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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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und füllte
irgendwelche Tabellen aus. Vielleicht schrieb er genau auf wie oft er gewaschen
hat und wie viel Waschmittel er dafür benötigt hat, er ist schon ein
sonderbarer Kauz. Vor wenigen Minuten war ein französisches Ehepaar angekommen
und hatte in unserem Schlafsaal zwei Betten zugewiesen bekommen. Sie
unterhalten sich nun sehr laut in unserem Schlafsaal, arme Helga da wird ihr
Mittagsschlaf bestimmt beendet sein. Ich denke sie müssen an einem Zoogeschäft
vorbeigekommen sein und dort Vogelfutter gekauft haben, so konnten sie reden.
Mein verstorbener Vater hätte jetzt gesagt »die könne schwaade ohne te öhme«
(die können erzählen ohne zu atmen). Meine Vermutung war richtig gewesen, kurze
Zeit später kam Helga erbost runter. »Lass mich mal an deinen Wein probieren
ich kann nicht schlafen.« Sie probierte nur etwas, »pfui wie kannst du nur so
etwas Saures trinken?« So unterschiedlich sind eben die Geschmäcker! Ein junges
Pilgerpärchen kommt an uns vorbei und schaut immer wieder in den Pilgerführer,
die suchen bestimmt noch eine Albergue. »Ist dieses Haus eine Albergue?«, war
ihre Frage. »Ja aber die können wir euch nicht empfehlen, sie ist überteuert
und man wird im Schlafraum mit einer Kamera beobachtet. Geht lieber ein Stück
weiter zur alten Schule, die ist als Albergue umgebaut worden.« Sie bedankten
sich und gingen weiter. »Wenn wir nachher zum Abendessen gehen, möchte ich aber
nicht mit diesen arroganten Vögeln an einem Tisch sitzen«, meinte Helga. Ok,
ich habe den Bauch noch voll von der Suppe von heute Mittag und so ließen wir
uns noch etwas Zeit. Die drei Franzosen haben sich schon etwas angefreundet und
gehen zum Essen. Vorher hatten sie meinen Wäscheständer noch total mit ihrer
Wäsche voll gehangen. Hoffentlich wird sie heute vor dem dunkel werden noch
trocken. Als ich in den Schlafraum kam, machte meine Partnerin mich auf die
Kamera aufmerksam, welche oben in der Ecke angebracht war. Ich hatte unten im
Eingangsbereich schon eine gesehen, aber hier im Schlafraum finde ich das
unmöglich. Wenn das bei uns zuhause gewesen wäre, hätte ich die Polizei
gerufen. Wir haben gewartet bis die Franzosen zurück kamen und gingen dann
rüber zum Lokal und erhofften ein gutes Abendessen. In dem kleinen Raum hingen
in einem Abstand von drei Metern zwei Fernsehapparate und jeder hatte ein
anderes Programm. Was haben wir uns da angetan? Sehr gerne hätte ich die Wirtin
einmal auf die Kamera im Schlafraum angesprochen, aber leider spreche ich ihre
Sprache nicht. Nun lernten wir auch den Mann der jungen Wirtin kennen. Er saß
hinter der Theke auf einem Stuhl und nur sein Kopf schaute noch raus. Wir haben
sehr schnell gemerkt wer hier die Pantoffeln an hatte. Leider war nichts mit
einem guten Abendessen, es gab nur ein sehr einfaches aber teures Baguette. Ich
blieb bei meinem Rotwein, meine Mitpilgerin trank einen starken Kaffee. Wir
sind sehr zeitig zu Bett gegangen. Ich hatte in der Nacht einen sehr unruhigen
Schlaf, ich sah sie mehrmals in ihrem Bett sitzen. Vielleicht war der Kaffee
doch zu stark gewesen.

Vilaserio — Olveiroa
     
    27 km, 205 m
Aufstieg, 190 m Abstieg
    Sonntag, den
5. Juni 2011
     
     
    U m fünf Uhr
in der Früh war ich wach geworden, wie schön dann kann ja ich noch eine Stunde
schlafen. Als ich dann wach wurde war es schon 7:15 Uhr, nun hieß es sich
sputen. Da es im Haus keine Küche gab, bekamen wir zum Frühstück auch keine
Tasse Kaffee. Wir machten uns von unseren eingekauften Sachen ein Baguette und
starteten los. Als wir an der alten Schule vorbei kamen, saß draußen der junge
Mann von gestern Abend auf der Treppe. Wir fragten ihn, ob sie mit dem Quartier
zufrieden gewesen wären. Sie waren sehr zufrieden und er bedankte sich bei uns
für den guten Tipp. Wären wir nur auch hier hin gegangen! Sehr bald hinter dem
Ort verlassen wir die asphaltierte Landstraße und gehen in den Wald. Es wird
heute für uns ein sehr anstrengender Tag werden. Auf 20,7 km gibt es nur eine
Einkehrmöglichkeit. Zum Glück hatten wir genug an Getränke und Verpflegung
mitgenommen. Links und rechts an unseren Rucksäcken pendeln manchmal sehr
lästig unsere Tragetaschen mit unseren Einkäufen. Wir kommen uns mit allem
Gepäck wie zwei Esel auf dem Jakobsweg vor. Die Sonne meint es jetzt am frühen
Morgen schon viel zu gut mit uns. Sehr weit und flachhügelig erstreckt sich die
Hochebene der Region Xallas vor uns. Diese Gegend ist bekannt für seine Korbflechtarbeiten
und

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