Wir beide nahmen die Muschel
uns vorbereitet hat. Wir
gingen nicht mehr zur Albergue, für diesen Stall gaben wir keine Spende. Kurz
nach 8:00 Uhr gingen wir los, das Thermometer zeigte 6°C. Wie immer am Morgen
schmerzten mir die Knochen, was aber beim Laufen schnell nachließ. Leichter
Regen setzte ein. Schnell den Rucksack geöffnet, den Anorak raus und angezogen.
Die Regenhülle über den Rucksack und weiter. Nach zwei Minuten hörte der Regen
auf. Wieder gewechselt, weil der Anorak einfach zu warm war. Wir fanden ein
Café und haben in aller Ruhe gefrühstückt. Immer wieder mussten wir uns jucken.
Gestärkt
begannen wir unseren Camino. Wir gingen durch die Altstadt, ein Händler hatte
geöffnet und wir konnten uns für den Mittag eindecken. Wir gelangten parallel
zur Schnellstraße N 111 in den Vorort Ayegui. Schon von weitem waren das
riesengroße Kloster Irache und das Weingut zu sehen. Jeder Pilger kennt aus
seiner Vorplanung das Kloster und den Brunnen des Weingutes. Aus einem Hahn
kommt Wasser aus dem anderen kostenloser Wein. Leider hätten wir etwas früher
aufstehen müssen. Die vorbeikommenden Pilger hatten den Tank schon fast leer
getrunken. In meiner Tasse tröpfelte nur noch ein bescheidener Rest. Wir
durchschritten auf- und absteigend mehrere kleine Ortschaften und erreichten
Monjardín. Es war wärmer geworden und die Sonne erfreute uns wieder. In drei
Stunden hatten wir über 300 Höhenmeter hinter uns gebracht und mir schmerzten
wieder die Knochen. Der nächste Ort lag über zwölf Kilometer entfernt, zum Glück
aber 230 Höhenmeter tiefer. Bis dahin zu gehen, wäre eine Möglichkeit gewesen.
Ich überließ Helga die Entscheidung hier in Monjardín zu übernachten oder
weiter zu gehen. Sie ging einfach weiter und hatte mir damit eine Antwort
gegeben. Ich ließ sie Vorgehen und wir gingen auf Sichtweite weiter. Der Weg
ging nun an der Autobahn vorbei, aber schon bald über breite und einsame
Feldwege. Wir waren ganz allein in Gottes schöner Natur, weit und breit war
kein anderer Pilger zu sehen. Es wurde Zeit für unser Mittagessen. Wir setzten
uns am Wegesrand ins Gras. Es gab ein halbes Stangenbrot, unsere scharfe
Salami, welche wir so liebten, eine Dose Ölsardinen und ein Glas Spargel, für
uns beide war es ein köstliches Mittagessen. Besonders gerne aßen wir den Spargel
aus dem Glas mit den Fingern. Man kann mit so wenigem zufrieden sein. Es war
ein Lunch in drei Gängen. Nach einer halben Stunde Rast zogen wir weiter. Meine
Beine schmerzten nun stark. Den Weg säumten viele Blumen und violett blühende
Sträucher. Wir hatten uns für unseren Weg die schönste Jahreszeit ausgesucht.
Das wäre etwas für Käthe aus meiner Wandergruppe gewesen. Sie hätte bestimmt
gerne von allen Blumen eine mitgenommen. Auf dem Weg gab es sehr viele
Weinbergschnecken. Die sollen nur aufpassen, sie sind das Leibgericht der
Spanier. Immer wieder sehen wir morgens Männer, welche diese Schnecken in
großen Plastiktüten sammeln und an die Geschäfte verkaufen. Auch ich esse sie
sehr gerne, gebraten in Knoblauchsoße. Auch trafen wir nun wieder viele Heuschrecken,
welche ohne ihren Rucksack unterwegs waren. Später sahen wir, dass es Buspilger
waren. Eine spanische Mutter ging mit ihren drei Kindern den Weg. Ein Kind
hatte im Rucksack ein Radio und dieses war auf Straßenstärke eingestellt. Sind
das auch Pilger? Leider waren auch heute in den Orten fast alle Kirchen
geschlossen. Für mich sehr schade, ich würde mir sehr gerne diese alten Kirchen
einmal von innen ansehen. Vor Los Arcos studierte ich mein
Unterkunftsverzeichnis. Der Ort sollte 1.260 Einwohner haben. Die beste
Albergue sollte die Casa Austria sein, mit 46 Betten. Nichts wie hin. Wir
bekamen zwei Betten und wer kommt die Treppe herunter? Unsere junge Koreanerin,
unser »klee Ondeer«, (kleines Untier) wie Helga sie immer liebevoll nannte,
wenn wir auf unseren Wegen über sie sprachen. Sie freute sich sehr, uns wieder
zu sehen. Unsere Albergue hatte eine Küche und es gab saubere Bettwäsche. Sie
hatten eine Waschmaschine und einen Trockner. Für 5,00 Euro bekamen wir alle
unsere schmutzige Wäsche gewaschen. Sie hatte einen wunderschönen Innenhof und
wurde von der österreichischen Jakobusbruderschaft betrieben. Wir bekamen ein
kleines Vierbettzimmer, leider in der zweiten Etage. Wenn der Tag gelaufen ist,
ist jede Stufe eine Qual, aber das nehme ich heute gerne in Kauf. Meine erste
Frage bei meinem Eintritt war gewesen »bekommen wir jetzt zur Begrüßung auch
einen
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