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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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seinem Schreibtisch.
    Lendon und Jonathan warteten. Captain Coffin hörte aufmerksam zu, dann stellte er schnelle, kurze Fragen: »Wann war das? Wo?«
    Die Männer blickten sich an, ohne ein Wort zu sagen.
    Lendon merkte, daß er betete – ein stummes, inniges Gebet, daß die Meldung keine schlimme Nachricht über die Kinder sein möge.
    Jed knallte den Hörer auf die Gabel zurück und drehte sich zu ihnen um. »Heute morgen gegen halb elf ist Rob Legler hier in der Stadt im Adams Port Motel abgestiegen. Ein Wagen, den er vermutlich gestohlen hat, wurde gerade auf der Route 6 A zu Bruch gefahren, aber er ist entkommen. Er versucht wahrscheinlich, sich zum Festland durchzuschlagen. Wir haben eine Großfahndung nach ihm eingeleitet, und ich fahre jetzt hinüber, um das Kommando zu übernehmen. Ich lasse Polizist Mills hier. Wir werden diesen Halunken Legler kriegen, und wenn wir ihn haben, dann werden wir, glaube ich, auch eine Antwort darauf bekommen, was mit den Kindern passiert ist.«
    Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wandte sich Jonathan an Lendon: »Was halten Sie bis jetzt davon?«
    Lendon wartete eine ganze Minute, ehe er antwortete. Ich habe von alledem noch nicht genügend Abstand, dachte er. Ich sehe Priscilla am Telefon… Wie sie mich anruft. Carl Harmon verließ nach ihr den Tisch. Wohin ging er? Konnte er mithören, was Priscilla mir sagte? Nancy sagte, auf ihrem Kleid sei Schmiere gewesen. Hatte sie nicht eigentlich gesagt, daß sie glaubte, Carls Hand müsse verschmiert gewesen sein und daß ihr Kleid verschmutzt wurde, als er ihr seine Hand auf die Schulter legte? Hatte sie nicht zu sagen versucht, daß sie glaubte, Carl habe etwas mit Priscillas Wagen gemacht? Vor Lendon zeichnete sich langsam der Umriß eines Verbrechens ab. Aber welchen Nutzen konnte dieses Wissen schon haben, wenn Carl Harmon in seinem Grabe lag?
    Jonathan sagte: »Wenn Ihre Gedanken sich in die gleiche Richtung bewegen wie meine, dann wird es uns nicht viel helfen, wenn wir bis zum Verschwinden der Harmon-Kinder zurückgehen. Sie denken an den Vater.«
    »Ja«, sagte Lendon.
    »Und weil der tot ist, halten wir uns an Rob Legler, den Mann, den Carl Harmon ins Haus geschickt hat, den Zeugen, dessen Aussage zu Nancys Verurteilung führte. Wie genau ist Nancys Schilderung des heutigen Morgens unter Amytal?«
    Lendon schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es ist bekannt, daß einige Patienten sogar unter Drogen widerstehen und verdrängen. Aber ich bin überzeugt, daß sie Rob Legler am Maushop See gesehen hat – oder glaubt, ihn gesehen zu haben.«
    Jonathan sagte: »Und heute morgen um halb elf stieg er in einem Motel ab, allein.«
    Lendon nickte.

    Ohne noch ein Wort zu sagen, wandten sich die beiden Männer zum Fenster und blickten hinaus in Richtung auf den See.
    22
    Die Fernsehnachrichten um fünf Uhr berichteten nur kurz über die Krise im Nahen Osten, die steigende Inflation, die Streikdrohung der Automobilarbeiter und die düsteren Aussichten der ›New England Patriots‹. Der größte Teil der halbstündigen Sendung war dem Verschwinden der Eldredge-Kinder gewidmet und alten Filmstreifen über den sensationellen Mordfall Harmon.
    Die Bilder, die im Lokalanzeiger von Cape Cod erschienen waren, wurden noch einmal gezeigt, und vor allem wurde ein Bild besonders herausgestellt, auf dem Rob Legler zusammen mit Professor Harmon das Gerichtsgebäude in San Francisco verließ, unmittelbar nachdem Nancy Harmon wegen vorsätzlichen Mordes an ihren Kindern verurteilt worden war.
    Die Stimme des Kommentators klang besonders eindringlich, als dieses Bild gezeigt wurde. »Es ist absolut sicher, daß Rob Legler heute morgen in unmittelbarer Nähe des Hauses der Familie Eldredge erkannt wurde. Wenn Sie glauben, diesen Mann gesehen zu haben, rufen Sie bitte sofort diese Sondernummer an: KL fünf, drei, achthundert. Das Leben der Eldredge-Kinder steht auf dem Spiel. Wenn Sie glauben, irgendwelche Informationen zu besitzen, die zu der Person oder den Personen führen können, die für das Verschwinden der Kinder verantwortlich sind, bitten wir Sie dringend, diese Nummer anzurufen: KL fünf, drei, achthundert.
    Ich wiederhole: KL fünf, drei, achthundert.«
    Als der Strom ausfiel, hatten die Wiggins ihr Geschäft geschlossen und waren noch rechtzeitig zu Hause angelangt, um auf ihrem batteriebetriebenen Fernsehapparat die Nachrichten mitzubekommen.
    »Der Kerl kommt mir irgendwie bekannt vor«,

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