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Wintermörder - Roman

Titel: Wintermörder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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irgendetwas.
    »Was?«
    »Dein Fall?«
    Myriam nickte.
    »Schlimme Sache.«
    Der Schlaganfall hatte das Sprachzentrum ihres Vaters beschädigt. Es fiel ihm schwer, komplizierte Wörter richtig auszusprechen, doch wie er
Schlimme Sache
herausquälte, schien Myriam die einzig angemessene Art, darüber zu sprechen.
    »Ich muss gehen.«
    Sie strich ihm über das dünne Haar. Schuppen rieselten heraus wie der Pulverschnee draußen vom Himmel. Die nächsten Tage gab es viel zu tun. Sie würde keine Zeit haben, seine Haare zu waschen. Doch er, der früher so viel Wert auf sein Äußeres gelegt hatte, würde es nicht bemerken.

6
    Die Einsatzzentrale des neuen Polizeipräsidiums Frankfurt gehörte zu den am besten ausgestatteten in Deutschland. Wenn hier Besprechungen stattfanden, dann aus einem An-lass, der dies in den Hintergrund treten ließ. Wer diesen Raum betrat, empfand keinen Stolz, sondern die Anspannung, die große Ermittlungen mit sich brachten.
    Die Luft im Raum war warm und stickig. An die dreißig Beamte hatten sich hier versammelt. Die Stühle reichten nicht aus. Die Leute saßen auf den Tischen, lehnten an den Schränken.
    Myriam blieb an der Tür stehen und sah sich um. Die meisten der Beamten kannte sie nur vom Sehen.
    Liebler stand ganz vorne, die rechte Hand in der Hosentasche, die linke umklammerte eine Wasserflasche. Er warf ihr einen seiner Sphinxblicke aus den blauen Augen zu. Übernächtigt und blass saß Hauptkommissar Ron Fischer daneben und hielt sich an einer Tasse Kaffee fest.
    Nervös krallte Myriam die Fingernägel in die Handfläche. Hatten die beiden sie mit Absicht nicht über die neuesten Entwicklungen informiert?
    »Die Beamten, die sich um das Schließfach kümmern, sind auf dem Weg hierher. Sie haben einen Umschlag gefunden«, erklärte Liebler, nachdem endlich Ruhe eingekehrt war. »Das Fach wurde gestern Abend gegen zehn Uhr gemietet. Der Entführer ist offenbar direkt von Henriette Winkler zum Bahnhof gefahren. Heute Morgen gegen halb acht hat der Nachbar von Denise Winkler, ihm gehört der Bauernhof, einen dunkelgrauen VW-Sharan vor dem Haus stehen sehen. Er dachte, dass Frau Winkler Frederik zur Schule bringt. Doch fünf Minuten später hat er sie in demselben Wagen aus der Garage kommen sehen. Ein dunkelgrauer Sharan wurde außerdem gestern vor Henriette Winklers Haus gesehen. Auch er fiel nicht auf, weil Denise Winkler denselben Wagentyp fährt. Aber gestern war sie nicht bei ihrer Großmutter. Auch vorgestern nicht. Schon vier Wochen nicht mehr.«
    Er nahm einen langen Schluck aus der Wasserflasche und wischte sich anschließend den Mund ab.
    »Gibt es schon Ergebnisse der Spurensicherung?«
    Myriam stellte sich auf die Zehenspitzen, konnte jedoch nicht erkennen, wer die Frage gestellt hatte.
    »Jede Menge«, antwortete diesmal Fischer. »Vandalismus wie bei einem Einbruch. Wir kennen seine Schuhgröße, sein Auto, seine Fingerabdrücke, und ich kann mir vorstellen, dass er nicht zumindest ein Haar im Wohnzimmer von Henriette Winkler verloren hat.«
    »Außer er hat keine mehr«, sagte Liebler, ohne eine Miene zu verziehen.
    Vereinzelt war Lachen zu hören. Es war die Nervosität. Jeder hier wusste, was in nächster Zeit auf ihn zukam. Überstunden, lange Nächte, ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie hatten fünf Tage. Mehr nicht. Aber was war dann?
    »Er hatte es nicht eilig«, sagte Fischer. »Es ging ihm nicht um einen schnellen Tod. Während Henriette Winkler auf der Terrasse langsam erfror, hat er alles durchwühlt. Er hat nach etwas gesucht. Im ganzen Haus.«
    Schweigen setzte für einen kurzen Moment ein. Ein Schweigen, das entsteht, wenn es zu viele Fragen gibt, und das schließlich dieselbe ruhige Stimme aus der ersten Reihe brach:»Was ist mit der Presse? Werden wir die überhaupt aus der Sache heraushalten können? Jost erzählt im Fernsehen, der Entführer hätte ihn als Kontaktperson genannt. Der In-halt des Schließfachs sei ausdrücklich für ihn bestimmt gewesen. Er wüsste, was er der Polizei schuldig sei, nur erwarte er jetzt auch von uns, dass wir ihm mit Informationen entgegenkämen. Er möchte quasi die Exklusivrechte.«
    Spöttisches Gelächter erklang im ganzen Raum. Liebler nahm erneut einen langen Schluck aus der Wasserflasche und fuhr fort: »Ich habe ihn gefragt, weshalb es eigentlich fast eine Stunde gedauert hat, bis er uns den Anruf meldete. Daraufhin er:
Aber nein, er habe sofort angerufen
. Aber ich konnte ihm das Gegenteil beweisen. Daraufhin meinte

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