.
    Eines Tages geht Shag ans Telefon, drückt den Hörer an die Brust und sagt
zu Keller: »Der große Zampano persönlich. Von der vordersten Front des
Drogenkriegs.«
    Noch vor zwei Monaten hätte Chris Conti, der DEA-Resident in Kolumbien,
seinen alten Freund Art Keller nicht mal mit der sprichwörtlichen Feuerzange
angefasst. Aber jetzt scheint sogar er bekehrt zu sein.
    »Keller«, sagt er, »ich bin da auf was gestoßen, was dich interessieren
könnte.«
    »Kommst du her?«, fragt Keller, »oder soll ich zu dir kommen?«
    »Treffen wir uns doch einfach in der Mitte. Warst du in letzter Zeit in
Costa Rica?«
    Mit anderen Worten, keiner soll mitkriegen, dass er sich mit Art Keller
trifft, vor allem Tim Taylor nicht. Sie treffen sich in Quepos. Setzen sich in
eine Palmhütte am Strand. Und Conti bringt Geschenke mit - breitet eine Reihe
von Kontoauszügen auf dem Brettertisch aus. Die Belege passen zu den
Auszahlungsquittungen der Bank of Amerika in San Diego, die bei der letzten
Razzia beschlagnahmt wurden, und beweisen hieb- und stichfest, dass Barreras Federación mit
kolumbianischem Kokain handelt.
    »Wo hast du die her?«, fragt Keller.
    »Aus Kleinstadtbanken in der Gegend von Medellin.«
    »Ich danke dir sehr, Chris.«
    »Von mir hast du die nicht.«
    »Natürlich nicht.«
    Conti legt ein unscharfes Foto auf den Tisch.
    Eine Landebahn im Dschungel, mehrere Männer vor einer DC -4 mit der Nummer N -3423VX. Den einen identifiziert Keller sofort als Ramón Mette, ein
anderer kommt ihm irgendwie bekannt vor. Mittleres Alter, Bürstenschnitt,
glänzende schwarze Springerstiefel.
    Das muss lange her sein.
    Sehr lange.
    Vietnam. Operation Phoenix.
    Schon damals liebte Sal Scachi schwarze Stiefel.
    »Denkst du, was ich denke?«, fragt Conti.
    Also wenn du denkst, dass dieser Mann nach CIA aussieht, dann liegst du
richtig. Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, war Scachi Oberst bei den
Special Forces, dann ist er ausgestiegen. Die typische CIA-Karriere.
    »Hör zu«, sagt Conti. »Ich hab da ein paar Gerüchte gehört.«
    »Gerüchte sind mein Geschäft. Red weiter.«
    »Drei Funktürme im Dschungel nördlich von Bogota«, sagt Conti. »Ich komme
nicht in die Gegend, um das nachzuprüfen.«
    »Das Medellin-Kartell ist ohne weiteres in der Lage, so etwas zu bauen«,
sagt Keller. Das würde auch erklären, warum die SETCO-Flugzeuge nicht vom Radar
erfasst werden. Drei Funktürme mit VOR-Signalen bilden eine eigene
Flugleiteinrichtung.
    »Technisch ist
das machbar«, sagte Conti. »Aber haben sie auch die Möglichkeit, die Türme
unsichtbar zu machen?«
    »Wie meinst du
das?«
    »Satellitenfotos.«
    »Okay.«
    »Die Türme sind nicht zu finden. Nicht drei, nicht zwei, nicht einer. Wir
können Nummernschilder entziffern auf diesen Fotos, Keller. Und ein

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