Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Titel: Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
Vom Netzwerk:
Jahr war nicht ich die Schuldige, sondern Otto. Erstens war sie nicht davon abzubringen, er habe eine Freundin, und zweitens explodierte sie, als sie Ottos »Gans« erblickte. Die Gans war keine Gans. Das tiefgefrorene Ungetüm war ein Truthahn.
    »Ich hatte eine Gans bestellt!«, schrie sie.
    »Biene, du täuschst dich. Mir wurde der Truthahn verkauft«, verteidigte sich Otto. »Ich hab mich ja auch gewundert, aber mir blieb nichts anderes übrig, als ihn zu bezahlen. Für den Irrtum bin nicht ich verantwortlich!«
    »Annahme verweigert! Das hättest du sagen sollen!« Biene beäugte das Ungetüm. Plötzlich öffnete sie die Backofentür, griff nach dem Truthahn, legte ihn aufs Blech und schob es in den Ofen. Sie wollte es in den Ofen schieben. Es ging nicht. Der Truthahn war zu groß und zu dick.
    Fassungslos stellte Biene das Blech samt Weihnachtsbraten auf den Fußboden und funkelte Otto wütend an. »Da hast du den Salat! Wir müssen warten, bis er aufgetaut ist, müssen ihn dann teilen und in zwei Schichten braten. Das Fleisch reicht uns bis Ostern. Mindestens. Mensch, Otto, was hast du dir dabei gedacht?«
    Otto kratzte sich am Kopf. »Es wird eine andere Lösung geben«, murmelte er, nahm wieder mal die Jacke vom Haken und verschwand.
    »Du Schuft!«, brüllte sie und warf ihm die Topflappen hinterher.
    So begann der Abend vor dem Festtag.
    Es war der letzte Tag vor den Weihnachtsferien. Der Unterricht – wir hatten nur gesungen und Spiele gespielt – endete gegen elf Uhr. Matteo musste seinen Eltern in der Obst- und Gemüsehandlung aushelfen. Da Bens Eltern berufstätig waren, hatte er das Essen für die Feiertage zu besorgen – beide Jungs hatten also keine Zeit für uns.
    Nell und ich hielten Pauli auf, der sich mit Irene davonstehlen wollte. »Vergiss den Heiligen nicht!«, warnten wir ihn noch, dann eilten wir nach Hause, denn wir hatten uns um Fluffy zu kümmern. Am Morgen, so schien uns, hatte er nicht viel gefressen. Das vitaminhaltige Kraftfutter hatte er verweigert, und nach zwei Möhrchen war er schon satt gewesen. »Ist das normal?«, fragten wir uns. »Er wird uns doch nicht krank werden?«
    Als wir die Haustür aufschlossen, roch es nicht wie sonst, und in unserem Zimmer stank es eindeutig nach Fluffy. Wir rissen die Fenster auf, obwohl draußen Minusgrade herrschten. In Bienes Bad fand ich eine Parfumprobe; den Inhalt des kleinen Röhrchens versprühte ich im Treppenhaus.
    Weil Fluffy am Nachmittag noch immer schlief, kramten wir Tommys Handynummer hervor und schilderten ihm telefonisch die Symptome.
    »Wie fühlt sich das Fell an?«, wollte er wissen.
    Nell streichelte Fluffy. »Normal. Es ist trocken und warm.«
    »Das ist schon mal gut. Hängen die Ohren schlaff herunter?«
    »Nee. Aber die Nase zuckt.«
    »Hängt ein Tröpfchen dran?«
    »Nein!«, riefen wir und lachten.
    »Dann ist das Tier gesund. Es wird die Gefangenschaft überleben«, versicherte Tommy. »Falls sich sein Zustand aber doch ändern sollte …«
    »… rufen wir dich sofort an!«
    Fluffy verschlief den Tag. Natürlich war Biene und Otto die fremde Duftmischung im Haus in die Nase gestiegen, aber dann war der Krach wegen des Truthahnungetüms ausgebrochen, und der Geruch war zu einer Nebensächlichkeit geworden.
    Jetzt stand Biene am Küchenfenster, sah in die Dunkelheit hinaus und grämte sich. »Ich muss mich scheiden lassen, dasbei sind wir noch nicht mal verheiratet.«
    »Otto hat garantiert keine Freundin«, versuchte Nell, sie zu trösten. »Er hat dich und damit basta!«
    »Was glaubst du wohl, wie viel Frauen bei ihm ihre Zeitschrift kaufen. Sie kaufen sogar Zigaretten, obwohl sie nicht rauchen, nur um sich mit ihm unterhalten zu können«, jammerte Biene. »Meine Kollegin zum Beispiel geht jeden Tag bei ihm vorbei.« Sie schnäuzte sich. »Ihr wisst ja nicht, wie fies Frauen sein können.«
    Nell und ich wechselten einen Blick. »Otto ist ein alter Hase«, verteidigte Nell ihren Vater. »Und überhaupt bist du die tollste Frau, die es gibt. Das weiß Otto.«
    In diesem Augenblick kam er zurück. Er knallte die Haustür zu, stürmte in die Küche und nahm Biene in die Arme. »Die Lösung des Truthahnproblems ist gefunden! Biene – he! Was ist?«
    »Otto, der Truthahn steht gerade nicht an erster Stelle. Biene hat ein anderes Problem.« Ich hielt nichts davon, um den heißen Brei herumzureden. »Du verschwindest immer mal wieder, ohne zu sagen, wohin. Das wirft den Verdacht auf, du könntest eine Freundin haben.

Weitere Kostenlose Bücher