Wir beide nahmen die Muschel
Was
hältst du von Spaghetti Bolognese zum Abendessen?« Sie hielt sehr viel davon
und wir starteten los. »Sollen wir nicht für zwei Tage kochen? Wenn das Wetter
morgen besser wird und wir die Bootstour machen, hätten wir schon fertig
gekocht.« Sie stimmte zu und wir kauften nur noch die Zutaten. Neben dem
Pilgerbüro hatten wir einen zweiten Supermarkt entdeckt und kauften heute dort
ein. Hier kostete mein Rotwein nur 0,99 Euro. Alles bekamen wir, nur kein
Gehacktes. Dieses kauften wir auf unserem Rückweg im anderen Markt. Ein ganzes
Kilo nahmen wir gleich mit. Wir aßen wie die Weltmeister. Ich hatte 350 g
Spaghetti gekocht, nichts blieb übrig. Ich merkte, dass all die Kilos, die ich
in zwei Monaten verloren hatte, langsam wieder anwuchsen. Heute waren vier neue
Gäste gekommen. Sie blieben nur eine Nacht, sie grüßten kurz und gingen zum
Abendessen. Nach dem Spülen legte Helga sich hin und ich ging noch einmal zum
Hafen. Jetzt im Dunkeln sah alles noch schöner aus. Zur rechten Seite eine
kleine Festung, in ihr ist das Museum. Große Palmen standen davor, das ganze
Panorama wurde sehr schön angestrahlt. Draußen lag noch immer das große
Segelschiff vor Anker. Der Himmel war sehr bewölkt, einen Sonnenuntergang würde
es heute nicht geben. Mein Magen war voll und er verlangte nach Ruhe, die
sollte er nun auch bekommen. Gute Nacht bis morgen.
Dritter Tag in Finisterre
Samstag, den
11. Juni 2011
A uch heute
schliefen wir etwas länger. In der Nacht wurde ich mehrmals durch das Geschrei
einer Möwe vor unserem Fenster geweckt. Heute haben wir aus dem Fenster
geschaut, ob wir irgendeine Ursache dafür finden würden. Wir haben sie gefunden
und waren begeistert, einen Zuwachs haben wir bekommen. Das Nachbarhaus zur
Linken hat einen kleinen Anbau. Das flache Dach, welches fast ganz mit Efeu
überwuchert ist, endet kurz vor unserem Schlafsaal. Aus diesem Dickicht kommt
manchmal eine sehr kleine junge Möwe. Sie ist noch grau und hat noch keine
Federn. Wenn die Mutter sie füttern kommt, schreit sie sehr laut und beobachtet
die Umgebung, erst dann würgt sie die Nahrung für ihren Nachwuchs aus. Helga
bekam schon Muttergefühle, am liebsten würde sie rüber klettern. Ich war schon
im Supermarkt und hatte Brot für unser Frühstück eingekauft. Wir wollten heute
getrenntes Programm machen, mal sehen was ich unternehme. Als ich um 11:00 Uhr
zum Hafen kam, war dort ein großer Verkaufsmarkt aufgebaut. Ich weiß nicht, wer
diese Sachen alle kaufen soll. Der Viermaster hatte Finisterre schon wieder
verlassen. Ich erkundigte mich nach dem Weg zum »Ende der Welt« am Leuchtturm. Es
sollten nur dreieinhalb Kilometer sein. Eine Landstraße führte mich bergan.
Sehr schnell war ich außerhalb des Ortes. Das letzte Haus war die Kirche
Iglesia de Santa María das Areas, leider war sie verschlossen. Ich hätte mir
sehr gerne die Christusskulptur aus dem 14. Jahrhundert angesehen. Die Straße
wurde steiler und ich hatte einen sehr schönen Blick auf den Hafen. Einige
Pilger gingen mit ihren Rucksäcken vor mir, alle wollten den Endpunkt ihrer
Pilgerreise am Kap erreichen. Auf halbem Weg stand eine Bronzestatue eines
Pilgers. Hinter der nächsten Kurve sah ich ganz oben auf dem Berg das Gebäude
des Leuchtturmes. Nach zwanzig Minuten stand ich am letzten Kreuz des
Pilgerweges, es steht hoch oben auf einem Felsen. Jeder Pilger klettert hier
hoch, umarmt es und lässt sich zur Erinnerung fotografieren. Auch ich fand
einen freundlichen Amerikaner, der von mir eine Aufnahme machte. Es ging weiter
hoch, vorbei an einige Andenkenstände. Die Spitze des Berges hatte ich bald
erreicht, die Aussicht auf das weite Meer war wunderschön, tiefblau lag es vor
mir. An der linken Seite der letzte Pilgerstein mit der Kilometerangabe 00.00
km, auch hier lässt sich jeder Pilger als Beweis seiner vollendeten
Pilgerschaft fotografieren. Nun aber zum »Ende der Welt«, nur noch wenige Meter
trennten mich davon. Der Weg führte um das Leuchtturmgebäude und ich erreichte
mein letztes Ziel. Es ist schon ein erhabenes Gefühl, nach über acht Wochen
Fußweg bei Kälte, Sturm, Regen, Hagel und heißen Sonnenstrahlen das letzte Ziel
erreicht zu haben. Wie oft hatte ich schmerzende Füße gehabt, meine Knie
wollten nicht mehr weiter, oder die Probleme mit meinen Hüften, die ich sonst
nicht kannte. Einige Pilger hatten wir auf unserem Weg mitgenommen. Besonders
dachte ich dabei an Terry und Helen aus Australien. Viele Gedanken gingen
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