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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Vernünftiges dabei herauskommt. Das ist vielleicht kein großartiger Plan, nicht der große Knall, der Kracher. Rumms! Und weg sind sie, die Nazis. Aber es ist ein Anfang und es ist alles, was ich tun kann.«
    »Und was fangen wir jetzt mit dem Abend an?«
    »Irgendeine Idee?«
    »Erst mal Zigaretten holen.«
    »Du hast immer noch Geld?«
    »Klar. Ohne Ende.«

    PAUL
    LAG
    AUF dem Bett und las Karl May. Winnetou III. Franzi kam und nahm ihm das Buch aus der Hand. Sie legte sich neben ihn.
    »Was ist, wenn es so ist, wie Bastian vermutet? Wenn sie ihn beschatten und hinter ihm her sind? Dann werden sie sich bald für dich interessieren. Und was ist, wenn die Gestapo Billi zum Reden bringt? Wenn sie ihren Verhörmethoden nicht standhält? Was wird dann?«
    »Was soll schon werden? Ich habe Papiere.«
    »Ja, Paul. Das ist ganz genau das Problem. Du bist Peter König. Was sagst du, wenn die Gestapo kommt und dich fragt, wer du bist und wo du herkommst? Du weißt ja nicht mal, wer deine Eltern sind.«
    »Ich hatte eine Gehirnerschütterung und habe einen Hörschaden. Das habe ich hochoffiziell und schriftlich. Möglicherweise habe ich einen Dachschaden.«
    »Damit kommst du nicht durch, wenn Billi redet. Das weißt du genau. Versuche nicht, mich zu beruhigen. Das macht es nur schlimmer.«
    »Ich habe an Abhauen gedacht.«
    »Ach? Willst du wieder ein Pferd im Stich lassen? Und was ist mit mir? Alle gehen weg. Zack ist tot, Hotte zieht in den Krieg, Bastian kann sich hier nicht mehr blicken lassen, Ralle macht Schießübungen im Wald, Billi ist verhaftet.«
    »Lass uns gemeinsam abhauen, Franzi. Du und ich und Hennes.«
    »Nein, danke. Ich kann das nicht. Weggehen. Mutter geht weg, das Kinderkrankenhaus wird evakuiert. Einer muss bleiben und auf Nachrichten von Hotte warten.«
    »Franzi, ich weiß sonst keine Lösung. Ich werde mich nicht von den Nazis umbringen lassen.«
    »Das sollst du auch nicht. Du sollst mit mir leben und mich lieb haben.«
    Hennes schnaubte und donnerte seinen Huf gegen die Boxentür.
    Paul flüsterte: »Ich habe dich lieb, Franzi. Mehr, als du ahnst. Und ich denke an dich, mehr als an irgendjemanden sonst.« Paul strich ihr mit der Hand behutsam über das Gesicht und durch die Haare. Er spürte den Hauch ihres Atems auf seinem Arm. Und dann drehte sie sich um, sah ihn mit einem verstörenden Blick an und küsste ihn zärtlich. Ineinander verschlungen lagen sie eine Weile, bis Paul sich vorsichtig aus der Umarmung löste und eine Decke über Franzi legte.
    »Und?«, fragte sie nach einer Weile. »Hast du eine Idee, was wir außer Abhauen tun können?«
    Paul verschloss ihre Lippen mit dem Zeigefinger. »Psst. Wir überlegen morgen weiter. Lass uns jetzt schlafen.« Und er schlang sein Bein um Franzi und zog sie fest an sich. Sie seufzte. Nach einer Weile hörte er ihren ruhigen, gleichmäßigen Atem – doch er selbst fand zunächst keinen Schlaf.
    Als Paul am nächsten Morgen erwachte, war Franzi fort und er suchte sie vergeblich in der Gärtnerei.
    »Franzi hat sich heute einen Tag freigenommen«, war das Einzige, was Frau Rose wusste. »Sie will sicher ihre Mutter verabschieden. Sie ist sehr früh weg. Das Kinderkrankenhaus, du weißt ja.«
    »Ja, es wird evakuiert.« Merkwürdig, dass Franzi ihm nichts von dem freien Tag gesagt hatte. Eine seltsame Unruhe ergriff ihn und verstärkte sich, je später es wurde. Er war froh, dass er Kränze ausliefern durfte und mit seinen zittrigen Fingern keine binden musste. Auf dem Weg zum Friedhof hielt er bei Franzis Mutter, doch niemand öffnete. Auch auf dem Rückweg nicht. Es war bereits dunkel, als er mit dem Fuhrwerk in die Gärtnerei zurückkehrte. Ein feiner Nieselregen hatte eingesetzt und ließ Paul frösteln. Er brachte Hennes in den Stall und betrat seine Kammer.
    Ein Ausruf der Erleichterung entfuhr ihm. »Mensch, Franzi! Wo warst du? Wo hast du gesteckt?« Er setzte sich zu ihr an den Tisch. Vom flackernden Kerzenlicht tanzten Schatten an der Wand.
    Franzi war blass und sagte: »Ich habe nach dir gesucht, Peter König. Ich habe einiges über dich herausgefunden. Und ich bin nicht sicher, ob es dir gefallen wird.«
    »Du warst in Oberhausen? Mensch, Franzi!« Er nahm sie fest in den Arm und fragte atemlos: »Wer bin ich?«
    Sie wand sich aus seinem Arm. »Ja, und zwar war ich keinen Tag zu früh da. Die Gestapo ist dir bereits auf den Fersen, Peter König.« Dann erzählte sie ihm alles, was sie in Oberhausen von Frau Osmann, der Haushälterin

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