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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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Bedeutung besaß, die sie nie ganz begreifen würde.
    So viele McKettrick-Weihnachtsfeste, und sie hatte an keinem teilgenommen. In ihrer Kindheit waren die Feiertage fast unbemerkt vorübergezogen, obwohl es immer ein paar Geschenke gegeben hatte. Aber Sierra hatte sich nie benachteiligt gefühlt, weil sie nicht wusste, dass andere Leute mehr Aufheben um Weihnachten machten.
    Die McKettricks machten vermutlich sogar ein enormes Aufheben darum, behielten kleine Geheimnisse für sich, versammelten sich um das Geisterklavier und sangen Weihnachtslieder, stießen mit Eierpunsch an, wobei jedes einzelne Glas wahrscheinlich älter war als sie selbst...
    Das reicht, ermahnte Sierra sich streng. Diese Zeiten sind vorbei. Du hast sie versäumt. Es hat keinen Sinn, sich zu wünschen, dass es anders wäre.
    Nachdem Eve Sierra auf den Kopf geküsst hatte, ging sie nach oben, um zu packen.
    Sierra räumte den Tisch ab und stellte das Geschirr in die Spülmaschine, doch ihr Blick war unablässig auf das Fotoalbum gerichtet. Es war, als ob die Leute auf den Fotografien, die alle längst tot waren, nach ihr riefen.
    Fang an, uns kennenzulernen.
    Wir sind ein Teil von dir. Wir sind ein Teil von Liam.
    Energisch schob sie diese Vorstellung als sentimentalen Unsinn zur Seite. Sie war genau so eine Breslin wie eine McKet trick. Und sie kannte sich damit aus, Hanks Tochter zu sein. Doch die Tochter von Eve zu sein war eine ganz andere Geschichte. Als ob sie zusätzlich eine vollkommen abgesonderte und unbekannte Identität bekommen hätte und sich selbst fremd wäre.
    Als sie gerade die Kaffeekanne ausspülte, stürmte Liam die Treppe hinunter. Er schien es kaum erwarten zu können, zur Schule zu gehen. Und er war begeistert, dass es in der Grundschule von Indian Rock kein „Freak-Programm“ gab.
    Er wollte ein gewöhnliches Kind sein.
    Nicht krank.
    Nicht hochbegabt.
    „Einfach normal“, wie er es ausgedrückt hatte.
    Vor Liebe und Mitgefühl schwoll Sierras Herz an. Sie selbst war als Kind zu Hause von Magdalena unterrichtet worden und hatte sich von ganzem Herzen gewünscht, eine Schule zu
    besuchen, doch Hank hatte es nicht erlaubt.
    Jetzt erst begriff sie, dass Hank sie versteckt gehalten hatte. Vermutlich aus Angst, dass irgendein Mitschüler, Eltern oder ein Lehrer mitbekamen, dass er sie entführt hatte.
    Einen Moment gab sie sich einer unbändigen Wut hin, die so tief reichte, dass ihr Magen sich verkrampfte und sie fest die Zähne zusammenbeißen musste.
    „Grandma sagt, wir sollen Megs Blazer nehmen, weil unser Wagen ein Schrotthaufen ist und eine Beleidigung fürs Auge“, vermeldete Liam fröhlich. „Wann bekommen wir ein neues Auto?“ „Wenn ich im Lotto gewinne oder eine neue Arbeit habe.“ Sierra zwang sich, die Schultern zu lockern, die sich sofort verspannt hatten. Sie nahm Liams neuen „Cowboy“-Mantel, wie er sagte, vom Haken. Obwohl es sie störte, dass Eve ihm all diese Geschenke gekauft und unter den bunt geschmückten Weihnachtsbaum gelegt hatte, war sie über diesen Mantel tatsächlich froh. Er war aus Leder und mit Schafspelz gefüttert, viel zu teuer für ihren eigenen Geldbeutel. Aber er würde ihren kleinen Jungen auf jeden Fall gut wärmen.
    Genau in diesem Moment kam Eve zurück. Sie trug einen kleinen, edlen Koffer in einer Hand und einen bodenlangen schwarzen Mantel, elegant geschnitten und vermutlich aus Kaschmir.
    „Wir sind gerade dabei, eine Zweigstelle von McKettrickCo in Indian Rock zu eröffnen“, erzählte sie. „Keegan baut sie auf. Aber ich bin sicher, dass es für dich eine Stelle gibt, wenn du willst. Du sprichst doch Spanisch, nicht wahr?“
    „Keegan“, überlegte Sierra laut, ohne auf das indirekte Jobangebot und die Frage nach ihren Fremdsprachenkenntnissen einzugehen. „Noch ein McKettrick-Cousin?“
    „Er stammt von Kade und Mandy ab“, bestätigte Eve und deutete mit dem Kinn auf das Fotoalbum. „Steht alles in dem Buch.“ „Wie kommst du zum Flugplatz oder wo immer dein Flugzeug landet?“ Sierra streifte ihren Mantel über, der aussah wie aus der Altkleidersammlung, zumindest verglichen mit denen, die Liam und Eve trugen.
    „Travis fährt mich hin.“ Eve stellte ihren Koffer neben die Tür, ging zum Küchenschrank, nahm einen Schlüssel aus der Zuckerdose, öffnete Sierras Hand und legte ihn hinein. „Nimm den Blazer. Deine Schüssel wird es nicht mal bis auf die Straße schaffen, falls sie überhaupt anspringt.“
    Sierra zögerte einen Moment, bevor sie die

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