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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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aufmerksam im Zimmer umzusehen. »Das ist ein gut konzipiertes Apartment«, bemerkte er zu Dorothy.
    »Ich habe mich hier äußerst wohl gefühlt«, stimmte Parrish zu. Innerlich kochte er vor Wut über sich selbst. Schon wieder hatte er überhastet reagiert und sich verdächtig gemacht. Er fing wieder an zu schwitzen. Hatte er noch etwas vergessen?
    Lag irgend etwas von den Kindern herum? Wahnsinnig aufgeregt schoß sein Blick in alle Ecken des Zimmers. Nichts.
    Dorothy sagte: »Wir möchten gern auch das Schlafzimmer sehen, wenn Sie gestatten.«
    »Selbstverständlich.«
    Er hatte die Bettdecke gerade gezupft und die Dose mit dem Kinderpuder in die Schublade des Nachtschränkchens getan.
    »Das Badezimmer ist so groß wie die meisten heutigen Zweitschlafzimmer«, bemerkte Dorothy zu John Kragopoulos.
    Dann, als sie sich umsah, sagte sie: »Oh, es tut mir leid.« Sie starrte auf die gefüllte Badewanne. »Wir kamen wohl sehr ungelegen. Sie wollten wohl gerade ein Bad nehmen.«
    »Ich bin an keine Zeit gebunden.« Trotz dieser Beschwichtigung gelang es ihm, ihr den Eindruck zu vermitteln, daß sie ihn tatsächlich störte.
    John Kragopoulos trat hastig ins Schlafzimmer zurück. Er begriff, daß dieser Mann über ihr Kommen offensichtlich aufgebracht war. Es war ziemlich plump, einem das zu verstehen zu geben, indem man in dieser Weise die Wanne präsentierte. Und die Ente, die da auf dem Wasser herumschwamm. Ein Kinderspielzeug. Er schüttelte sich angewidert. Er strich mit der Hand über die Tür des Wandschranks. Das Holz und seine glänzende Oberfläche faszinierte ihn. Das Haus war wirklich ein wundervoller Bau.
    John Kragopoulos war ein nüchterner Geschäftsmann, aber er glaubte auch an Instinkt. Und sein Instinkt verriet ihm, daß dieses Haus eine gute Kapitalanlage sein würde. Sie wollten dreihundertfünfzigtausend dafür… Er würde zweihundertfünfundneunzig dafür bieten und ihnen bis drei zwanzig entgegenkommen. Er war sicher, daß es dafür zu haben war.
    Der Entschluß nahm in seinem Kopf endgültige Form an, und sein Interesse an dem Apartment wuchs, so als ob er schon der neue Eigentümer wäre. »Darf ich diesen Wandschrank öffnen?« fragte er beiläufig. Er drehte schon an dem Griff.
    »Es tut mir leid. Ich habe an diesem Schrank das Schloß ausgewechselt und anscheinend den Schlüssel verlegt. Wenn Sie vielleicht den anderen Schrank ansehen wollen… sie sind praktisch gleich.«
    Dorothy sah sich das Schloß und den neuen Griff genau an.
    Es war billige Fabrikware aus der Eisenhandlung. »Hoffentlich haben Sie den Originalgriff aufbewahrt«, sagte sie. »Alle Türgriffe waren Sonderanfertigungen aus echtem Messing.«
    »Doch. Ich habe ihn. Er muß nur wieder angebracht werden.« Du lieber Himmel, wollte dieses Weib den Griff unbedingt herumdrehen? Angenommen das neue Schloß verbog sich? Es saß nicht allzu fest in dem alten Holz. Was wäre, wenn es sich öffnete?
    Langsam ließ Dorothy den Griff los. Der leichte Anflug von Verärgerung in ihr schwand so schnell, wie er gekommen war.
    Um Himmels willen, was für einen Unterschied machte das schon? Selbst wenn im ganzen Universum die Messinggriffe ausgewechselt würden? Wen kümmerte das schon?
    Parrish mußte die Lippen aufeinanderpressen, um dieses neugierige Weib und ihren Klienten nicht hinauszuweisen. Die Kinder lagen direkt hinter der Tür. Hatte er die Knebel fest genug angezogen? Hörten sie die vertraute Stimme und machten irgendein Geräusch? Er mußte diese Leute jetzt loswerden.
    Aber auch Dorothy wollte gehen. Sie nahm im Schlafzimmer einen undefinierbaren, vertrauten Duft wahr – einen Duft, der sie sehr stark an Missy erinnerte. Sie wandte sich an John Kragopoulos. »Vielleicht sollten wir jetzt aufbrechen… wenn Sie soweit sind.«
    Er nickte: »Ich bin durchaus bereit, vielen Dank.« Er machte Anstalten zu gehen, und es war ganz deutlich, daß er es diesmal vermied, Parrish die Hand zu schütteln. Dorothy folgte ihm. »Vielen Dank, Mr. Parrish«, sagte sie hastig. »Ich bleibe mit Ihnen in Verbindung.«
    Schweigend gingen sie davon, die Treppen hinunter ins Erdgeschoß. Sie gingen durch die Küche, und als sie die Hintertür öffneten, erkannte sie, daß die Sturmwarnung berechtigt war. Innerhalb der kurzen Zeit, in der sie sich im Haus aufgehalten hatten, war der Wind noch heftiger geworden. O Gott, die Kinder würden erfrieren, wenn sie die ganze Zeit über draußen wären.
    »Am besten laufen wir schnell zur Garage

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