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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Anstand, seine Privatsphäre zu akzeptieren.
    „Das geht dich nichts an“, gab Alex harsch zurück.
    „Und ob mich das etwas angeht“, erwiderte Jo direkt. „Du verheimlichst mir doch was. Wahrscheinlich hast du wieder irgendwelche Probleme. Das sehe ich dir an und es wäre nur typisch für dich.“
    „Hast du ...“, begann Alex schnaubend, gestikulierte dabei wie wild und blickte seinen Vater fassungslos an, „... hast du überhaupt irgendeine Ahnung, wie’s mir geht? Sam ist tot. Mir geht’s beschissen und dir fällt nichts Besseres ein, als mir mit irgendwelchen Moralaposteln zu kommen?“
    Alex war außer sich vor Wut. Er fühlte sich von seinem Vater im Stich gelassen und herablassend behandelt. In einem Moment, in dem er eigentlich Verständnis und Hilfe brauchte, wurden ihm aus dem Nichts gegriffene Vorwürfe gemacht und seine Gefühle dabei vollkommen ignoriert.
    „Alex, ich bin dein Vater. Es ist meine Pflicht, mich um dich zu sorgen“, erwiderte Jo und versuchte ruhig zu klingen, doch seine Worte klangen unehrlich und oberflächlich.
    „Ja, genau“, Alex musste bitter auflachen. „Deine Pflicht. So siehst du das also?“
    Er wandte sich kurz um und sah Ben noch immer im Türrahmen zum Badezimmer stehen. Er tauschte einen flüchtigen Blick mit dem Dunkelhaarigen, scherte sich sonst aber nicht weiter um ihn.
    „Alex, bitte!“, ermahnte Jo ihn und klang dabei so arrogant wie ein Adliger, der seine Diener zähmen wollte.
    „Was?“, entgegnete Alex überreizt. „Was denn? Du spielst dich hier auf und versuchst für Sekunden in deine Vaterrolle zu schlüpfen? Das widert mich an. Du kümmerst dich doch sonst auch ’nen Scheiß um mich. Du hast überhaupt keine Ahnung von meinem Leben. Du weißt gar nichts.“
    „Dann erzähl’s mir doch!“, erwiderte sein Vater. In seiner Stimme schwang selbstquälerische Ungeduld.
    „Warum sollte ich das tun, Jo?“, fragte Alex und nannte seinen Vater dabei absichtlich beim Vornamen, um die Fremdheit zwischen ihnen nur umso stärker zu verdeutlichen.
    „Weil ich dir ansehe, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Sache mit deinem Hund ... mit Sam ... spricht ja wohl für sich“, erklärte Jo und schien sich in einer merkwürdigen Art und Weise zu verstellen, als ob Bens Anwesenheit seine Wortwahl beeinflusste.
    Alex lachte höhnisch auf und erwiderte selbstsicher: „Du siehst mir überhaupt nichts an. Du interessierst dich doch gar nicht für mich. Ich hab’ dir noch nie viel bedeutet. Das einzige, was für dich zählt, ist deine beschissene Arbeit. Das war schon bei Mutter so.“
    „Halt sie daraus!“, warnte Jo und klang dabei fast bedrohlich, als ob Alex ihn mit seiner Aussage an einem Punkt getroffen hatte, an dem er empfindlich war. Genau das war auch die Absicht des Blonden gewesen. Es fühlte sich in jenem Augenblick sogar gut an, eine gewisse Dominanz über Jo erlangt zu haben. Immer wenn es um seine Mutter ging, war Alex ihm weit überlegen. Das wusste er.
    „Sie war einsam“, fuhr Alex vorwurfsvoll fort, „weil du dich nur für deine Arbeit und deine Karriere interessiert hast. Deswegen hat sie mit dem Trinken angefangen. Und was hast du getan? Du hast weggesehen.“
    Jo verharrte in seiner Position. Seine Mimik verfestigte sich und er schien darüber nachzudenken, wie er sich rechtfertigen könnte. Seine Augen hafteten an denen von Alex. Sie starrten sich an, als ob ihre Blicke sich bekriegten. Erst nach einigen Sekunden wandte Jo den Blick für einen kurzen Moment ab und sah an Alex vorbei Richtung Ben.
    „Würdest du uns bitte allein lassen?“, bat Jo übertrieben ruhig. Anhand seiner Stimme konnte Alex erkennen, wie wütend sein Vater war und dass er sich lediglich vor seinem Praktikanten zusammen zu reißen versuchte.
    „Ja, ich ... entschuldige ...“, stammelte Ben und wollte gerade gehen, als Alex sich plötzlich abrupt umdrehte und ihn grob am weißen Stoff seines T-Shirts festhielt.
    „Wieso soll er gehen?“, fragte Alex selbstsicher. „Er ist es doch, der deinen Traumsohn verkörpert. Du behandelst ihn mehr wie einen Sohn, als du es je mit mir getan hast. Du arbeitest täglich mit ihm, hilfst ihm, vertraust ihm ...“, Alex stockte und sog die Luft stark ein, bevor er fortfuhr, „dann hat er doch auch das Recht zu wissen, was für ein Arschloch du eigentlich bist.“
    Ben reagierte überhaupt nicht darauf, dass Alex ihn festhielt. Er schien vollkommen überfordert mit der Situation zu sein und unschlüssig darüber, wie

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