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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eine unangenehme Erinnerung kam: Einmal hatte sie einem Jungen namens Theo Coffman gesagt, er solle seine Hand von ihren Brüsten nehmen, worauf er fies geworden war und sie »Schwanzneckerin« genannt hatte. Sie hatte Theo nie wiedergesehen, aber wegen der Beleidigung hatte sie sich widersinnigerweise geschämt. Nun hatte sie Angst, dass Boy ihr etwas Ähnliches vorwarf.
    Doch seine Züge wurden weich, und er sagte: »Ich bin furchtbar scharf auf dich, weißt du.«
    Das war Daisys Augenblick. Schwimmen oder absaufen, dachte sie. »Wir sollten das nicht tun«, sagte sie in einem bedauernden Tonfall, den sie nicht sonderlich zu übertreiben brauchte.
    »Warum nicht?«
    »Wir sind nicht mal verlobt.«
    Einen langen Augenblick hing das Wort in der Luft. Wenn ein Mädchen es aussprach, bedeutete es im Grunde, dass sie einen Antrag machte. Daisy beobachtete Boys Gesicht voller Angst, dass er kalte Füße bekam, sich abwandte, eine Entschuldigung murmelte und sie zum Gehen aufforderte.
    Er schwieg.
    »Ich möchte dich glücklich machen«, sagte sie, »aber …«
    »Ich liebe dich wirklich, Daisy.«
    Das genügte ihr nicht. Sie lächelte ihn an. »Wirklich?«
    »Über alles.«
    Sie erwiderte nichts, blickte ihn nur erwartungsvoll an.
    Endlich fragte er: »Willst du mich heiraten?«
    »Oh ja!«, rief sie und küsste ihn wieder. Während sie ihm die Lippen auf den Mund presste, knöpfte sie seinen Hosenschlitz auf, wühlte in seiner Unterwäsche, fand sein Glied und zog es heraus. Die Haut war seidig und warm. Sie streichelte es und dachte an das Gespräch mit den Westhampton-Zwillingen. »Du kannst seinDing reiben«, hatte Lindy gesagt, und Lizzie hatte hinzugefügt: »Bis es spritzt.« Die Vorstellung, einen Mann so weit zu bringen, faszinierte Daisy. Sie umfasste das Glied fester.
    Dann fiel ihr Lindys nächste Bemerkung ein. »Oder du kannst daran saugen, das mögen sie am liebsten.«
    Sie löste ihren Mund von Boys Lippen und flüsterte ihm ins Ohr: »Für meinen Mann würde ich alles tun.«
    Dann kniete sie nieder.

    Es war die Hochzeit des Jahres: Am Samstag, dem 3. Oktober 1936, wurden Daisy und Boy in der St. Margaret’s Church in Westminster getraut. Daisy war enttäuscht, dass sie nicht in der Westminster Abbey heiratete, aber sie hatte sich sagen lassen müssen, dass diese Kirche der Königsfamilie vorbehalten sei.
    Coco Chanel entwarf ihr Hochzeitskleid. Die Mode der Depressionszeit verlangte klare Linien mit wenig Extravaganz. Daisys bodenlanges, schräg geschnittenes Satinkleid hatte hübsche Schmetterlingsärmel und eine kurze Schleppe, die ein einziger Page halten konnte.
    Ihr Vater, Lev Peshkov, kam über den Atlantik zur Hochzeit. Um die Form zu wahren, saß ihre Mutter in der Kirche neben ihm und gab vor, sie und Lev seien ein mehr oder weniger glückliches Ehepaar. In Daisys Albträumen kreuzte auch Marga mit Levs unehelichem Sohn Greg am Arm in der Kirche auf; aber das blieb ihr erspart.
    Die Westhampton-Zwillinge und May Murray waren die Brautjungfern, Eva Murray die Trauzeugin. Boy hatte Einwände erhoben, weil Eva Halbjüdin war – er hatte sie gar nicht erst einladen wollen –, doch Daisy hatte darauf bestanden.
    Nun stand sie in der alten Kirche, sich deutlich bewusst, wie herzzerreißend schön sie aussah, und gab sich mit Leib und Seele an Boy Fitzherbert.
    Sie unterschrieb mit »Daisy Fitzherbert, Viscountess Aberowen«. Wochenlang hatte sie die Unterschrift geübt und das Papier hinterher jedes Mal sorgsam in winzige Streifen gerissen. Jetzt endlich hatte sie das Recht, so zu unterschreiben. Jetzt war es ihr Name.
    Als sie aus der Kirche zogen, nahm Fitz liebenswürdig Olgas Arm, doch Fürstin Bea hielt einen Schritt Abstand zu Lev.
    Die Fürstin war kein netter Mensch. Daisys Mutter gegenüber verhielt sie sich angemessen freundlich, und falls in ihrer Stimme ein herablassender Unterton lag, bemerkte Olga ihn nicht. Das Verhältnis zwischen beiden Frauen war halbwegs gut. Von Lev jedoch hielt Bea überhaupt nichts.
    Daisy war mittlerweile klar, dass Lev der gesellschaftliche Schliff fehlte. Er redete und lachte wie ein Gangster, aß und trank wie ein Gangster, rauchte und kratzte sich wie ein Gangster, und ihm war es egal, was die Leute dachten. Lev tat, was er wollte, weil er ein amerikanischer Millionär war – genau wie Fitz, der englische Earl, sich so gab, wie es ihm passte. Daisy hatte immer gewusst, wer ihr Vater war, doch es traf sie mit besonderer Wucht, als sie beim

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