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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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geschrieben hat, war nicht recht ...«
    »Wer hat den Brief denn geschrieben?«, fragte Karin Beckman.
    Dagny Molin hielt ihrem Blick stand. »Ich habe keine Ahnung. Wir haben keine Ahnung.«
    Dann streckte sie den Rücken durch und betrachtete die Polizistin plötzlich mit einem gewissen Trotz, bevor sie fortfuhr: »Leider wissen wir auch so gut wie nichts mehr über Svens Leben. Wir haben fast keinen Kontakt mehr zu ihm.«
    Sie krümmte sich, als die Tränen erneut in ihr aufstiegen. Karin Beckman legte ihr die Hand auf den Rücken und spürte unter den Fingern die spitzen Wirbel.

53
    Seja saß noch immer auf dem Sofa. Sie ließ sich nach hinten sinken und starrte an die Decke. Ein breiter Riss verzweigte sich in dünnere Risse und bildete ein Muster, das an einen verdorrten Baum erinnerte. Gelb-braune Verfärbungen beulten die Decke aus. Sie hatte die undichten Stellen nie bemerkt, aber jetzt konnte sie genau nachverfolgen, wo das Wasser entlanggelaufen war.
    Wie es aussah, musste das Dach gemacht werden. Am Ende hatte sie Schimmel oben im Schlafzimmer? Vielleicht hatte das Schmelzwasser das Holz morsch werden lassen? Bei dem Gedanken, dass vielleicht das ganze Haus verrottet sein könnte, wurde ihr eiskalt.
    »Das Haus riecht so ähnlich wie das meiner Tante auf Gotland«, hatte sie Martin in ihrem blauäugigen Enthusiasmus zugeflüstert, als sie mit dem alten Gren einen Rundgang machten. Wahrscheinlich würde ihr das ganze Haus demnächst über dem Kopf zusammenstürzen.
    Tränen des Selbstmitleids stiegen ihr in die Augen, als sie wieder an Tells Verrat dachte, an ihre Einsamkeit, an das Haus und den Stall und die vielen Handwerkerstunden, die es brauchen würde, um für Lukas und sich ein würdiges Zuhause zu schaffen – wesentlich mehr, als sie sich von ihren Studienfördergeldern leisten konnte. Ob man sich in der Bibliothek Bücher über Hausrenovierung ausleihen konnte? Endlich zu Hause für Dummies .
    Sie musste sich jetzt aufraffen und an den Schreibtisch setzen. Sie musste in den Stall gehen und Lukas füttern. Sie musste Brennholz holen und Feuer machen. Sie musste das Fenster weit aufreißen, um Christian Tell und sein Altherrenparfum und seine ganzen falschen Versprechungen hinauszulassen.
    Seit er fort war, fühlte sie sich leer, als hätte er ihr ihre Lebensgeschichte entrissen. Seine Verbitterung war im Laufe des Abends sicher dem Wunsch gewichen, sie zu verstehen. Einen Augenblick hatte sie sich sogar eingeredet, auch er suche nach der verlorenen Nähe, bis ihr aufging, dass er nicht sie verstehen wollte, sondern den Mordfall.
    Sie hatte sich mal wieder aus dem Fenster gelehnt, hatte sich verliebt und sich erlaubt, auf eine Fortsetzung zu hoffen, zu der es nie kam. Aber das hier war ihr Zuhause, Schimmel hin oder her. Zumindest müsste sie niemals frieren.
    Bevor sie aus dem Haus trat, machte sie das Licht über der Vortreppe aus und blieb eine Weile so stehen, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nur aus der Küche fiel ein schwacher Lichtschein.
    Wenn sie nach Einbruch der Dämmerung etwas im Stall oder im Schuppen zu tun hatte, machte ihr der umgrenzte Lichtkegel der Außenbeleuchtung mehr Angst als die völlige Dunkelheit.

54
    Er hatte überlegt, ob er nicht die Käfige öffnen und die ekelhaften kleinen Tiere freilassen sollte. So würde er die örtliche Polizei auf die falsche Fährte locken, dass nämlich Molins Tod auf das Konto der Überzeugten Militanten Veganer ging oder wie die sich nannten, diese schwarz gekleideten rabiaten Gören. Das würde ihm ein, zwei Tage Vorsprung geben.
    Die Wälder in Dalarna hatten ohnehin nicht viele Kommissare zu bieten, die ihren Titel zu Recht trugen.
    Seit den Tagen vor Weihnachten hatte Caroline jede Tages- und Abendzeitung gekauft, die sie auftreiben konnte, und hatte sie genauestens studiert. Sebastian wusste, dass sie Berichte über die Morde suchte. Woher sie wusste, dass er es getan hatte, war ihm unklar. Seltsam irgendwie, wie sie beide ein Geheimnis hatten, es aber niemals hätten aussprechen können. Wie in stummer Übereinkunft unterstützte sie ihn. Jetzt sind wir beide auf diesen Zug aufgesprungen, glaubte er in ihrem Blick zu lesen. Und jetzt fahren wir bis zur Endstation.
    Wie er selbst feststellte, als er sich mit glühenden Wangen in die Gedenkstätte eingesperrt hatte, beschränkte sich die Berichterstattung auf wenige Meldungen. Im Lokalfernsehen brachten sie einen kurzen, leidenschaftslosen Beitrag, sonst

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