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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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vergeudet hast.«
    »Doch. Schon. Ich habe eine Bestandsaufnahme der Wasservögel am Rhein versucht und tatsächlich ein paar Arten entdeckt , von denen ich nicht wußte , daß es sie bei uns gibt. Uferschnepfen zum Beispiel. Rotschenkel. Flußregenpfeifer.«
    »Du kennst dich aus mit Vögeln?«
    »Vögel und Fische …«
    Kuffel läuft rot an , explodiert vor Lachen.
    Es dauert zu lange , bis Carl die Doppeldeutigkeit auffällt: »Ihr seid albern. Kindergarten.«
    »Du hast recht. Ich weiß auch nicht , was daran lustig sein soll. Ornithologie – nicht wahr , so heißt das , wenn man sich professionell mit Vögeln beschäftigt …«
    Kuffel beißt sich auf die Lippe , prustet erneut los. Jetzt fällt auch Holzkamp in einen Lachkrampf.
    »Das liegt einzig und allein daran …« , stammelt er , »das kommt davon , wenn man sich sechs Wochen lang am Baggersee herumtreibt , spärlich bekleideten Jüngelchen beim Baden zusieht , anstatt sich auf das Studium der Schrift und die geistlichen Übungen zu konzentrieren , nicht wahr , Bernhard? Also bitte: Reiß dich zusammen. Carl will uns von seiner wissenschaftlichen Arbeit erzählen.«
    »Es interessiert euch doch sowieso nicht.«
    »Alles , was mit Vögeln zu tun hat , interessiert …«
    Wieder hysterisches Gelächter: »Glaub mir … Es interessiert uns brennend. Vor allem Bernhard.«
    »Das ist mir zu blöd , ich geh’ gleich.«
    »Wir hören jetzt auf« , sagt Kuffel. »Ehrenwort.«
    »Gut , ernsthaft: neueste Erkenntnisse über die Wasservogelpopulationen am Niederrhein.«
    »Keine Lust.«
    »Gut. Dann etwas anderes. Was war sonst bemerkenswert in deinen Ferien?«
    Carl will nichts mehr erzählen. Andererseits ist Holzkamp heute abend zwar albern , aber ausnahmsweise nicht bösartig. Vielleicht ist seinem Theologieprofessor-Paten die charakterliche Veränderung zum Schlechten hin aufgefallen , die er durchlaufen hat , seit er nach Kahlenbeck gekommen ist , und als sein langjähriger Beichtvater hat er ihm ins Gewissen geredet , daß er sich besinnen und umkehren muß , denn der Weg zu Christus führt nicht über triumphale Siege in Wortgefechten , sondern über die Liebe zum Nächsten.
    »In der Hauptsache beschäftige ich mich sowieso mit Ichtyologie.«
    »Gut , haben wir das geklärt , dein Interesse an Vögeln ist mehr ein Hobby , das Hauptaugenmerk liegt auf den Fischen … Und sonst?«
    »Ich war oft bei Tante Ria und ihrer Schwester.«
    »Das ist die alte Dame , die dich immer mit nach Mariendorn schleppt?«
    Carl nickt.
    »Wie alt?«
    »Zweiundsiebzig.«
    »Und sie ist fromm?«
    »Tante Ria hat halt einen sehr einfachen Glauben , nicht theologisch fundiert. Sie ist Vorbeterin in der Kirche , Vorsitzende im Frauen- und Mütterverein , liest quasi nur katholische Zeitschriften , Stadt Gottes , Maria heute , den St. Michaelsbrief aus Banneux , macht immer die Wallfahrt nach Mariendorn , vor vier Jahren war sie sogar in Lourdes.«
    »Die Sorte , verstehe« , sagt Holzkamp.
    »Aber verheiratet?« fragt Kuffel.
    »Ihr Mann ist nach sieben oder acht Jahren gestorben.«
    »Also keine alte Juffer – gynäkologisch betrachtet.«
    Carl zuckt mit den Achseln: »Sie wohnt mit ihrer Schwester zusammen.«
    Holzkamp wendet sich an Kuffel , sagt: »Findest du nicht auch , daß die Gräfin Warnstorf in letzter Zeit oft unerträglich juffernhaft ist?«
    »Sie hat halt keinen Mann gefunden , der ihr gut genug war und der vor allem ihrer Karriere als Philosophieprofessorin nicht im Weg gestanden hätte. Die logische Konsequenz daraus wäre gewesen , daß sie ihre Jungfräulichkeit dem Bräutigam Christus geschenkt hätte und in einen Orden eingetreten wäre , nur dazu war sie zu stolz …«
    »Ja schon , aber es wird schlimmer.«
    »Eine Frau ohne männliche Führung läuft früher oder später aus dem Ruder , selbst wenn sie intelligent ist. Vielleicht erhöht Intelligenz das Risiko sogar. Paulus sagt: Die Frauen sollen sich unterordnen , wie es auch das Gesetz fordert. Wenn sie etwas wissen wollen , dann sollen sie zu Hause ihre Männer fragen . Andernfalls gewinnen Bosheit oder Schrullen die Oberhand. Wie bei der Maxius. Wobei Gräfin Warnstorf ein anderes Kaliber ist: Bei ihr funktioniert immerhin der Verstand einwandfrei , was man von der Maxius wirklich nicht behaupten kann.«
    »Ehrlich gesagt , weiß ich immer noch nicht , was genau ihr mit Juffernhaftigkeit meint.«
    »Du kommst doch vom Dorf« , sagt Holzkamp , »da müßtest du diese in unfreiwilliger

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