Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Malcolm Fisher nach dem Gesetz der Gibichungen der rechtmäßige Erbe des Rings der Nibelungen.«
    »Was für eines Rings?«
    »Na, meines verdammten Rings!« mischte sich Alberich ein. »Deines Rings! Des Rings! Schau mal, wenn wir uns in dieser Sache nach dem Gesetz richten wollen …«
    »Für das gegenwärtige oder ehemalige Eigentum eines Gottes sind die Gesetze der Menschen ohne Belang«, unterbrach ihn Erda leicht blasiert. »Da das Völsungengeschlecht von Göttern abstammt, deshalb also nur halbmenschlich ist und sich der Ring, wenn auch nur für ein paar Stunden, einst in den Händen der Götter Wotan und Loge befand, unterliegt er ausschließlich göttlichem Recht.«
    »Oje!« entfuhr es der sichtbar enttäuschten Norne. »Aber eigentlich ist mir das alles ziemlich egal.«
    »Nach göttlichem Recht geht Eigentum einzig und allein auf die Erstgeburt über«, fuhr Erda unbeirrt fort. »Aus diesem Grund ist Missus Eileen Fisher, Mister Fishers Mutter und das älteste noch lebende Mitglied des Völsungengeschlechts, die legitime gesetzliche Erbin des Rings der Nibelungen.«
    »Und was ist mit mir?« brüllte Alberich.
    »Und mir?« schloß sich Floßhilde an. »Schließlich gehörte er ja wohl uns zuerst, wie ihr euch vielleicht erinnert.«
    »Nur das Gold!« protestierte Alberich. »Gemacht habe ich das verdammte Ding!«
    »Ich wollte gerade erzählen«, fuhr Erda streng dazwischen, »daß nach den Gesetzen der Götter das Erbrecht dem Eroberungsrecht untergeordnet ist.«
    »Was?« Floßhilde war jetzt völlig durcheinander.
    »Das bedeutet«, half ihr Alberich in bitterem Ton auf die Sprünge, »wenn ich dir etwas wegnehme, geht es automatisch in meinen Besitz über, und wenn mir die anderen was klauen, gehört es ihnen. Das ist göttliches Recht. Fabelhaft, nicht wahr?«
    »Mit anderen Worten«, ergänzte die Norne mit triumphierender Stimme, »das Ganze läuft aufs gleiche hinaus wie die Gesetze der Gibichungen. Der Ring gehört Mister Fisher.«
    Während die vier Unsterblichen über die Bedeutung dieser juristischen Aspekte nachdachten, herrschte verblüfftes Schweigen.
    »Wie dem auch sei«, ergriff schließlich Erda das Wort, »nach wie vor ist Mister Fisher, wenn nicht der letzte, so doch zumindest einer der letzten der Völsungen – auf jeden Fall ist er der jüngste, was ungefähr dasselbe ist – und als solcher durch Geburt und genetische Vorprogrammierung eine der drei Personen auf der Welt, die für das Tragen des Rings am besten geeignet sind. So ein gottverdammter Mist!« fügte sie hinzu.
    Floßhilde konnte sich vor Aufregung kaum beherrschen. »Wenn ich ihm das erzähle, wird er vor Freude an die Decke springen!« stieß sie entzückt aus.
    »Das halte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht unbedingt für angebracht«, gab Alberich zu bedenken.
    Floßhilde machte ein böses Gesicht und verließ mürrisch den Salon.
    »Ich weiß nicht, ob uns das Kindchen bei der ganzen Angelegenheit wirklich behilflich ist«, bemerkte Erda.
     
    »Stell dir das bloß mal vor, du bist ein Völsung!« rief Floßhilde, als sie in Malcolms Zimmer platzte.
    »Wie bitte?« fragte Malcolm.
    Floßhilde erzählte ihm alles und fügte jeweils dort, wo sie es für nötig hielt, Erklärungen hinzu. »Wie du siehst, bist du überhaupt kein normaler Mensch, sondern einer von uns! Und sie ist deine Kusine«, schloß sie ihren Bericht.
    Malcolm lachte und grummelte in etwas herablassendem Ton: »Na, was für ein toller Zufall.«
    »Ist dir das etwa egal?« fragte Floßhilde. »Du bist praktisch ein Gott! Du stammst vom größten Helden der Welt ab. Freut dich das denn gar nicht?«
    »Nein«, antwortete Malcolm wahrheitsgemäß. »Um ehrlich zu sein, interessiert mich das nicht die Bohne. Klar, ich habe schon immer gewußt, daß mit mir irgendwas nicht stimmt, aber jetzt, da ich weiß, was es ist, verstehe ich nicht, warum das einen so großen Unterschied machen sollte.« Er starrte weiterhin aus dem Fenster.
    »Du meine Güte!« Floßhilde war jetzt wirklich wütend. Sie hatte sich so sehr gewünscht, ihm eine Freude zu machen und ihn aufzumuntern, und dann das. »Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall!«
    »Wahrscheinlich bin ich das. Nebenbei bemerkt, nach dem, was du gesagt hast, ist Bridget die echte Völsungin oder die älteste oder was auch immer. Das überrascht mich übrigens nicht im geringsten. Nach allem, was ich in letzter Zeit über Siegfried gehört habe, scheint sie ihm ganz schön ähnlich zu

Weitere Kostenlose Bücher