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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die sie nicht einmal im Unterbewußtsein wahrhaben will.«
    Der Captain fuhr dazwischen: »Und ich möchte mich selbst nicht wahrhaben, wenn die Möglichkeit besteht, daß die Kinder noch leben und ich hier kostbare Zeit verschwendet habe.«
    »Schon gut. Ich werde jetzt versuchen, etwas über heute morgen herauszubekommen. Aber bitte gestatten Sie mir, daß ich sie zuerst über den Tag befrage, an dem die Harmon-Kinder verschwanden. Wenn es zwischen beiden Fällen irgendeine Verbindung gibt, vielleicht verrät sie sie uns.«
    Captain Coffin blickte auf seine Uhr. »Du lieber Himmel, es ist schon fast vier. Die Sicht war heute zwar schon den ganzen Tag über miserabel, aber in einer halben Stunde sehen wir überhaupt nichts mehr. Wo ist das Radio? Ich möchte die Nachrichten hören.«
    »In der Küche steht eines, Captain.« Bernie Mills, der wachhabende Polizist im Hause, war ein ernsthafter, dunkelhaariger Mann Anfang Dreißig. Er war seit zwölf Jahren bei der Polizei, und dies hier war der sensationellste Fall, mit dem er bisher zu tun gehabt hatte. Nancy Harmon. Nancy Eldredge war Nancy Harmon! Die Frau von Ray Eldredge. Da sah man’s wieder. Man wußte nie, was in den Menschen vor sich ging.
    Als sie noch Jungen waren, hatte er mit Ray Eldredge im Sommer immer in einer Baseball-Mannschaft gespielt. Dann war Ray auf irgendeine komische Vorbereitungsschule und dann aufs Dartmouth College gegangen. Er hätte nie erwartet, daß Ray sich nach dem Wehrdienst am Kap niederlassen würde. Aber er hatte es doch getan. Als er die Kleine heiratete, die dieses Haus gemietet hatte, sagten alle, daß sie eine hübsche Frau sei. Ein paar Leute meinten auch, daß sie einen irgendwie an jemanden erinnere.
    Bernie besann sich, wie er selbst auf das Gerede reagiert hatte. Viele Leute sehen wie irgend jemand aus. Sein eigener Onkel, ein Taugenichts und Säufer, der seiner Tante das Leben zur Hölle machte, war ein Doppelgänger von Barry Goldwater.
    Er warf einen schnellen Blick zum Fenster hinaus. Die Fernsehleute standen da draußen immer noch herum, mit ihrem Aufnahmewagen und dem ganzen Gerät. Warteten auf eine Story. Er fragte sich, was sie wohl denken würden, wenn sie wüßten, daß Nancy Eldredge gerade eine Spritze mit einem Wahrheitsserum erhalten hatte. Nun, das war eine Story. Es zog ihn nach Hause, weil er Jean davon erzählen wollte. Er überlegte, was sie wohl gerade machte. Das Baby hatte in der letzten Nacht gezahnt; es hatte sie beide auf den Beinen gehalten.
    Einen einzigen schrecklichen Moment lang fragte sich Bernie, wie ihm wohl zumute wäre, wenn der kleine Kerl an einem Tage wie heute verschwunden wäre… irgendwo da draußen… und er wüßte nicht wo. Die Vorstellung war so schrecklich, so atemberaubend, so nervenzerrüttend, daß er sie von sich wies. Jean ließ Bobby niemals aus den Augen.
    Manchmal ging sie Bernie damit auf die Nerven, wie sie sich mit dem Kleinen anstellte. Jetzt im Augenblick jedoch war der Gedanke, daß sie den Kleinen nie allein ließ, eine Beruhigung für ihn, die seine Besorgnis ein wenig dämpfte. Der kleine Bursche war ein Prachtkerl – dank Jean.
    Dorothy kam in die Küche und ließ die Kaffeekanne vollaufen. Bernie sann darüber nach, wieso Dorothy ihn immer ein wenig verunsicherte. Sie hatte – nun ja, man könnte es wohl so nennen – so eine reservierte Art an sich. Sie konnte schon nett und freundlich sein – aber, nun ja, Bernie wußte nicht so richtig. Er kam zu dem Ergebnis, daß Dorothy seiner Ansicht nach einfach ein bißchen zu intellektuell war.
    Er drehte das Transistorradio an, und sofort drang die Stimme von Dan Philipps, dem Nachrichtensprecher von WCOD in Hyannis, ins Zimmer. »Im Fall der vermißten Eldredge-Kinder hat es gerade eine neue Wendung gegeben«, sagte Philipps, und in seiner Stimme schwang eine ganz berufsfremde Erregung mit. »Otto Linden, ein Tankwart von der Gulf Tankstelle an der Route 28 in Hyannis, hat soeben angerufen und uns mitgeteilt, daß er bezeugen kann, heute morgen um neun den Benzintank von Rob Legler gefüllt zu haben. Rob Legler ist der verschwundene Zeuge im Mordfall vor sieben Jahren. Mr. Linden sagte weiter, daß Legler offenbar sehr nervös gewesen sei und aus freien Stücken erklärt habe, er sei auf dem Wege nach Adams Port, um jemanden aufzusuchen, der über ein Wiedersehen mit ihm wahrscheinlich nicht sehr glücklich sein würde. Er fuhr einen neuen roten Dodge Dart.«
    Coffin fluchte leise. »Und ich vergeude meine

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