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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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Mutter. Ich habe ihr Foto auf der McKettrickCo-Website gesehen, aber sie sagt, dass sie ganz anders aussieht.“
    Travis wartete noch immer.
    „Wie ist sie?“, fragte Sierra fast traurig. „In Wirklichkeit?“ „Eve ist eine schöne Frau“, antwortete Travis. Wie Sie, fügte er stumm hinzu. „Sie ist klug und eine toughe Geschäftsfrau. Sie ist wirklich bemerkenswert, Sierra. Geben Sie Ihr eine Chance.“
    Ihre Unterlippe bebte ein klein wenig. Die blauen, blauen Augen blickten aufgewühlt. Am liebsten wäre er in dieses Blau getaucht wie ein Schwimmer, um ihre Seele zu erkunden.
    „Sie wissen, was geschehen ist, oder?“, fragte sie sehr leise. „Damals, als meine Eltern sich haben scheiden lassen.“
    „So ungefähr.“ Travis war so vorsichtig wie jemand, der eine schmerzende Wunde berührte.
    „Dad hat mich mit nach Mexiko genommen, als ich zwei Jahre alt war“, erzählte sie. „Sofort, nachdem ihm die Scheidungspapiere zugestellt worden waren.“
    Er nickte. „Das hat Meg mir erzählt.“
    „So klein ich auch war, ich konnte mich an ihren Geruch erinnern, an ihre Stimme und daran, wie es sich angefühlt hat, wenn sie mich im Arm hielt.“ Schmerz flackerte in ihren Augen auf. „Aber so sehr ich es auch versucht habe, ich konnte mich nie an ihr Gesicht erinnern. Dad hat sehr darauf geachtet, dass es keine Fotos von ihr gab, und ...“
    Der matschige Kartoffelbrei wurde klumpig in seinem Mund und ließ sich so schwer hinunterschlucken wie Stacheldraht. Ganz deutlich spürte er ihren Schmerz. „Was muss das für ein Mann sein, der ...“
    Hastig brach er ab.
    Das geht dich nichts an, Travis.
    Zu seiner Überraschung lächelte sie erneut, ihr Blick wurde warm. „Dad war kein Vorzeigevater, eher ein Kumpel. Aber er hat sich gut um mich gekümmert. Ich bin freier aufgewachsen als die meisten Kinder - bin barfuß durch die Straßen von San Miguel gelaufen. Ich kannte alle Verkäufer auf dem Marktplatz. Viele Schriftsteller und andere Künstler kamen fast jeden Abend in unser Casita. Dads Freundin Magdalena hat mich zu Hause unterrichtet. Ich habe überall herumstreunende Hunde aufgesammelt, und Dad erlaubte mir immer, sie zu behalten.“ „Klingt nicht gerade nach einer traumatischen Kindheit“, bemerkte Travis noch immer vorsichtig.
    Sie schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Aber ich habe meine Mutter trotzdem schrecklich vermisst. Eine Zeitlang dachte ich, dass sie mich holen würde. Dass irgendwann ein Auto vor der Casita halten und sie aussteigen würde, lächelnd und mit weit geöffneten Armen. Aber weil es dann kein Lebenszeichen von ihr gab, nicht einmal einen Brief - nun, da dachte ich, dass sie wohl tot sein müsse. Erst als ich alt genug war, um im Internet zu surfen, habe ich sie gefunden.“
    „Sie haben nicht angerufen oder geschrieben?“
    „Es war ein Schock, herauszufinden, dass sie noch lebt - und dass, wenn ich in der Lage war, sie zu finden, sie mich genauso hätte finden können. Aber das hat sie nicht. Bei all ihren Möglichkeiten ...“
    Nun spürte auch Travis, wie eine ungeheure Wut in ihm aufstieg. Er schob sein Tablett von sich. „Ich habe für Eve gearbeitet. Und ich kenne sie fast mein ganzes Leben. Ich begreife nicht, warum sie nicht mit einer ganzen Armee in Mexiko aufgetaucht ist.“
    Sierra biss sich so fest auf die Unterlippe, dass Travis beinahe Blut erwartete. Ihre Augen glänzten vor Tränen, die sie aus Stolz vermutlich nicht vergießen wollte, jedenfalls nicht, wenn es um sie selbst ging. Wegen Liam hatte sie vermutlich oft geweint, heimlich und allein. Es lähmte ihn, wenn eine Frau weinte. In diesem Moment hätte er die Vergangenheit am liebsten umgeschrieben. Dann wäre er da gewesen, hätte Sierra beigestanden, sie in den Arm genommen und ihr versprochen, dass alles gut werden würde. Und er hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sein Versprechen zu halten.
    Doch er war nun einmal nicht da gewesen.
    „Ich gehe besser wieder zu Liam zurück“, sagte sie.
    Er nickte.
    Liam schlief, der DVD-Player auf seinem Schoß lief noch immer.
    Weil er mit einer der Krankenschwestern sprechen wollte, die er noch vom College kannte, ging Travis kurz nach draußen. Als er zurückkam, lag Sierra lang ausgestreckt neben ihrem Sohn.
    Seufzend betrachtete er die beiden.
    Auch schon vor Brodys Tod war er keine festen Beziehungen eingegangen, hatte sich mit vielen Frauen getroffen, aber es stets vermieden, etwas Ernstes aufzubauen.
    Und nun, ohne Vorwarnung,

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