Wintermond (German Edition)
einer neben der Bank liegenden Glasflasche trat. Noch eh Ben hätte reagieren können, spürte er einen kurzen Zug an seiner Hand. Sam war ihm entrissen und stürzte nun in Richtung der Glasflasche, die nur kurz rollte, bevor sie im Schnee stecken blieb.
„Oh, nein ...“, murmelte Ben und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, als ob er sich damit unsichtbar machen und der kommenden Situation entfliehen konnte. Er wollte einfach nicht hinsehen, während er Alex verwundert mit seinem Hund sprechen hörte. Dann vernahm er Sams Bellen, das immer näher kam. Kurz darauf spürte er den Schäferhund zwischen seinen Beinen. Wie benommen nahm Ben seine Hände aus dem Gesicht und blickte auf. Blaue Augen fixierten ihn streng.
„Was hast du hier zu suchen?“, fragte Alex wütend.
Ben seufzte, löste seinen Rücken vom kalten Stamm und antwortete: „Wonach sieht’s denn aus? Ich bin mit Sam joggen. Du vernachlässigst den Armen ja nur. Also komm’ mir nicht von wegen, dass ich deinen Hund in Ruhe lassen soll oder so! Das würd’ nämlich schon fast an Tierquälerei grenzen.“
Doch Alex schien Bens ablenkende Worte zu ignorieren. Böse funkelte er Ben an.
„Du hast mich belauscht, richtig?“, fragte er zornig.
„Nein, ich hab’ nur zufällig ein paar Worte aufgeschnappt“, konterte Ben und trat vom Baum weg. Seine Füße versanken dabei in noch unbetretenem Schnee.
„Erst glotzt du mir beim Duschen zu, dann spionierst du mir hinterher. Hat ein wenig was von ’nem Stalker, findest du nicht?“, fragte Alex und folgte Ben, der von ihm wegtrat, mit seinem Blick.
„Was hast du verbrochen, Alex?“, fragte Ben schließlich mutig. „Wofür brauchst du das ganze Geld?“
Kaum hatte er ausgesprochen, schritt der Blonde mit zu Fäusten geballten Händen auf ihn zu und schnaufte bedrohlich. Die ganze Szene erinnerte Ben an den letzten Abend. Ein kalter Schauer zog sich über seinen Rücken.
„Halt dich da raus!“, zischte Alex. „Du bist eine kleine widerliche Plage.“
Ben konnte nicht anders. Er musste grinsen. Er war Alex’ Verhalten mittlerweile gewohnt.
„Was wohl dein Vater zu deinen Geldschulden sagt?“, wagte Ben dann. „Du scheinst echt tief in der Scheiße zu sitzen.“
Er hatte zwar nicht viel von Alex’ Telefonat mitbekommen, aber ausreichend genug, um spekulieren und damit zurückdrohen zu können.
„Wichser!“, fluchte Alex und stürzte sich auf Ben, der daraufhin nach hinten taumelte, im Schnee ausrutschte und zu Boden fiel. Glücklicherweise landete er mit dem Rücken sanft im kalten Schnee. Alex setzte sich auf ihn, je eines seiner Knie presste er dabei gegen Bens Oberkörper. Er blickte wütend auf Ben herab, seine blonden Haare fielen ihm ins Gesicht. Seine kalten Hände umfassten Bens Hals und drohten ihn zu erwürgen.
Ben keuchte unter dem Druck der einzelnen Finger, die sich förmlich in seine Halsschlagader bohrten.
„Halt dich endlich aus meinen ganzen Angelegenheiten raus!“, drohte Alex erneut. „Ich kann nämlich auch ganz anders.“
„Alex ...“, stöhne Ben und versuchte sich aus dem harten Griff zu befreien. „Ich krieg’ keine Luft.“
Er hob seinen Oberkörper mühselig an, wurde jedoch sofort wieder von Alex gen Boden gedrückt. Zornig starrte der Blonde ihn an, purer Hass spiegelte sich in jenem Moment in seinen Augen wider und ließ ihn unmenschlicher denn je wirken.
Für einen Moment kroch ein Anflug von Panik in Ben empor. Sein Herz schlug schnell gegen seine Brust, der Druck an seinem Hals schmerzte. Dennoch versuchte er Alex’ Blick stand zu halten. Es kam Ben wie eine Ewigkeit vor, bis Alex endlich von ihm abließ und das vermutlich nur, weil Sam mit einem Mal angerannt kam und wie verrückt zu bellen begann.
Der Blonde saß noch immer auf ihm, blickte finster in Bens Augen. Kaum hatte der Druck an Bens Hals nachgelassen und damit auch die kurzweilige Angst in ihm, machte sich erneut das perverse Gefühl in ihm breit, dass Alex’ Art ihn anmachte. Er spürte das Gewicht des anderen auf sich, spürte dessen Lendenbereich an seinem. Der hasserfüllte Blick Alex’ unterstrich die Stimmung der Situation um ein Vielfaches. Ben fühlte, wie sein Körper Adrenalin frei setzte und er kurz davor war, seine Augen zu schließen, bis Alex schließlich grob von ihm herunterkletterte. Der Blonde richtete sich auf und klopfte sich den Schnee von den Knien. Dann fasste er Sam ans Halsband und zog ihn unsanft mit sich.
„Komm, Sam!“, sagte Alex streng.
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