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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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würde, wenn er nach dem Verkauf des Hauses nicht mehr als Courtney Parrish ans Kap zurückkehrte.
    Er könnte abnehmen und sein Haar wachsen lassen und sein Aussehen wieder völlig verändern. Denn bei Nancys Prozeß wollte er hier sein, wenn sie die Leichen der Kinder gefunden hatten und sie vor Gericht stellten. Nun, das war überhaupt kein Problem. Das Schicksal spielte ihm in die Hände. So mußte es sein.

Er erbebte, als ihn eine Woge von Heiterkeit und Ausgelassenheit durchflutete. Ja, natürlich. Er könnte sich sogar nach Nancy erkundigen. Es wäre nur nachbarschaftliches Interesse. Mit einem Mal fühlte er sich ganz selbstsicher, und liebenswürdig sagte er: »Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Kragopoulos, und bedaure es außerordentlich, daß Sie dieses wunderbare Haus zum ersten Mal bei solch einem Wetter besichtigen.« Wie durch ein Wunder schwand die Feuchtigkeit von seinen Händen, aus den Achselhöhlen und den Leisten.
    Die Spannung in dem kleinen Foyer verminderte sich spürbar. Er war sich bewußt, daß sie größtenteils von Dorothy ausging. Warum auch nicht? Er hatte sie unzählige Male in den letzten Jahren gesehen, außerhalb des Eldredge-Hauses und drinnen, wie sie die Kinder schaukelte und sie in ihrem Auto mitnahm. Diesen Typ kannte er: Eine von diesen langweiligen Witwen mittleren Alters, die immer versuchten, sich bei jemandem wichtig zu machen, Parasiten. Der eigene Mann tot.
    Keine Kinder. Ein Wunder, daß sie nicht eine kranke Mutter hatte. Die meisten von diesem Schlag hatten eine. Das gab ihnen die Möglichkeit, sich Freunden gegenüber als Märtyrer aufzuspielen. Immer so nett zu Mutter. Und warum? Weil sie nicht anders konnten, als zu irgend jemandem nett zu sein. Sie mußten sich wichtig machen. Und wenn sie Kinder hatten, dann gab es nur noch die. Genau wie bei Nancys Mutter.
    »Ich habe Radio gehört«, sagte er zu Dorothy, »und ich bin so entsetzt… Sind die Eldredge-Kinder schon gefunden worden?«
    »Nein.« Dorothy spürte, wie jede Nervenfaser in ihr zitterte.
    Von drinnen hörte sie, daß das Radio angestellt war. Sie schnappte das Wort ›Nachrichten‹ auf. »Entschuldigen Sie«, rief sie und rannte aus dem Wohnzimmer zum Radio hinüber.
    Hastig drehte sie es lauter. »… zunehmender Sturm. Es sind orkanartige Winde, die eine Geschwindigkeit zwischen achtzig und hundert Stundenkilometern erreichen, angesagt. Warnung an alle Autofahrer. Die Suche nach den Eldredge-Kindern ist zur See und auf dem Lande auf unbestimmte Zeit eingestellt worden. Sonder-Streifenwagen sind aber auch weiterhin in Adams Port und Umgebung unterwegs. Captain Coffin von Adams Port bittet dringend, daß jeder, der meint, er hätte etwas mitzuteilen, sich sofort mit der Polizei in Verbindung setzt. Er bittet dringend, alle außergewöhnlichen Vorfälle sofort der Polizei zu melden, zum Beispiel ein unbekanntes Fahrzeug, das vielleicht in der Umgebung des Eldredge-Hauses gesehen wurde, oder eine in dieser Gegend unbekannte Person oder unbekannte Personen. Rufen Sie diese Sondernummer an: KL
    fünf-drei-achthundert. Alle Informationen werden vertraulich behandelt.« Die Stimme des Kommentators fuhr fort: »Trotz der dringenden Bitte um Hinweise auf die vermißten Kinder, haben wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß Nancy Harmon Eldredge zur Vernehmung in die Polizeidirektion gebracht wird.«
    Sie mußte zu Nancy und Ray. Dorothy wandte sich abrupt an John Kragopoulos. »Wie Sie sehen, ist das hier ein reizendes Apartment, gerade richtig für zwei Personen. Die Aussicht aus den vorderen und rückwärtigen Fenstern dieses Zimmers ist wirklich sehr eindrucksvoll.«
    »Sind Sie Astronom?« wandte sich John Kragopoulos an Courtney Parrish.
    »Eigentlich nicht. Wie kommen Sie darauf?«
    »Wegen dieses großartigen Teleskops.«
    Viel zu spät kam Parrish zu Bewußtsein, daß das Teleskop immer noch auf das Eldredge-Haus gerichtet war. Als ihm klar wurde, daß John Kragopoulos sich anschickte, hindurchzublicken, gab er dem Gerät einen heftigen Stoß, so daß es nach oben kippte.
    »Ich beobachte gern die Sterne«, pflichtete er hastig bei.
    John Kragopoulos blinzelte, als er durch das Objektiv blickte. »Ein großartiges Gerät«, rief er aus. »Einfach großartig.« Vorsichtig hantierte er an dem Teleskop, bis es in die gleiche Richtung wies, die es gehabt hatte, als er es zuerst bemerkte. Dann, als er die feindselige Haltung des anderen Mannes spürte, richtete er sich auf und begann sich

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