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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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fast einer Feindschaft geglichen hatte. Doch zwischen diesen Phasen des von Alex ausgehenden Hasses hatte es immer einen Funken Vertrauen gegeben, eine Art Verbundenheit. Ben wusste mittlerweile viel von Alex’ Leben. Er wusste von seinen Geldschulden, seinen Problemen, seiner toten Mutter und seinem verstorbenen Freund. Er wusste auch, von wem Sam umgebracht worden war, hatte sich sogar bis zu den Kerlen, mit denen Alex sich angelegt hatte, hervorgewagt und sich damit selbst in Gefahr gebracht. Doch das war ihm egal, weil er Alex hatte helfen und vor einer Dummheit bewahren wollen. Neben all diesen Dingen kannte er auch Alex’ wahren Charakter, der sich irgendwo hinter einer fast undurchsichtigen Fassade verbarg, aber zwischenzeitlich hervorgeblitzt war. Er hatte Alex schon in so vielen verschiedenen Situationen erlebt und in so unterschiedlichen Gemütszuständen, dass er sogar glaubte, er würde den Blonden besser kennen als jeder andere. Alex war jemand, der unberechenbar war und seine Art so oft änderte wie ein Chamäleon seine Farbe. Aber gerade das war es, was Ben an Alex reizte und dem Blonden eine so abstrakte Individualität verpasste, die Bens Interesse von Tag zu Tag weiter wachsen ließ.
    Ben grinste noch immer und schloss seine Augen. Erneut ließ er das Geschehene vor seinem inneren Auge ablaufen.
    Dann atmete er einmal tief durch. Die Erinnerung an den Kuss fühlte sich gut an. So gut, dass er einfach nicht mehr mit dem Grinsen aufhören konnte. Bislang war er sich nicht genau über seine Gefühle im Klaren gewesen. Er hatte nie genau gewusst, ob er wirklich wahres Interesse an dem Blonden hatte oder es lediglich genoss, eine derart merkwürdige Verbindung zu Alex zu haben. Doch jetzt wusste er, wie es um ihn stand. Er hatte sich in den Blonden verknallt und das so stark, dass es ihn wahnsinnig machte. Es machte ihn verrückt, dass er nicht wusste, was nun folgen und wie die nächste Begegnung der beiden verlaufen würde und es machte ihn verrückt, dass er nicht genau wusste, warum Alex sich so verhalten und ihn geküsst hatte. Vielleicht war es nur im Eifer des Gefechts aufgrund seiner verzweifelten Lage geschehen, vielleicht aber auch, weil er ebenfalls Interesse an Ben hatte. Diese Frage konnte Ben sich nicht beantworten, aber das brauchte er vorerst auch nicht. Aktuell fühlte er sich wohl und genoss einfach den Gedanken an das, was passiert war. Er war nicht nur verknallt, sondern fuhr völlig auf den Blonden ab. Alex war perfekt. Er sah gut aus und hatte Charakter. Er war nicht einfach irgendein 0-8-15-Kerl, dem man überall begegnen konnte. Alex war jemand ganz Besonderes. Er hatte dieses gewisse Etwas, das Ben von Beginn an fasziniert hatte. Der Dunkelhaarige hatte schon viele Küsse erlebt, aber das, was sich eben zwischen ihm und Alex abgespielt hatte, hatte ihn wirklich an seine Grenzen gebracht. Die Atmosphäre war einmalig gewesen, in der Luft hatte ein Knistern gelegen und es war faszinierend gewesen, dass jede neue Sekunde etwas völlig anderes hätte bringen können. Das Unvorhersehbare der ganzen Szene war etwas, das Ben nie zuvor erfahren hatte. Genau diese Komplexität hatte eine enorme Anziehungskraft auf die beiden ausgeübt und wieder den Reiz in Ben geweckt, Alex ganz nahe sein zu wollen, um in die bislang unergründeten Tiefen dieses Menschen vorzudringen.
    Ben seufzte, bevor er seine Augen schließlich wieder öffnete und sich dabei fühlte, als ob er mitten aus einem Traum erwachen würde. Dann stand er auf und fuhr seine Lippen unbewusst mit seinem Mittelfinger nach, als ob er nach einem fühlbaren Beweis für das, was soeben geschehen war, suchen würde. Ganz langsam kehrte sein Verstand zurück und ließ ihn den Kuss für wenige Minuten vergessen. Stattdessen spürte er plötzlich ein klebriges Gefühl in seinem Nacken, das sich anfühlte wie ein Sprühpflaster, das über seiner Haut spannte. Ben schritt zum Spiegel und drehte sich seitlich so, dass er einen Blick auf seinen Nacken werfen konnte. Daraufhin musste er schmunzeln, denn dort befand sich nichts anderes als ein dunkelroter Abdruck von Alex’ Hand in Form von getrocknetem Blut. Ben dachte sofort an Alex’ Verletzung und fragte sich noch immer, was der Blonde wohl angestellt hatte. Kurz drauf kehrten schon wieder die Gedanken an den Kuss in seinen Kopf zurück und erinnerten ihn daran, wie der Blonde seine lädierte Hand so fest in seinen Nacken gekrallt hatte, dass es wehgetan hatte. Das war nicht der

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