Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
Vom Netzwerk:
Montag eine Nachricht überreicht: »Unabkömmlich auf Tellemann! Post wird erledigt. Weitere Aufgaben bitte per Telegramm«.
    Die Antwort war postwendend gekommen: »Werden schon übermorgen auf Tellemann sein.«
    Katty hatte für den Einzug der neuen Frau Hegmann, wie Anna Maria auf dem Hof genannt wurde, ein geselliges Beisammensein arrangiert. Man wollte gemeinsam mit allen Angestellten und deren Familien zu Abend essen. Alle sollten dabei einen Platz im Hause finden, deshalb hatte Katty die untere Wohnetage, drei große Zimmer, frei geräumt, darunter auch Heinrichs Schlafzimmer. Das Ehepaar hätte für einen Abend in Kattys Zimmer schlafen sollen, sie selbst wäre diese eine Nacht bei einem der anderen Mädchen untergekommen.
    Es passte Katty nicht, dass die beiden nun schon früher nach Hause kamen. Sie protestierte deshalb demonstrativ, als Heinrich sie begrüßte.

    »Was macht ihr denn für Sachen? Ich kann euch hier noch gar nicht gebrauchen.«
    »Ich wäre auch gerne noch geblieben«, sagte Anna Maria schnippisch und Katty vermutete, dass die Eheleute deshalb gestritten hatten. »Aber der Herr hat wichtige politische Ereignisse vorzubereiten.«
    Katty überhörte die Spitze in Anna Marias Stimme und überlegte, was Heinrich damit meinen könnte.
    Die Briten hatten inzwischen den zweiten Landtag zusammengesetzt, und dieser sollte demokratische Wahlen vorbereiten. Vermutlich wollte Heinrich mit Katty die konstituierende Sitzung besprechen, die für den 2. Dezember geplant war, wie Katty der Zeitung hatte entnehmen können.
    »Aber die Sitzung hätten wir doch am Wochenende noch planen können«, gab Katty zu bedenken.
    »Nun lass uns das nicht zwischen Tür und Angel besprechen«, sagte Heinrich schnell, ihm schien die Wendung, die das Gespräch gerade nahm, nicht zu gefallen. »Mach uns eine Kleinigkeit zu essen und dann besprechen wir alles«, beendete er die Diskussion, »und bis dahin packen wir aus.«
    »Lasst nur, ich übernehme die Koffer gleich, setzt euch erst mal. Kaffee und Kuchen sind so gut wie fertig.« Katty versuchte, Zeit zu gewinnen. Sie wusste nicht recht, wie sie den frisch Getrauten beichten sollte, dass sie im Moment kein Zimmer hatten. Augen zu und durch, entschied sie.
    »Ich habe ein Überraschungsfest für euch vorbereitet. Wir erwarten alle Hofangestellten, ein paar Nachbarn und Verwandte, zusammen bestimmt siebzig Leute, deshalb habe ich unten alle Zimmer ausräumen lassen.«
    »Was heißt das?«, fragte Heinrich
    »Dass in eurem Schlafzimmer kein Bett steht«, sagte Katty mit bemühter Fröhlichkeit. »Es tut mir leid. Ich dachte, wenn ihr die eine Nacht in meinem Zimmer schlaft, wäredas sicher kein Problem. Aber nun werden es gleich drei Nächte.«
    »Dann werden wir wohl zusammenrücken müssen«, kommentierte Heinrich die Nachricht ohne große Aufregung, während Anna Maria sich entsetzt zeigte:
    »Aber sie wird doch nicht mit uns gemeinsam dort schlafen?«
    »Nein, nein«, sagte Katty schnell. »Ich schlafe bei einer der anderen Haustöchter. Ich habe nur euer Bett in mein Zimmer stellen lassen. Mach dir keine Sorgen, liebe Freundin. Es wird ein schöner Einstand für dich, du wirst dich ganz zu Hause fühlen. Und danach räumen wir schnell wieder um.« Anna Maria war das offensichtlich zu viel. Es war, als platzte eine aufgestaute Wut aus ihr heraus. Vielleicht waren die Flitterwochen nicht nach ihren Vorstellungen verlaufen, überlegte Katty, jedenfalls schnappte Anna Maria nach Luft und ihre Stimme schraubte sich in unangenehme Höhen:
    »Ich dulde nicht, dass mein Ehemann mit dir derart intimen Umgang pflegt. Er soll nicht in deinem Zimmer übernachten, und ich will nicht, dass du ihm Potenzmittel zusteckst.«
    Katty wusste nicht, ob sie belustigt oder entrüstet sein sollte.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte sie.
    »Was fällt dir ein, Katty derart zu beschimpfen?«, mischte sich nun auch Heinrich ein. »Entschuldige dich bei ihr.«
    »Ich soll mich entschuldigen?«, Anna Marias Stimme wurde noch schriller. »Das gehört sich nicht, was ihr zwei da treibt. Du hast es mir doch selbst gesagt mit den Tabletten. Hast du gedacht, dass mich so etwas Abstoßendes freuen könnte? Das ist widerlich und ich dulde es nicht.«
    »Nun beruhige dich mal. Wovon redest du überhaupt? Welche Tabletten?« Katty machte sich langsam wirklich Sorgen um den Zustand ihrer Freundin.
    »Die, die du Heinrich gegeben hast, damit er mir Freude bereitet. So hast du es doch genannt, lieber

Weitere Kostenlose Bücher