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Wir müssen leider draußen bleiben

Wir müssen leider draußen bleiben

Titel: Wir müssen leider draußen bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Hartmann
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Ländern gehören zu GAIN s Partnern auch große Konzerne wie Unilever, Coca Cola, Cargill, Kraft Foods, Pepsico – und natürlich: Danone. GAIN wird unter anderem finanziell unterstützt von der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung, die mit 830 Mitarbeitern weltweit und einem Kapital von mehr als 36 Milliarden Dollar mit Abstand die größte Privatstiftung der Welt ist. 374 Sie ist außerdem der zweitgrößte Geldgeber der Weltgesundheitsorganisation ( WHO ), obwohl sie weder parlamentarisch noch gesellschaftlich legitimiert ist.
    Auch das deutsche Entwick lungshilfeministerium unter Dirk Niebel ( FDP ), der sich für die Ökonomisierung der Entwicklungshilfe starkmacht, hat eine »enge Zusammenarbeit« beschlossen: Die Bundesregierung unterstützt das Impfprogramm der Stiftung, weitere 7 Millionen Euro Steuern sollen in das stiftungseigene Wasseraufbereitungsprojekt in Kenia fließen. 375
    Gates, der Monopolist der Softwarebranche und mit einem Privatvermögen von rund 56 Milliarden US -Dollar der zweitreichste Mensch der Welt, scheint sich nun zum Monopolisten ökonomischer Weltrettung aufzuschwingen.
    Die Stiftung investiert ausgerechnet in Konzerne wie Monsanto und Cargill, die Hunger und Armut in der Welt mit ihren Monopolen eher vorantreiben, als ihn wirksam zu bekämpfen, sowie in den Pharmakonzern Glaxo Smith Klein, der bekannt dafür ist, die Medikamente in den Entwicklungsländern zu teuer zu verkaufen. Und diese Vereinigung will nun objektiv die Vorteile von Danone-Produkten für Bangladescher nachgewiesen haben?
    Konsumstatus statt Menschenrechte
    »Die GAIN Business Alliance ist ein schnell wachsendes globales Netzwerk, das marktbasierte Lösungen für Mangelernährung vorantreibt. GAIN hat die Wirtschaftsallianz 2005 mit dem Ziel gegründet, die Wirtschaft dazu zu bringen, eine größere Rolle im Kampf gegen Mangelernährung zu spielen, indem sie sich auf dem Base-of-the-Pyramid-Markt engagieren.« 376 »Base« oder auch »Bottom of the Pyramid«, kurz BOP , beschreibt den untersten Teil der Welteinkommenspyramide. Gleichzeitig ist BOP ein marktwirtschaftliches Konzept, das diese Menschen in den Kapitalismus einbinden will: als Kunden und Verkäufer. Ein lukrativer Markt, schließlich gehört ein Drittel der Weltbevölkerung, geschätzte vier bis fünf Milliarden Menschen, zum Bodensatz der Weltwirtschaft und nahezu ein weiteres Drittel der Weltbevölkerung zur aufstrebenden globalen Mittelschicht.
    Erfunden hat das viel kritisierte 377 BOP -Konzept der indisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmensberater C. H. Prahalad. In seinem Buch: Ideen gegen Armut. Der Reichtum der Dritten Welt , widmet sich Prahalad dem Marktpotenzial der »angehenden Verbraucher«: »Diese vier Milliarden können der Motor für die nächste Phase des globalen Handels und des Wohlstand sein.« 378 Allerdings schuf ten die Armen ja schon jetzt bis zum Umfallen für den Wohlstand anderer: als billigste Arbeitskräfte für die westlichen Märkte in Sweatshops und auf Plantagen, wo nicht mehr ihr Essen wächst, sondern Rohstoffe und Lebensmittel zum Export in reiche Länder. Diese Ausbeutungsstrukturen, die der unregulierte Welthandel geschaffen hat, sind Voraussetzung für Wachstum und Profit der Wirtschaftsmächtigen. Doch das reicht offenbar nicht hin: Nun sollen die Armen auch noch als Kunden den Profit der Konzerne und ihrer Aktionäre mehren.
    Wie kaum anders zu erwarten, interessiert sich Prahalad hauptsächlich für die Kaufkraft der Armen und Ärmsten: Laut einer Studie des Weltressourceninstituts und der International Finance Corporation beträgt diese fünf Billionen US -Dollar. 379 In Prahalads Buch ist diese kalte Wirtschaftslogik in warme Worte gekleidet: »Die BOP -Konsumenten erhalten Produkte und Dienstleistungen zu Preisen, die sie sich leisten können, aber noch wichtiger ist, dass sie Anerkennung erhalten, respektvoll und fair behandelt werden. Der Aufbau von Selbstbewusstsein und Unternehmergeist am BOP ist wahrscheinlich der langlebigste Beitrag, den der private Sektor leisten kann.« Die Würde der Armen, ihr Recht auf Teilhabe ist in diesem Modell an ihren Konsumentenstatus gebunden – genau wie in den westlichen Konsumgesellschaften. Das Prinzip, einen Absatz markt zu schaffen, der auch die Ärmsten in den Konsumkapitalismus integriert, stellt weder die wirtschafts- noch die sozialpolitischen Strukturen der Armut infrage, ja, noch nicht einmal die Armut selbst. Stattdessen fördert es noch

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