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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Torheit und schlief wieder ein.
     
    Gegen die nächtliche Kälte in seinen Mantel gewickelt, lehnte sich Nogusta gegen den Baum und warf noch ein Stück Holz ins Feuer. Bison schnarchte leise, und das klang in der Stille der Nacht seltsam beruhigend. Nogusta zog eins seiner zehn diamantförmigen Wurfmesser aus dem schwarzen Wehrgehänge über seiner Brust und ließ die Klinge müßig durch seine Finger wirbeln. Der silberne Stahl glänzte im Mondschein.
    Ushuru hätte diesen hochgelegenen Ort mit seiner einsamen Schönheit geliebt, die ausgedehnten Berge, die unberührten Wälder. Sie wäre hier glücklich gewesen. Wir wären hier glücklich gewesen, verbesserte er sich.
    Die Zeit hatte seinen Kummer nicht gemildert. Vielleicht hatte er es auch nicht gewollt.
    Seine Gedanken wanderten zurück über die Jahre, und er sah wieder den großen Wohnraum vor sich. Sie hatten alle gelacht und gescherzt, während sie um den Kamin saßen. Sein Vater und seine beiden Brüder waren gerade aus Drenan zurückgekommen, wo sie mit der Armee einen neuen Vertrag über hundert Pferde ausgehandelt hatten, und das wurde jetzt gefeiert. Er sah noch vor sich, wie Ushuru auf der Couch saß, die langen Beine unter sich gezogen. Sie arbeitete an einem Traumtäuscher für Nogustas jüngsten Neffen. Ein Netz aus gedrehtem Rosshaar, das um einen zum Kreis gebogenen Schössling gewebt wurde. Es sollte über seinem Bett hängen. Es hieß, dass Alpträume von dem Traumtäuscher angezogen wurden und sich in dem Netz verfingen, so dass der Schläfer ungestört blieb. Der zwanzigjährige Nogusta ging an ihre Seite und legte ihr den Arm um die Schulter. Er küsste sie leicht auf die Wange.
    »Ein schönes Stück«, sagte er.
    Sie lächelte. »Es wird die Schlafdämonen verwirren.«
    Er grinste. Sie hatte die Sprache des Westens gut gelernt, aber ihre Übersetzungen waren meist allzu wörtlich. »Vermisst du das Opal-Land?« fragte er in der alten Sprache.
    »Ich würde meine Mutter gerne wieder sehen«, antwortete sie. »Aber ich bin mehr als zufrieden.«
    Sie webte weiter an dem Netz. »Wovon träumt Kynda?« fragte er.
    »Von Feuer. Dass er von Feuer umringt ist.«
    »Vergangene Woche hat er sich in der Schmiede den Finger verbrannt«, erzählte Nogusta. »Kinder lernen durch solche schmerzhaften Fehler.« Noch während er sprach, bildete sich ein klares Bild in seinem Geist. Ein kleines Kind, das einen steilen Hang hinunterrollte. Das Mädchen stürzte, verfing sich mit dem Fuß unter einer vorspringenden Baumwurzel und brach sich das Bein. Nogusta stand auf.
    »Was ist Liebster?« fragte Ushuru.
    »Ein Kind hat sich in den Bergen verletzt. Ich suche es.«
    Er küsste sie wieder, diesmal auf die Lippen, dann verließ er das Haus. Die Erinnerung daran brannte in ihm mit köstlichem Schmerz. Er war zwanzig Jahre alt gewesen, und er würde sie nie wieder küssen. Das nächste Mal, als er sie sah, kaum zehn Stunden später, war sie ein Leichnam, ihre Schönheit durch Klingen und Feuer zerstört Kyndas Alpträume waren wahr geworden. Flammen tobten durch sein Schlafzimmer.
    Aber das wusste er nicht als er aufbrach, um das Kind aus dem Dorf zu suchen. Als er das Mädchen fand, war es bewusstlos. Er befreite das Kind, schiente das Bein und trug es zurück ins Dorf. Er war erstaunt gewesen, keinem Suchtrupp zu begegnen, und es war kurz nach Morgengrauen, als er von Norden her wieder ins Dorf kam.
    Eine Menge strömte aus der Ratshalle, als er näher kam. Das Mädchen war inzwischen aufgewacht Ihr Vater – Grinan der Bäcker – rannte herbei. »Ich bin gefallen, Papa«, sagte sie. »Ich hab’ mir weh getan.« Nogusta sah, dass das Hemd des Bäckers rußverschmiert war. Er fand das seltsam. Grinan nahm seine Tochter aus Nogustas Armen entgegen. Dann sah er die Schiene.
    »Ich fand sie an der Almsenke«, sagte Nogusta. »Das Bein ist gebrochen, aber es ist ein glatter Bruch. Er wird gut heilen.«
    Niemand sagte ein Wort Nogusta wusste, dass die Dorfbewohner seine Familie nicht gerade liebten, aber trotzdem war ihre Reaktion zumindest seltsam. Dann sah er, dass eine Reihe von Männern ebenfalls Sengspuren an ihren Kleidern hatte.
    Von hinten kam der Edelmann Menimas heran. Er war groß und dünn, mit tiefliegenden dunklen Augen, und Bart und Schnurrbart, die zu einem perfekten Kreis geschnitten waren. »Hängt ihn!« sagte er. »Er betet Dämonen an.«
    Zuerst war er sich über die Bedeutung dieser Worte gar nicht klar. »Was sagt er?« wollte Nogusta von

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