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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Leitungswasser verteilte sich nun auf seiner Hand und spülte dabei ein wenig Schmutz von seiner Haut. Alex drehte den Wasserhahn augenblicklich ab und schüttete etwas Wasser aus seinem Glas, um es dann aus dem Spülbecken zu nehmen. Er stellte es vor sich auf den Tresen und begann in einer völlig chaotischen Schublade nach Kopfschmerztabletten zu suchen. Seine Hände zitterten, während er immer wieder verschiedene Medikamentenpackungen anhob, um sie gleich darauf wieder zurückzulegen. Dabei dehnte sich ein innerer Drang in ihm aus, der ihn förmlich zu zwingen versuchte, zurück zu dem Napf zu schauen. Doch Alex sträubte sich. Er wollte in jenem Moment nicht die kleinste Spur von Sentimentalität in sich aufkommen lassen. Dafür würde er später genug Zeit haben. In seinem Zimmer. Dort, wo ihn niemand sehen konnte.
    Endlich fand er schließlich den Streifen mit den Kopfschmerztabletten. Das Pochen in seinem Kopf war derweilen so stark, dass ihm schwindelig wurde. Hastig drückte er sich gleich drei Pillen aus der Packung und warf sie sich in den Mund. Dann griff er nach seinem Wasserglas und spülte die weißen Tabletten mit einem großen Schluck hinunter. Am Glas lief noch immer Wasser entlang und tropfte dabei auf seine Kleidung. Er trank so schnell, dass er mit dem Schlucken kaum hinterherkam und deshalb etwas Flüssigkeit an seinem Kinn entlang Richtung Hals lief. Als er das Glas schließlich mit einem Mal leer getrunken hatte, stellte er es wieder ab und schnappte erst einmal nach Luft. Mit seiner dreckigen Hand wischte er sich das übrige Wasser von den Lippen. Dann verharrte er unentschlossen. Noch immer war da etwas in ihm, das ihn aufforderte, zu Sams Napf zu schauen und seinen Gefühlen dabei freien Lauf zu lassen. Er wollte sich weiterhin weigern, doch verlor er diesen Kampf letztendlich und drehte sich schließlich vorsichtig um. Da stand er, der dunkelblaue Napf, auf dessen Vorderseite eine schwarze Pfote abgebildet war. Alex spürte, wie seine Augen sich mit Tränenflüssigkeit füllten. Mit Zeigefinger und Daumen fuhr er sich über die Augenbrauen und brachte die Finger schließlich auf seinem Nasenrücken zusammen. Nervös massierte er diese Stelle seines Gesichtes und versuchte damit die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Doch er war nahezu machtlos gegen seine Emotionen. Eine enorme Gefühlswelle von großer Wehmut durchfuhr ihn und ließ sein Herz schneller schlagen. Vermutlich hätte er letzten Endes auch diesen Kampf gegen seine natürliche Körperreaktion verloren, wäre in jenem Moment nicht sein Vater in die Küche gekommen.
    Jo fixierte ihn, während Alex sich unwohl in seiner Haut zu fühlen begann. Er hatte keine Lust auf eine Konversation mit seinem Vater, da bisher jedes ernstere Gespräch mit diesem zu einer sinnlosen Diskussion geführt hatte. Deshalb wich er Jos festem Blick aus und stopfte den Tablettenstreifen zurück in die Schublade. Dann wandte er sich um und schenkte seinem Vater dabei keinerlei Beachtung. Erst, als er sich an Jo vorbei aus der Küche drängeln wollte und dieser ihm daraufhin den Durchgang versperrte, blickte Alex auf. Dabei versuchte er nicht die kleinste Spur einer Emotion in seinem Gesicht zu zeigen.
    „Wo warst du die ganze Nacht?“, brach Jo streng fragend die Stille.
    Alex verweilte einen Moment lang und senkte den Blick wieder. Dann schloss er seine Augen für wenige Sekunden, als ob er sich erst einmal sammeln musste, bevor er antworten konnte. Als er wieder aufsah, blickte er direkt in die für ihn fremd erscheinenden Augen seines Vaters.
    „Was interessiert’s dich schon?“, gab er trocken zurück.
    „Tz ...“, machte Jo daraufhin. „Solange du unter meinem Dach wohnst, habe ich schon das Recht zu erfahren, wo du dich nachts herumtreibst“, er pausierte einen Moment, musterte Alex währenddessen von oben bis unten und fragte schließlich: „Wie siehst du überhaupt aus?“
    Alex blickte ausdruckslos zurück. In ihm sammelte sich Wut, doch hatte er weder Lust noch Kraft, dieser freien Lauf zu lassen.
    „Genau deshalb würde ich mich jetzt gern frisch machen“, erwiderte er monoton und schaffte es daraufhin erfolgreich, sich an Jo vorbei aus der Küche zu quetschen. In hastigen Schritten durchquerte er den Flur und eilte zur Treppe. Er spürte Jos Blick hinter sich und vernahm schließlich, dass dieser ihm in schnellen Schritten folgte.
    „Alexander!“, rief er dabei nachdrücklich. „Du kannst nicht einfach weglaufen, wenn ich

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