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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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dass ich unhöflich war.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er ein bisschen Widerstand braucht. Das mag er. Aber ich wollte dich noch etwas fragen.«
    »Was denn?«
    »Ob du am Samstagabend Zeit hast, zu uns zu kommen. Liv möchte ein paar Leute zum Abendessen einladen, um Bekanntschaften in Manchester zu schließen. Wir sind nämlich inzwischen kleinbürgerliche Spießer. Dich will sie ganz besonders gern kennenlernen.«
    »Gut«, erwidere ich, während Furcht in mir aufsteigt. Warum sollte Olivia neugierig auf mich sein, außer um eine Risikobewertung vorzunehmen? Er könnte ihr doch gleich sagen, dass es überhaupt keinen Grund zur Sorge gibt. Entsprechende Stufe auf der MI 5 -Gefahrenskala: Bier aufmachen und Füße hochlegen. Oh, Gott, oh, Gott – was weiß sie? Mein Kopf sagt mir, dass sie die offizielle Version kennt und dass diese Einladung der Beweis dafür ist. Mein Bauch hingegen rät mir, diesen String als Zwille zu benutzen, mein Mobiltelefon auf den Wühltisch mit den reduzierten Unterhosen zu schleudern und Reißaus zu nehmen.
    »Kommst du?«, unterbricht Ben mein Schweigen.
    »Klar.«
    »Aber ich will dir nicht einen coolen Singleabend vermiesen. Ich weiß, alte Ehepaare wie wir sind sterbenslangweilig.«
    »Soll das ein Scherz sein? Ich komme natürlich gern.«
    »Ehrlich? Das freut mich.«
    In meinem »gern« schwang zwar eine gehörige Portion Fracksausen mit, doch Ben klingt so froh, dass ich es beinahe selbst glaube.
    »Ich habe eine Schwäche für gutes Essen und Ehrfurcht vor jedem, der in der Lage ist, Gäste zu bekochen.«
    »Du kochst doch selbst ganz gut, oder?«
    »Ach, das habe ich aufgegeben, als ich mit Rhys zusammengezogen bin. Bei uns hat er den Kochlöffel geschwungen.«
    »Aha.« Eine verlegene Pause. »Außerdem fragt Liv, ob du jemanden mitbringen willst. Ein Date?«
    Das ist der Moment, in dem ich den verrückten Einfall habe, einen Begleitservice zu beauftragen, um die Form zu wahren. Einen wahnwitzigen Augenblick lang spiele ich mit dem Gedanken, verwerfe ihn dann aber mit Nachdruck. Einer von Mindys Internet-Romeos mit markanten Zügen hat, wie sich herausstellte, bei einem Begleitservice gearbeitet. Und was noch schlimmer war, er trug einen Texas-Smoking – Jeans oben und unten. Einschließlich Cowboystiefel. Und schauderhafte Hemden. Ivors Spitzname für ihn: Nylon-Adonis.
    »Äh. Nein.«
    Nach dem Telefonat schätze ich meine Größe und kaufe ein paar Sachen in unverfänglichem Schwarz. Immerhin ein Anfang.

[home]
    23
    Z um zweiten Studienjahr kehrte ich mit einer leichten Sonnenbräune zurück, deren Verblassen ich mit Hilfe von getönter Nivea-Körperlotion hinauszuzögern versuchte. Geholt hatte ich sie mir in zwei Wochen auf Paxos, ein Geschenk von Rhys.
    Während meine Freundinnen zu Hause gleichaltrige Freunde hatten, die in den Ferien Geld mit Töpfescheuern oder Beerenpflücken verdienen mussten, war meiner schon erwachsen, bekam ein richtiges Gehalt und entführte mich zu Spontanurlauben. Meine Eltern waren weniger begeistert: Rhys war einfach mit einer gepackten Reisetasche im Pub erschienen, was mich einen Wochenlohn und außerdem meinen Job kostete, weil ich mitten in der Schicht das Handtuch warf. Allerdings hatte er vergessen, dass ich auch meinen Pass brauchte, weshalb uns der Spießrutenlauf elterlicher Missbilligung wegen meiner Unbekümmertheit der Arbeit und Auslandsreisen gegenüber nicht erspart blieb.
    Aufgeregt schilderte ich Ben das ganze Drama, während ich im Waschsalon meine Sachen in die Maschine stopfte. Normalerweise zeichnete sich das zweite Studienjahr dadurch aus, dass man nicht mehr auf dem Campus wohnte und eine eigene Waschmaschine besaß. Doch unsere war kaputt, und die knappe Zeit zwischen Urlaub und Vorlesungsbeginn hatte zu einem Rückstau an Schmutzwäsche geführt. Ben hatte sich erboten, mir bis zum Schleudergang Gesellschaft zu leisten und dann Kaffee holen zu gehen. Er teilte sich inzwischen eine Wohnung mit einigen Jungs aus dem Wohnheim, und obwohl er die größten Nervensägen aussortiert hatte, waren auch die Netteren nicht unbedingt die Crème de la Crème. (So hatte er mich ausdrücklich davor gewarnt, ihre Zanussi-Waschmaschine zu benutzen, wenn ich bei der Rückkehr vom Kaffeetrinken nicht erleben wollte, dass seine Mitbewohner meine Unterwäsche als Kopfbedeckungen benutzten.)
    »Wie konnte er eine Tasche für dich packen, ohne dass deine Eltern es bemerkt haben?«, wunderte sich Ben, nachdem ich ihm vom

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