Wintermond (German Edition)
kommt einfach zu spät.“
Alex blickte ihn an und sah dabei aus, als ob er jeden Moment losheulen würde. Seine arrogante Art war vollständig verschwunden, stattdessen wirkte er tatsächlich etwas menschlich.
„Ich denke“, fuhr Ben dann fort, „dass du dir erst mal über deine Gefühle im Klaren werden musst“, er sprach bedacht leise, damit Jo ihn nicht verstehen konnte. „Und wenn du dann herausgefunden hast, was du willst, kannst du dich wieder bei mir melden.“
Alex starrte ihn wortlos an. Seine Augen offenbarten zum ersten Mal, wie verletzlich er eigentlich war.
Doch er erwiderte nichts mehr, wodurch Ben sich nur darin bestätigt fühlte, dass er Abstand brauchte. Wenn Alex nämlich genau wissen würde, was Ben ihm bedeutete, hätte er das spätestens in diesem Moment gesagt, um ihm vom endgültigen Auszug abzuhalten. Doch das tat er nicht. Stattdessen schwieg er und senkte nach weiteren Sekunden den Blick.
Ben kniff seine Lippen zusammen. Die gesamte Situation machte ihm zu schaffen und Alex’ Anblick schmerzte ihn. Er musste endlich von diesem Ort verschwinden. Deshalb wollte er nur noch schnell sein Handy von Jo holen.
„Du hast noch mein Handy“,wandte er sich bestimmt an Jo.
Jo nahm das gestapelte Geld in seine Hände und richtete sich daraufhin wieder auf.
„Ach, ja ...“, gab er irritiert zurück.
Er legte den Schmuck und das Geld auf der Fensterbank hinter sich ab und griff anschließend in seine rechte Anzugtasche. Dann zog er Bens Handy hervor und reichte es dem Dunkelhaarigen.
„Danke“, erwiderte Ben knapp und wollte gehen, doch dieses Mal hielt Jo ihn am Arm fest.
„Ben, es tut mir leid, wie das Ganze gelaufen ist. Ich werde dir aber trotzdem ein gutes Zeugnis ausstellen“, sagte Jo und wirkte dabei wieder einigermaßen gefasst.
„Danke“, erwiderte Ben monoton.
Dann wollte er sich erneut abwenden, doch Jo hielt ihn auch noch ein weiteres Mal zurück. Ben stöhnte genervt auf, bevor er sich wieder umdrehte.
„Trotzdem bitte ich dich, Alex von dieser ... anderen ... Welt fernzuhalten!“, meinte Jo und klang dabei wieder altbekannt streng.
Ben wusste sofort was gemeint war und empfand es als lächerlich, dass Jo nicht auf eine normale Art und Weise über das Schwulsein sprechen konnte.
„Du meinst wohl eher, ihn von mir fernzuhalten, oder?“, hakte Ben nach und lachte dabei kurz bissig auf.
„Das passt doch alles gar nicht zu ihm. Vermutlich ist er einfach nur verwirrt. Er hat ja genug durchgemacht, wie du weißt. Du würdest euch beiden einen Gefallen tun, das Ganze so zu belassen, wie es nun ist“, erwiderte Jo.
Ben schüttelte daraufhin nur ungläubig seinen Kopf.
„Du machst es dir echt einfach“, entgegnete er. „Ich denke nämlich, dass es Alex’ Entscheidung ist, wie er sein Leben leben will. Und wenn er dies mit mir zusammen tun will, bin ich der Letzte, der ihn davon abhält.“
„Wieso tust du das?“, fragte Jo daraufhin. Er hatte seine Augenbrauen kritisch zusammengezogen und wirkte skeptisch.
Ben blickte ihn eine ganze Weile wortlos an. Dann drehte er sich zu Alex um, doch der Blonde war mittlerweile aus dem Zimmer verschwunden. In Ben tat sich plötzlich eine ungeheure Menge Adrenalin zusammen. Ihn durchzog der Wille, einfach auszusprechen, was er fühlte und so packte ihn schließlich sein gesamter Mut.
„Weil ich ihn liebe“, entgegnete er sicher.
Jos Augen weiteten sich. Das pure Entsetzen war ihm ins Gesicht geschrieben. Er hob seine linke Hand, fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Mundwinkel und führte seine Finger schließlich auf seinen Lippen zusammen.
„Erinnerst du dich noch an unsere Schachpartie?“, fragte Ben dann, um die unangenehme Stille zu überbrücken. „Ich hab’ gewonnen und du hast mir einen Wunsch versprochen.“
Jo wandte seinen Blick kurz irritiert ab, bevor er Ben wieder in die Augen sah. Er wirkte vollkommen erschüttert.
„Ich hab’ jetzt einen Wunsch“, fuhr Ben fort. „Ich wünsche mir, dass du Alex 40.000 Euro gibst ...bis spätestens morgen“, dann pausierte er kurz, „und, dass du ihm dabei keine Fragen stellst.“
„Tz ...“, machte Jo daraufhin und grinste überzogen. „Bist du verrückt geworden?“
Ben zuckte als Antwort lediglich mit der Schulter.
„Das ist mein Wunsch“, erwiderte er sicher. „Die 40.000 sind doch Peanuts für dich, aber Alex würde damit ziemlich geholfen werden.“
„Wofür braucht er ...“, begann Jo, doch Ben unterbrach ihn
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