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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Er hatte sich versteckt… sah mich an.«
    Ihre Stimme hob sich, fiel zusammen; ihre Augenlider flatterten, öffneten sich und schlossen sich wieder langsam.
    Ray wurde blaß. Dorothy holte tief Luft. Das Bindeglied zwischen beiden Fällen war gefunden.
    »Das Amytal hat seine Wirkung nahezu verloren. Sie wird schon bald zu sich kommen.«
    Lendon erhob sich und zog eine Grimasse, als er die Verkrampfung in seinen Knien und Oberschenkeln verspürte.
    »Doktor, kann ich draußen mit Ihnen und Jonathan ein Wort sprechen?« Jeds Stimme klang unverbindlich.
    »Bleiben Sie bei ihr, Ray«, mahnte Lendon. »Sie kann jetzt jeden Augenblick zu sich kommen.«
    Im Speisezimmer blickte Jed Lendon Jonathan prüfend an.
    »Doktor, wie lange soll das noch so weitergehen?« Jeds Gesicht war undurchdringlich.
    »Ich bin der Meinung, daß wir jetzt aufhören sollten, Nancy noch weiter auszufragen.«
    »Was haben wir denn nun aus alledem herausbekommen außer der Tatsache, daß sie vor ihrem Mann Angst hatte, daß sie ihn offensichtlich nicht liebte und daß möglicherweise heute morgen Rob Legler am See war?«
    Lendon starrte ihn an: »Du lieber Gott, haben Sie denn nicht gehört, was diese Frau gerade gesagt hat? Begreifen Sie denn nicht, was Sie soeben gehört haben?«
    »Ich weiß lediglich, daß ich absolut nichts gehört habe, was mir hilft, meine Pflicht zu erfüllen und die Eldredge-Kinder zu finden. Ich habe nur gehört, daß Nancy Eldredge sich selbst die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt, was ganz natürlich ist, wenn eine Mutter ihr Kind auf dem College besucht und dabei tödlich verunglückt. Ihre Reaktionen ihrem ersten Mann gegenüber klingen ziemlich hysterisch. Sie bemüht sich, ihm die Schuld dafür zu geben, daß sie selbst versuchte, aus ihrer Ehe auszubrechen.«
    »Was für einen Eindruck haben Sie von Carl Harmon bekommen?« fragte Lendon sachlich.
    »Einer von diesen egoistischen Kerlen, die eine jüngere Frau heiraten und immer die Oberhand haben wollen. Zum Teufel.
    Er ist nicht anders als mindestens die Hälfte der Männer hier am Kap. Ich möchte Ihnen Beispiele nennen, wo die Kerle ihre Frauen nicht einmal über zehn Cent verfügen lassen, außer um Lebensmittel zu kaufen. Ich kenne einen, dessen Frau nicht einmal den gemeinsamen Wagen fahren darf. Ein anderer verbietet seiner Frau, abends allein auszugehen. Das ist doch in der ganzen Welt so üblich. Vielleicht hat dieses Pack von Women’s Lib deshalb immer etwas zu meckern.«
    »Captain, wissen Sie, was Pädophilie ist?« fragte Lendon ruhig.
    Jonathan nickte: »Genau daran habe ich auch schon gedacht.«
    Lendon ließ Jed keine Zeit zu einer Antwort: »Laienhaft ausgedrückt, es ist eine sexuelle Abnormität, die alle Formen sexueller Betätigung mit einem Kind, das noch nicht das Pubertätsalter erreicht hat, einschließt.«
    »Wie paßt das hier hinein?«
    »Es paßt noch nicht… nicht ganz. Nancy war achtzehn, als sie heiratete. Aber äußerlich hat sie vielleicht noch sehr kindlich ausgesehen. Captain, gibt es für Sie die Möglichkeit, die Vergangenheit von Carl Harmon überprüfen zu lassen?«
    Jed Coffin blickte ihn ungläubig an. Als er antwortete, bebte seine Stimme vor unterdrücktem Zorn. Er zeigte auf den Graupel, der ein unaufhörliches hartes Stakkato gegen das Fenster trommelte. »Doktor«, sagte er, »sehen Sie und hören Sie das da? Irgendwo da draußen sind zwei Kinder, die entweder in der Eiseskälte herumlaufen oder sich in der Hand von weiß Gott welchem Irren befinden, und vielleicht sind sie auch tot. Aber es ist meine Aufgabe, sie zu finden, und zwar sie jetzt zu finden. Wir haben jetzt eine heiße Spur in dieser ganzen Sache. Die besteht darin, daß sowohl Nancy Eldredge als auch ein Tankwart diesen Rob Legler, einen ziemlich widerwärtigen Typ, in unmittelbarer Nähe des Tatorts erkannt haben. Das ist eine Information, mit der ich tatsächlich etwas anfangen kann.« Verächtlich stieß er jetzt seine Worte hervor.
    »Und Sie erwarten von mir, daß ich meine Zeit damit vergeude, Ermittlungen über einen Toten anzustellen, um irgendeine schiefe Theorie zu beweisen?«
    Das Telefon läutete. Bernie Mills, der sich unauffällig im Zimmer aufgehalten hatte, beeilte sich, den Hörer abzunehmen.
    Jetzt sprachen sie darüber, daß sie Ermittlungen über Nancys ersten Mann einleiten wollten. Warte nur, wenn er das Jean erzählte. Er nahm schnell den Hörer auf. Es war das Polizeirevier. »Holen Sie den Captain«, fauchte Sergeant Poler an

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