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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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sprechen, weil sein ganzer Kiefer praktisch im Arsch ist«, sag ich, wie ich sie am Apparat hab.
    Der Flötzinger schaut mich dankbar an.
    »Ja, was ist denn genau passiert?«, will die Mary wissen.
    »Ja, genau   … genau weiß ich das jetzt auch nicht. Die Weisheitszähne, glaub ich«, sag ich, weil mir jetzt so spontan auch nix anderes einfällt.
    »Das hab ich ihm schon hundertmal gesagt, dass er die einmal machen lassen muss. Die quälen ihn doch schon seit Jahren!«
    Der Flötzinger verdreht die Augen in seinem Bett, das kann man gar nicht glauben.
    »Ja, jetzt hat er sie los. Alle vier«, sag ich.
    Dann bekomm ich liebe Grüße und Genesungswünsche durch den Hörer und ein paar Schmatzer. Der Flötzinger kriegt samt Gesichtsruine noch ein: »Arschloch!«, über die Lippen, und ich sag dem Doktor, die Weisheitszähne müssen raus. Alle vier. Weil ihn die schon immer quälen.
    Der Arzt sagt, das ist kein Problem und weil er jetzt sowieso schon nichts essen kann, machen sie die gleich morgen raus. Alle vier.
    Perfekt!
    Der Flötzinger kann mir trotz schwerster Verletzungen noch den Stinkefinger präsentieren, und dann bin ich weg.
     
    Wie ich in den Sprechraum der JVA München Neudeck komm, ist der Ferrari schon da. Sie freut sich, wie ich komm, und hat ganz nasse Augen.
    »Wie geht es dem Klärchen?«, ist das Erste, was sie interessiert.
    »Großartig! Alles bestens«, sag ich so und setz mich zu ihr. Es ist ein bisschen komisch, wir zwei so gegenüber und versperrt, und anfangs will sie gar nicht recht reden oder kann einfach nicht. So vergeht die Zeit mit Schweigen und banalen Worten.
    »Du, wenn es noch was zu sagen gibt, dann mach es bald, die Zeit läuft ab«, sag ich mit einem Blick auf die Uhr. Dann bricht sie in Tränen aus und alles kommt auf einmal. Sie erzählt, dass sie dank dem Geständnis vom Klaus keine große Strafe zu erwarten hat und wohl bald wieder hier raus darf.
    »Ich liebe dich, Franz! Wirst du da sein, wenn ich entlassen werde?«, fragt sie und greift nach meiner Hand. Sie schaut umwerfend aus mit ihren glänzenden Augen, und ihre Finger sind ganz sanft. Ein banges Lächeln formt ihren Mund.
    »Auf gar keinen Fall!«, sag ich und will meine Hand zurück. »Du hast mich verarscht vom ersten Tag an. Alles, was du mir erzählt hast, war gelogen. Mit Ausnahme vielleicht, dass dein Vater ein Franzose war. Deshalb auch der Vorname Mercedes. Alexandra Mercedes Kleindienst. Hab ich aus deinen Akten. Alles andere war falsch, mein Schatz. Allein die Geschichte mit dem Dechampes-Sonnleitner! Noch nicht einmal dein Name war echt.«
    »Das war dein eigener Fehler. Ich hab nie behauptet, so zu heißen!«, schmollt sie mir jetzt her und vermutlich hat sie recht.
    »Ich bin einfach davon ausgegangen, dass du so heißt, weil du in dem Gut gewohnt hast. Du hast aber keinerlei Anstalten gemacht, die Sache richtigzustellen. Ganz im Gegenteil. Du hast erzählt, du renovierst das Gut, weil im Sommer deine Eltern kommen. Wozu das alles? Damit kein Verdacht auf dich fällt und du ungestört deiner Immobilien-Abzocke nachgehen kannst?«
    »Ich gebe ja zu, diese Identität war sehr nützlich für mich. Ich war damit ja sozusagen eine Einheimische. Und das ist ein ziemlicher Vorteil in Niederkaltenkirchen, das weißt du genau. Aber das war die geschäftliche Seite. Und das hat absolut nichts mit mir privat zu tun, Franz.«
    Sie nimmt wieder meine Hand und fängt an, meine Finger zu lutschen.
    Aber nicht mit mir! Ich zieh sie zurück.
    »Du bist eine echte Sahneschnitte, zweifelsohne. Aber ich könnte kein Auge zumachen, wenn du nachts neben mir liegst.«
    »Das müsstest du auch nicht!«, haucht sie mir her und greift erneut nach meiner Hand.
    »Warum hat sich dein Klaus eigentlich erhängt?«
    »Na, weil ich ihm gesagt habe, dass ich ihn nicht mehr liebe. Dass ich dich will!«, flüstert sie durch ihren Tränenvorhang. Ich muss sehr mit mir kämpfen, ihr nicht das Gesicht trocken zu schlecken. Sie ist zum Niederknien.
    Nur ein einziger Gedanke hält mich davon ab. Der Gedanke von einem Eberhofer Franz auf dem Kanapee und mit einem Dolch zwischen den Schultern.
    »Der Klaus hat noch eine Lebenserwartung von circa fünf Jahren gehabt. Tablettensucht. Leber so groß wie ein Medizinball. Auch das steht in den Akten, Süße. Er hat sich nicht wegen dir umgebracht, das warst du ihm gar nicht mehr wert. Nur die Gewissheit, nicht mehr lebend aus dem Knast zu kommen, hat ihn dazu getrieben!«
    Ich steh auf, weil

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