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Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
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entnehmen. Ich bin sicher, darauf wird sich Herr Bruhr einlassen.« Und nach einer kurzen Pause fügte er nachdenklich an: »Ein gutes Geschäft ist die richtige Basis für die Ehe.«
    Was die Verlobung anging, hatte Heinrich recht behalten. Eine Woche später hatte Anna Maria der Hochzeit zugestimmt. Auf die Liste für die Verlobungsfeier hatte Katty entscheidende Politiker gesetzt und gehofft, dass Heinrich sich mit diesem Fest als Mitglied des Landtags empfehlen könnte. Es hatte funktioniert. Vielleicht wäre Heinrich auch ohne die Verlobung Abgeordneter geworden, aber Katty fand, dass sie am Erfolg kräftig mitgearbeitet hatte.
    »Wir haben es geschafft: Herr Hegmann ist im Landtag.« Mit diesem Satz hatte sie deshalb jeden, der auf Tellemann arbeitete, informiert. Die Hofangestellten waren sprachlos gewesen.
    Und nun hatte die erste Sitzung stattgefunden und Heinrich sollte gefälligst bald nach Hause kommen, sonst würde Katty platzen vor Neugier. Nervös ging sie in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken, da hörte sie ein Auto über den Kies in die Einfahrt rollen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie schon im Flur.
    »Ein ordentliches Stück Arbeit. Lassen Sie uns erst mal ins Wohnzimmer gehen, dann erzähle ich ausführlich.«
    Katty nahm Heinrich Hut und Mantel ab und hängte beides an die Garderobe in der Diele.
    »Ich habe zu Abend gedeckt. Sie müssen hungrig sein.«

    »Großartig. Kommen Sie, leisten Sie mir Gesellschaft.«
    Worauf Sie sich verlassen können, dachte Katty. Selbstverständlich hatte sie für sich selbst ebenfalls ein Gedeck aufgetragen. Sie aßen oft gemeinsam zu Abend. Das stammte noch aus der Zeit, als Theodor klein gewesen war. Damals hatte er verlangt, dass Katty mit am Tisch sitzen sollte. Manchmal hatte Heinrich sich zu ihnen gesellt, und im Laufe der Jahre war daraus etwas Selbstverständliches geworden.
    »Nun erzählen Sie schon«, drängelte Katty, und Heinrich erzählte lang und ausführlich.
    Sie hatten sich im Düsseldorfer Opernhaus getroffen, zweihundert Männer und ein paar Frauen.
    »Lassen Sie sich das einen Ansporn sein«, neckte Heinrich sie. Eine von ihnen habe sogar denselben Nachnamen wie Katty, sie hieß Anne Franken, ob sie verwandt seien. Katty verneinte, überlegte jedoch, ob sie es tatsächlich schaffen könnte, Politikerin zu werden, wenn sie sich anstrengte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
    Die Sitzung selbst war unspektakulär gewesen. Besondere Befugnisse hatte der Landtag nicht, und so waren zunächst alle Mitglieder öffentlich ins Abgeordnetenhaus aufgenommen worden. »Viele haben gehofft, dass es damit vorüber wäre«, erzählte Heinrich gut gelaunt, »es gab nämlich keine Sitzgelegenheiten. Wir standen alle, hatten nicht einmal Tische, um unsere Akten abzulegen.«
    Dann wurde er wieder ernst und berichtete voller Bewunderung von Konrad Adenauer, der von allen mit Abstand die größte politische Erfahrung besaß. Er war zum Fraktionsvorsitzenden der CDU gewählt worden und hatte die Versammlung in Aufruhr versetzt.
    »Adenauer war entrüstet über die Zusammensetzung des Landtages«, erzählte Heinrich mit leuchtenden Augen. Er habe auf das Heftigste protestiert, weil die CDU nicht stark genug vertreten sei. Sie sei schon nicht mit einem Ministerium in der Regierung, all das entspreche sicherlich nicht der Zustimmung im Volke, habe er moniert.
    »Spätestens nach den Kommunalwahlen werden die Briten das berichtigen müssen, glaubt Adenauer!«
    »Was bedeutet das?«, fragte Katty.
    »Dass die Karten nach der Wahl am übernächsten Sonntag neu gemischt werden. Und das bedeutet, dass wir erneut kräftig werben müssen. Wir müssen hier im Kreis Moers die meisten Stimmen bekommen.«
    »Sollen wir Ihre Hochzeit vorverlegen?«
    Heinrich schien belustigt.
    »Ich glaube nicht, dass das für eine Wahl den Ausschlag gibt.«
    »Warum? Mit der Verlobungsfeier hat es jedenfalls sehr gut funktioniert«, verteidigte Katty ihren Vorschlag.
    »Sie sind durchtrieben.« Heinrich hob scherzhaft den Zeigefinger. »Aber das ist natürlich Unsinn. Die Menschen da draußen lassen sich nicht von einem Hochzeitsfest beeindrucken, außerdem käme das jetzt recht plötzlich. Aber ich muss die namhaften Bauern der Gegend bei der Stange halten. Für die müssen wir politisch etwas tun. Ich werde in der Woche ein paar Herren zu mir einladen. Bitte bereiten Sie dann alles Nötige vor.«
    Sie saßen noch eine ganze Weile im Wohnzimmer. Katty berichtete von den

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