Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
hatte: Zwei silberne Hände hielten ein rotes Herz.
Die Anhängerchen waren der Wahnsinn. Voll irre. Total schön.
24. Dezember
B en hat mich eingeladen, mit ihm und seiner Familie Heiligabend zu feiern«, hatte Nell am Abend des 23. gesagt.
»Das geht nicht, Nell! Du gehörst zu uns! Wir sind deine Familie!«
»Das hab ich ihm auch gesagt. Aber du hast deinen Matteo, und Otto hat Biene. Ich gehe leer aus.« Wir hatten uns dies und das überlegt, bis mir schließlich die Lösung des Problems eingefallen war. »Wie wäre es, wenn Ben nach der Bescherung zu uns käme?«
»Hätte Biene wohl nichts gegen seinen Besuch?«
»Quatsch. Und wenn schon – Weihnachten ist das Fest der Liebe.«
Am 24sten wachten wir in aller Herrgottsfrühe auf, weil jemand sägte und hämmerte. »Das ist Otto«, murmelte Nell verschlafen. »Er stellt den Baum auf.«
So war es auch. Als wir später nach unten gingen, roch es im Haus wie in einem Wald.
Auf dem Küchentisch lag ein großer Zettel. »Das müsst ihr erledigen«, stand darauf.
Die Liste war sehr lang, und erst ganz am Ende lasen wir das Wichtigste:
Achtung! Die Pittis feiern mit uns!
Das freute mich so sehr, dass ich mit Nell durchs Zimmer tanzte. »Holly, hör auf! Du spinnst total! Wir müssen noch so viel vorbereiten!«, japste Nell.
Wir schmückten den Baum und stellten die Krippe darunter. Dann schoben wir die Sessel und Ottos Schaukelstuhl an die Wand, stellten den Tisch in die Mitte und zogen ihn auf volle Länge aus. Ich kramte Bienes schönste Tischdecke aus dem Schrank, Nell half mir, sie ordentlich auszubreiten, und dann deckten wir den Tisch für acht Personen – komplett mit Servietten, Wein- und Wassergläsern und Kerzen in der Mitte.
Gerade als wir unser Werk bewunderten, kamen Biene und Otto nach Hause und sorgten für Hektik.
Ich nahm Otto beiseite. »Es handelt sich um deine Tochter. Du willst doch, dass sie glücklich ist. Vor allem an Heiligabend. Stimmt’s?«
»Raus mit der Sprache, Holly! Was habt ihr Teufelsmädchen ausgeheckt?«
Otto war erleichtert, dass es sich nur um eine so geringfügige Sache wie den Besuch von Ben handelte. »Natürlich darf er kommen«, versicherte er.
Während Biene den Rotkohl und die Kartoffeln kochte, kümmerten Nell und ich uns um Fluffy. Zuerst fütterten wir ihn mit Möhren und Salatblättern, bis er sich wie Matteo abwandte, als Irene ihn mit einem Marsriegel lockte. Dann kämmten und bürsteten wir sein Fell und sprühten ein bisschen Haarspray auf, damit es auch ordentlich glänzte, und zuletzt banden wir ihm ein extrabreites Goldband um den Hals und machten eine schöne Schleife dran. Das viele Futter hatte Fluffy so träge gemacht, dass er mich nur einmal ein bisschen kratzte. »Mach dir nichts draus«, sagte Nell. »Alles dient einem guten Zweck.«
Ich trug natürlich die Wichtelkette. Den schicksalhaften Moment, wenn Matteo mir die letzte Perle überreichen würde – unterm Baum mit den brennenden Kerzen –, konnte ich kaum erwarten. Ich fieberte darauf hin, als wir zum ersten Mal zu viert in die Kirche gingen. Dort ging es sehr feierlich zu; der Kirchenchor jubilierte, jemand spielte ein Solo auf einer Querflöte, die Orgel dröhnte, und zum Schluss standen alle Leute auf und sangen wie in der Schule »O du fröhliche!«
Nach dem Gottesdienst flitzten Nell und ich nach Hause. Wir zündeten die Kerzen am Baum an, legten eine Platte mit Weihnachtsliedern auf den antiken Plattenteller und hielten erwartungsvoll die Tür auf: für Biene, für Otto und für die vier Pittis, die mal unsere Feinde gewesen waren.
Sandro trug den Topf mit der Sauce, Antonella eine riesige Platte, auf der der Truthahn prangte, und Opa Cosimo eine Schüssel mit Tiramisu. Matteo hielt in beiden Händen eine bunte Gipsfigur, die er mitten auf den Tisch stellte. »Unser heiliger Nikolaus ist zurück!«, sagte Antonella. »Er lag in einer Schachtel vor der Haustür.«
»Dann kann ja nichts mehr schiefgehen!« Otto füllte die Gläser. Wir erhoben uns und tranken auf den Truthahn, aufs Ende der Familienfehde, auf unsere glückliche Versöhnung und auf Weihnachten, das Fest der Liebe. Es war ein so erhebender Augenblick, dass Biene und Antonella ein paar Tränchen über die Wangen kullerten.
Aber dann ging’s zur Sache: Opa Cosimo tranchierte den riesigen Truthahn, wir luden uns die Teller voll und waren sehr vergnügt. Nur einmal drohte die Stimmung zu kippen. Sandro sagte nämlich, der ganze Fußballverein sei ein Haufen
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