Wintermond (German Edition)
verschwinden.
Sam bellte daraufhin, als ob er zu wissen schien, was Alex tat, und ihn warnen wollte.
„Sei heute Abend um zehn bei mir!“, sagte Diego.
Der Dunkelhaarige ließ vom Geländer ab und wandte sich zum Gehen um.
„Und sei lieber dankbar für meine Hilfe!“, fügte er noch hinzu, bevor er von der verschneiten Brücke trat und Alex mit seinen vielen Fragen zurück ließ.
Sam saß neben ihm im Schnee und schaute mit treuen Augen zu ihm auf.
„Was soll ich denn jetzt machen?“, dachte Alex laut. „Ich brauch’ nun mal dieses verdammte Geld.“
Ohne es sich eingestehen zu wollen, wusste er, dass er eigentlich längst eine Entscheidung gefällt hatte, die für und nicht gegen den Einbruch sprach.
Sam fiepte und als Alex einen Blick auf seine teure Armbanduhr warf, kombinierte er, dass Sam hungrig sein musste.
Nachdenklich machte er sich schließlich auf den Weg zurück zur Villa. Er verließ den Park, überquerte die Straße und schritt wieder die Treppe hinunter, um am Wasser entlang nach Hause zu gehen.
Dieses Mal grüßte er die Leute, denen er begegnete, als ob dieses Verhalten ihn menschlicher und vor allem unauffälliger wirken ließ; als ob durch sein höfliches Grüßen niemand auf die absurde Idee kommen könnte, Alex nach der sich unter seiner Jacke befindenden Waffe zu durchsuchen.
Ein schlechtes Gewissen durchfraß ihn, wenn er an den geplanten Überfall in der kommenden Nacht dachte. Allein das Planen dieser Tat fühlte sich kriminell an.
Nach kurzer Zeit kam er wieder bei der Villa an und schloss die massive Haustür auf. Er ließ Sam den Vortritt und ging schließlich hinterher. Er stülpte sich lediglich die Schuhe von den Füßen und behielt seine Jacke an. Er wollte nicht riskieren, dass irgendjemand zufällig etwas von dem, was er unter ihr versteckte, sehen konnte. Leise ging er in die Küche und füllte Sams Wassernapf mit frischem Wasser, den Fressnapf mit etwas Trockenfutter.
Dann trat er zurück in den Flur und spähte in das Arbeitszimmer. Ben saß auf der roten Couch und blickte konzentriert auf seinen Laptop, den er vor sich auf dem Granittisch platziert hatte. Sein Vater saß am Schreibtisch und war wie immer in seine Arbeit vertieft.
Alex wollte gerade wieder gehen, als Ben ihn bereits entdeckte und ihn dumm angrinste. Der dunkelhaarige Typ hatte sich ihm gegenüber in letzter Zeit sowieso übermäßig freundlich verhalten. Alex reagierte darauf jedoch mit noch mehr Ablehnung und Schikane. Er hatte kein Bedürfnis nach einem ungezwungenen Verhältnis zwischen ihm und einem Schwulen.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, wurde er plötzlich von Ben gefragt, woraufhin auch Jo kurz aufblickte.
„Ach, auch wieder da?“, fragte Jo knapp, bevor er sich wieder auf seine Arbeit konzentrierte. Doch kurze Zeit später legte er seine Brille vor sich auf den Schreibtisch und stand auf. Er ging zu seinem Safe, der sich inmitten der Bücherregale verbarg, und drehte einige Male an dem kleinen Rädchen, woraufhin die Safetür lautlos aufschnallte. Während Jo ein paar Unterlagen durchsuchte, konnte Alex das viele Bargeld und wertvollen Schmuck im Safe liegen sehen.
Sein Vater schien schließlich die gesuchten Unterlagen gefunden zu haben, nahm sie an sich und schloss den Safe daraufhin wieder.
Alex merkte plötzlich, wie Ben ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte.
„Glotz nicht so blöd!“, befahl Alex daraufhin wütend.
Er verließ den Arbeitsbereich schließlich wieder und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.
Dort angekommen schloss er die Tür hinter sich ab und ließ sich tief einatmend auf seinem Bett nieder. Erst dann befreite er sich aus der Jacke und zog das braune Bündel nervös hervor. Vorsichtig wickelte er die Pistole aus und betrachtete sie genauer. Sie war klein, leicht und relativ modern. Alex fuhr mit dem Zeigefinger über ihren Lauf und prüfte, ob sie geladen war. Ja, sie war geladen. Ein kalter Schauer durchfuhr ihn. Dann nahm er die Pistole in beide Hände, als ob er damit schießen wollte. Dabei merkte er, wie handlich sie war. Alex erinnerte sich an Diegos Worte.
Nur für den Notfall , hallte es in seinem Kopf wider.
Erschrocken über sich selbst, legte er die Pistole schließlich zurück auf das braune Tuch, wickelte sie hastig wieder ein und ließ sie daraufhin in einer abschließbaren Schublade verschwinden. Mit einem Mal fühlte Alex sich fremd in seinem Körper. Er schien zu begreifen, wie tief am Boden er sich befinden musste,
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