Wintermond (German Edition)
müder Verstand nur langsam zur Besinnung kam.
„Der Spanier?“, hakte er nach. „Die Typen, denen wir das Geld schulden?“
„Denen du das Geld schuldest“, verbesserte Diego ihn überreizt.
„Woher ...“, begann Alex, doch wurde er augenblicklich unterbrochen.
„Ich weiß das von meinem Vater. Natürlich haben die keinen Plan, wer das war. Die denken es waren irgendwelche Ausländerfeinde.“
Alex rieb sich nervös mit der flachen Hand über seine Lippen. Binnen Sekunden erinnerte er sich an seine Geldschulden und die nicht abgelieferte Rate. Er hatte seine Probleme doch tatsächlich aufgrund anderer Ereignisse verdrängt. Im Halbschlaf erinnerte er sich zurück daran, wie er vom Pool aus das Taschenlampenlicht im Garten gesehen hatte, das letztendlich von Ben gewesen war. Erst in jenem Moment wurde ihm bewusst, dass es tatsächlich auch jemand anderes hätte sein können, der ihn fertig machen wollte.
„Woher weißt du, dass sie es waren?“, fragte Alex und versuchte sich noch intensiver auf das Gespräch zu konzentrieren.
„Das liegt ja wohl auf der Hand, du Idiot!“, gab Diego schroff zurück.
Alex wusste nicht, was er sagen sollte. Unzählige Gedanken überfluteten sein Hirn, verbunden mit einem Anflug von Panik.
„Scheiße, Diego, wo bist du überhaupt?“, versuchte Alex es ein weiteres Mal.
„Das spielt keine Rolle“, antwortete Diego und als hätte er Alex’ Gedanken gelesen und wollte diesem zuvor kommen, fügte er hinzu, „Frag’ mich jetzt nicht nach dem Studenten! Ich hab’ mich darum gekümmert.“
„Was heißt denn darum gekümmert ?“, hakte Alex nach, während ihm die Bilder aus der Nacht des Einbruches und Diegos Zusammenschlagen des Studenten in den Kopf schossen.
„Vertrau mir einfach!“, erwiderte Diego knapp.
Seine Stimme entfernte sich für einen kurzen Moment vom Hörer, was so wirkte, als ob er sich beim Telefonieren umblickte.
„ Und jetzt? “, fragte Alex und versuchte mühsam einen klaren Gedanken zu fassen.
„Und jetzt?“, wiederholte Diego fassungslos. „Du besorgst jetzt endlich das Geld! Ich will mit der ganzen Scheiße nix mehr zu tun haben. Das Auto war vermutlich nur der Anfang. Die ziehen meine Familie da mit rein, verfluchte Scheiße!“
Diego klang verzweifelt. So kannte Alex ihn gar nicht.
„Wo soll ich das Geld denn auftreiben?“, fragte Alex mutlos. „Du warst es doch, der die erste Rate verspielt hat.“
„Es ist mir scheißegal, wo und wie du das Geld auftreibst. Hauptsache, du treibst es auf!“
Alex schwieg. Er dachte über verschiedene Möglichkeiten nach, an das viele Geld zu kommen, doch überzeugte ihn keine davon.
„Die werden dich genau so fertig machen“, fuhr Diego angespannt fort, „früher oder später.“
„Mein Vater rückt keine Kohle raus“, erklärte Alex und versuchte ruhig zu klingen.
„Dir wird ja wohl irgendetwas einfallen!“, fuhr Diego ihn an.
„Nein, ich ...“, begann Alex, doch wurde er erneut unterbrochen.
„Ist dieser Typ noch bei euch?“, fragte Diego plötzlich.
„Welcher Typ? Meinst du Ben?“, fragte Alex zurück.
„Na, diese Schwuchtel, von der du erzählt hast. Keine Ahnung, wie der Typ heißt“, erwiderte Diego.
Alex dachte einen Moment über seine Antwortmöglichkeiten nach. Er wusste nicht, worauf Diego hinauswollte, doch erschien es ihm fast so, als hätte Diego irgendetwas vor, in das er Ben mit hineinziehen wollte. Er wollte zumindest wissen, was es war und erwiderte deshalb: „Ja, der ist noch hier. Warum?“
„Klau deinem Vater irgendwas! Der hat ja wohl genug wertvolles Zeugs rumliegen. Mit dem Geld begleichst du dann endlich diese beschissenen Schulden. Die ganze Sache musst du natürlich so geschickt machen, dass du sie dieser Schwuchtel in die Schuhe schieben kannst. Der Typ hat dich doch eh so angekotzt. Dann wärst du nicht nur die Schulden los, sondern auch ihn“, erklärte Diego.
In Alex dehnte sich ein mulmiges Gefühl aus, das er nicht zuordnen konnte. Diegos Worte zeigten nur umso mehr, was für eine kriminelle Energie und ausgeklügelte Fantasie in dem Italiener steckten. Alex wusste zunächst nicht, was er sagen sollte. Vor seinem inneren Auge zeigte sich Bens Gesicht. Alex musste schwer atmen und fühlte sich dabei fast, wie in eine Zwickmühle gedrängt.
„Wie soll ich das bitte anstellen?“, fragte er dann.
„Dir wird ja wohl irgendwas einfallen!“, entgegnete Diego nervös.
„Mein Vater vergöttert Ben“, dachte Alex laut und
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