Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
Vom Netzwerk:
,Klapse‘.“
    „Es gibt immer ein erstes Mal“, stellte Liam fest.
    „Du warst gestern Abend schon krank. Darum warst du beim Abendessen so still.“
    „Ich war still, weil ich dachte, Tobias wäre da, wenn ich hochgehe.“
    „Hattest du Angst?“
    Ihr Sohn bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. „Nein.“ Dann blähten sich seine Wangen, und er gab ein ersticktes Geräusch von sich.
    Blitzschnell fuhr Sierra an den Straßenrand, sprang aus dem Wagen und konnte gerade noch seine Tür aufreißen.
    Das ist dein wahres Leben, dachte sie pragmatisch.
    Nicht die zwei Millionen Dollar.
    Nicht der großartige Sex im Bett eines Cowboys.
    Sondern ein siebenjähriger Junge, der auf deine Schuhe kotzt.
    Die Überlegungen waren merkwürdig tröstlich, wenn man die Umstände bedachte.
    Als Liam fertig war, wischte sie ihre Stiefel mit einer Handvoll Schnee ab, stieg wieder in den Blazer und fuhr zur nächsten Tankstelle, wo sie ihm eine Flasche Gatorade kaufte. Er spülte sich den Mund aus, spuckte herzhaft auf den Gehsteig und trank dann ein paar Schlucke. So nahm er hoffentlich genügend Elektrolyte auf.
    Es dämmerte bereits, als sie in die Garage fuhr und ungewollt feststellte, dass Travis zurück sein musste, da goldenes Licht aus den Fenstern des Wohnwagens schien.
    Nicht, dass es wichtig gewesen wäre.
    Um genau zu sein, war sie auch nicht im Geringsten erleichtert, als er in die Garage spazierte, bevor sie die Tür schließen oder auch nur den Motor abstellen konnte.
    Liam öffnete seinen Sicherheitsgurt und ließ das Fenster herunter. „Ich habe die ganze Schule vollgekotzt“, verkündete er fröhlich. „Die werden wahrscheinlich noch in Jahren drüber sprechen!“
    „Hervorragend“, erwiderte Travis mit Bewunderung in der Stimme. Seine Augen funkelten unter der tief gezogenen Hutkrempe, als er Sierra über Liams Kopf hinweg ansah, dann richtete er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen. „Soll ich dir ins Haus helfen? So von einem Cowboy zum anderen?“
    „Gern“, entgegnete Liam. „Es ist aber nicht so, dass ich nicht allein gehen könnte.“
    Travis lachte. „Vielleicht solltest du dann mich tragen.“ Sein Blick fiel wieder auf Sierra. „Zufällig fühle ich mich heute selbst etwas schwach auf den Beinen.“
    Sierras Wangen wurden heiß. Sie stellte den Motor ab.
    Liam kicherte. „Du bist viel zu groß dafür, Travis“, sagte er mit solcher Zuneigung, dass Sierras Hals wieder eng wurde und sie ernsthaft befürchtete, in Tränen auszubrechen.
    Zum Glück sah Travis sie gerade nicht an. Er hob Liam mit sämtlichen Decken hoch und trug ihn hinein. Sierra folgte ihnen mit dem Mantel und dem Rucksack, wobei sie noch immer mit den verschiedensten Gefühlen kämpfte.
    „Ist ja arktisch hier“, rief Liam.
    „Stimmt.“ Nachdem Travis Liam auf den Stuhl gesetzt hatte, auf dem Sierra in das Erinnerungsbuch einer Frau geschrieben hatte, die vermutlich irgendwo zwischen all den Bronzestatuen auf dem Familienfriedhof begraben lag, ging er zu dem alten Herd. „Es geht doch nichts über ein hübsches Feuer, um einen Raum aufzuwärmen.“
    „Trink dein Gatorade“, forderte Sierra Liam auf, nur weil sie das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen und ihr nichts anderes einfiel.
    „Können wir heute wieder hier unten schlafen?“, fragte Liam. „So wie wir es beim Schneesturm gemacht haben?“
    „Nein“, antwortete Sierra ein wenig zu schnell.
    Grinsend warf Travis ihr einen Blick von der Seite zu, dann stopfte er zerknülltes Zeitungspapier in den Ofen und entzündete ein Feuer. Sierra schlug die Arme um ihren zitternden Körper.
    „Stimmt etwas nicht mit der Heizung?“, erkundigte sie sich.
    „Vermutlich“, antwortete Travis.
    Dass er sich über die überflüssige Frage nicht lustig machte, rechnete sie ihm hoch an. Aber so etwas würde er vor ihrem Sohn sowieso niemals tun, so viel zumindest wusste sie über Travis Reid. Und dass er ein verdammt guter Liebhaber war.
    Denk nicht mal daran, ermahnte sie sich stumm.
    Liam ließ nicht locker. „Ich denke, wir alle sollten hier unten schlafen.“
    Travis lachte, vermutlich eher über ihr Unbehagen als über Liams Kampagne für ein weiteres Küchenzeltlager. „Wenn ein Mann ein Bett besitzt“, sagte er, „sollte er es auch gut nutzen.“
    „War das nötig?“, zischte Sierra wütend, als sie sich an ihm vorbeidrückte, um ein paar Holzstücke aus der Kiste zu nehmen. Wenn sie ein Jahr hier leben sollte, war es höchste Zeit, zu

Weitere Kostenlose Bücher