Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Geschirr zusammenzuräumen, schob Arrow sie zur Seite. „Lass nur. Jetzt bin ich mal dran. Gleich danach werde ich mich um das Gewächshaus kümmern.“
„Das ist schon erledigt“, antwortete Rose.
„Was?“, erwiderte Arrow verblüfft. „Na gut. Dann füttere ich eben Merlin.“
„Ein zweites Frühstück braucht dein Pferd nicht.“
Arrow war völlig sprachlos, denn sie wusste nicht, ob Rose scherzte oder es tatsächlich ernst meinte. Wie viele Dinge konnte eine Frau von gut achtzig Jahren denn vor dem Frühstück schon verrichten?
„Aber du sollst dich doch schonen! All diese Dinge kann man nicht auf einmal erledigen. Selbst ich würde das nicht schaffen!“
Mit einem liebevollen Lächeln berührte Rose ihre Enkelin am Arm. „Mach dir um mich keine Sorgen, mein Kind. In den letzten Tagen hast du so viel Arbeit im Haushalt verrichtet, dass du dir einen freien Tag verdient hast. Jeden Morgen erzählt der Bäcker mir, wie früh du auf den Beinen bist und dass du es heute sogar vor ihm warst. Außerdem fragen mich die Leute immer häufiger, wann du wieder etwas zum Verkauf anbietest.“
Roses Worte erfüllten Arrow mit tiefer Dankbarkeit. Sie spürte genau, wie stolz ihre Großmutter war und für sie war es die höchste Form der Anerkennung, die ihr zukommen konnte.
Eilig räumte Arrow die Küche auf, um Rose schnellstmöglich in der Werkstatt zeigen zu können, was sie vergangene Nacht alles erschaffen hatte.
„Einen Moment noch“, bat Rose. Nach kurzem Kramen in der Tasche ihres Mantels drückte Rose Arrow zwei Taler in die Hand.
„Die sind für Sam. Heute morgen habe ich bei ihm keinen Schinken mehr bekommen, doch er sagte, heute Abend hätte er wieder welchen, da habe ich gleich einen bei ihm bestellt.“
Arrow guckte völlig entgeistert. Sie sollte raus gehen? Heute? – Die typische Reaktion, wenn Arrow sich unter Leute begeben sollte. Normalerweise beanspruchte sie einen Tag, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, doch Roses Beobachtungen hatten ergeben, dass dies Arrows Begeisterung nicht im Geringsten steigerte und auch ihr Unwillen wurde dadurch nicht wirklich gebremst.
„Ich sehe deine Gedanken ganz genau, mein Kind, aber die frische Luft wird dir gut tun. Außerdem habe ich bei Sam auch wieder etwas für dein Kelpie bestellt. Ich habe ihm gesagt, dass du es vor Einbruch der Dunkelheit abholen wirst.“
Arrow fühlte sich überrumpelt. In regelmäßigen Abständen versuchte Rose sie unter Leute zu bringen. Doch Arrow konnte ihr kaum böse sein. Immerhin hatte ihre Großmutter an diesem Tag den gesamten Haushalt erledigt und dann gab es da auch noch die Gelegenheit, Stone einen Besuch abzustatten. Nach einer zweiten Überlegung gefiel ihr die Idee dann doch noch ganz gut.
Den Rest des Tages verbrachte Arrow in ihrer Werkstatt, während Rose sich am Vormittag um ihre Pflanzen kümmerte und ihrer Enkelin dann am Nachmittag Gesellschaft leistete. Wie immer staunte ihre Großmutter über alles bereits Gesehene und auch Ungesehene, bevor sie später über ihrem Buch einnickte.
Völlig in ihrer Arbeit aufgehend, merkte Arrow einmal mehr nicht, wie es draußen immer dunkler wurde.
Ein leises Klopfgeräusch holte sie aus ihren Gedanken zurück in die Realität.
Arrow schreckte auf, als sie sah, dass es draußen schon fast finster war. Eilig griff sie nach ihrem Mantel und öffnete die Tür.
Mit einem noch größeren Schrecken stolperte sie rückwärts, als ihr eine völlig muntere Schleiereule entgegen flatterte. Sie landete auf Roses Schoß und stupste die alte Frau sanft wach.
„Oh, wie spät ist es?“, fragte sie benommen.
„Die Abenddämmerung hat vor einer Weile eingesetzt. Ich wollte gerade zu Sam aufbrechen.“
Noch bevor Arrow aus dem Zimmer stürmen konnte, rief Rose sie zurück. „Warte bitte, mein Kind! Sei doch so gut und nimm Grey mit. Sie muss ohnehin auf die Jagd gehen.“
Ihr Einverständnis bekundend hob Arrow ihren Arm, auf dem die Eule landete. Dann machten sich beide auf den Weg.
Das Dorf war wunderschön anzusehen. Der frostüberzogene Schnee funkelte im Schein der Fackel, und obwohl die eisige Kälte Arrow in die Wangen biss, trübte es das Bild nicht.
Nach einigen Schritten flatterte Grey zur Jagd davon.
Arrow wickelte ihren Schal um das halbe Gesicht, so dass nur noch ihre Augen und einige blonde Haarsträhnen zu sehen waren. Dann lief sie eilig zu Sam.
Obwohl es dem Fleischer nicht das Geringste ausmachte, dass Arrow später aufgetaucht war als
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