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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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diese Schönheit von ihrer reinen Seele herrührte , die einen wie ihn retten konnte. Deshalb mußte er annehmen , daß sie einander bestimmt waren. Ihm fehlte die Fähigkeit , Widerstände , die es zu überwinden galt , von Mauern , die eine Grenze markierten , zu unterscheiden. Er dachte , die Schwierigkeiten seien Teil der Prüfung und seine Aufgabe bestünde darin zu kämpfen , dem Schicksal zu zeigen , daß es ihm ernst war. Er schlug sich den Kopf blutig , bis er den Unterschied begriff. Weil es nur eine Lektion sein sollte und nicht seine Vernichtung , hat er überlebt. Er ist nicht verrückt geworden , obwohl es eine Woche lang auf der Kippe stand. Dann hat er Regina mit Gewalt aus seinem Herzen gerissen. Die Wunde ist tief , aber sie heilt. Geblieben ist Scham. Und die Furcht vor dem Spott des Dorfes. Während der vergangenen Tage in Henneward hat er Begegnungen gemieden. Immerhin ist den Eltern nichts von den Briefen zu Ohren gekommen. Alles andere hätte er gemerkt , selbst wenn sie ihn nicht danach gefragt hätten. Abgesehen davon hätten sie ihn gefragt. Die Mutter schnüffelt sogar in seinem Schreibtisch herum. Oder es wären Bemerkungen gefallen , bis er sich verraten hätte.
    »Das Bergsteigen ist eine großartige Sache für unsere Jungen« , sagt der Präses. »Die Erfahrungen , die sie dabei machen , sind ein Schatz , den ihnen niemand nehmen kann.«
    »Ich war als junge Frau auch immer gern im Hochgebirge« , sagt die Mutter. »Wir sind damals nach Tirol gefahren. Aber mein Mann bekommt kaum Urlaub im Sommer , und nur für ein paar Tage ist es doch eine sehr weite Strecke.«
    »Umso besser , daß Carl unsere Fahrt mitmacht und zusammen mit den Kameraden all diese Dinge erlebt.«
    »Die drei Wochen in der Schweiz sind die schönste Zeit des Jahres für ihn – das sagt er immer.«
    »Wichtiger als alles andere ist das Gemeinschaftsgefühl , das die Jungen dort erfahren: daß man zusammen die eigene Schwachheit besiegt und den Gipfel erreicht. Dabei entstehen Freundschaften fürs Leben. Ich bekomme das immer wieder bestätigt. › Herr Präses ‹ , höre ich dann , › vor zwanzig Jahren stand ich mit dem Fritz auf dem Adlerflychthorn , und was soll ich Ihnen sagen: Die Bergfreundschaft , die daraus erwachsen ist , hat bis heute gehalten. ‹ «
    »Wenn sie sich ordentlich verausgaben , kommen die Jungs auch nicht auf dumme Gedanken« , sagt der Vater.
    »Ferienzeit ist Flausenzeit« , sagt Herr Eging. »Oft wissen sie ja gar nicht wohin mit ihren Kräften in diesem Alter.«
    »Und es lauern überall Versuchungen« , seine Frau. »Gerade in unserer Zeit.«
    »Es gibt eine alte Geschichte« , sagt der Präses , »von einem Bauern , der sich einen Teufel kauft. Vielleicht kennen Sie die.«
    Die Eltern schütteln den Kopf , Carl hat sie schon oft gehört.
    »Ein Bauer , der ein bißchen in die Jahre gekommen ist und dem die Arbeit nicht mehr so leicht von der Hand geht , beschließt eines Tages , sich einen Teufel zuzulegen. Also geht er in die Stadt auf den Markt , und tatsächlich , da ist ein Händler , der einen Teufel im Angebot hat. › Das ist ein sehr guter Teufel ‹ , sagt der Händler , › kräftig und anspruchslos: Er erledigt die schwersten Arbeiten ohne zu murren. Nur auf eines mußt du achten: Er braucht genaue Anweisungen , was er zu tun hat , denn sobald ihm langweilig wird , stellt er die entsetzlichsten Dinge an. ‹ › Das sollte sich einrichten lassen ‹ , denkt der Bauer , › Arbeit gibt es ja mehr als genug auf dem Hof. ‹ Sie werden sich handelseinig , und der Bauer nimmt den Teufel mit nach Hause. Jeden Morgen macht er ihm einen Plan , und der Teufel arbeitet , bis er am Abend erschöpft ins Stroh fällt. Lange Zeit geht alles gut. Eines Tages aber bekommt der Bauer eine Einladung von seinem Schwager aus dem Nachbardorf: Man könne doch mal wieder zusammen feiern. › Ein bißchen Abwechslung in dem ganzen Einerlei habe ich mir redlich verdient ‹ , denkt der Bauer und macht sich auf den Weg. Beim Schwager trifft er alte Bekannte: Man erzählt sich Witze , trinkt Schnaps , schaut nach den Mägden , all diese Sachen. Kurz vor Sonnenaufgang kippt der Bauer völlig betrunken vom Stuhl und schläft ein. Er schläft tief und fest bis zum nächsten Mittag. Als er aufwacht , mit fürchterlichen Kopfschmerzen , fällt ihm als erstes der Teufel zu Hause wieder ein , und er kriegt einen furchtbaren Schrecken. Er macht sich sofort auf den Weg , nur , wenn man die Nacht durchgefeiert

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