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Wir wollen Freiheit

Wir wollen Freiheit

Titel: Wir wollen Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gerlach
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erzählt Ahmed Maher von der
6.   April
-Bewegung. Das Symbol der
6.   April
-Bewegung, die gereckte Faust, erinnert sehr an das Symbol der
Otpor
-Bewegung.
    Otpor
wurde 1998 an der Universität von Belgrad gegründet. Aus den Studentenaktionen wurde schnell ein Aufstand gegen Slobodan Milosevic und 2000 gelang der Sturz des Diktators von Belgrad. Die Aktivisten von
Otpor
planten ihren Aufstand genau und suchten Kontakt zu Gene Sharp. Der amerikanische Philosoph ist der Vordenker des »gewaltfreien Kampfes«. Sein wichtigstes Werk »Von der Diktatur zur Demokratie«, das es gratis zum Download auf seiner Webseite gibt und inzwischen in 28   Sprachen übersetzt wurde, ist eine detaillierte Anleitung, wie die Befreiung zu planen und durchzuführen ist: Herrschaft beruhe immer auf dem Gehorsam der Untertanen. Diese müsse man Schritt für Schritt ermutigen, den Gehorsam zu kündigen. So sei es zu Anfang eines Kampfes richtig, ungefährliche Aktionsformen zu wählen; etwa die Menschen aufzufordern, an einem bestimmten Tag bestimmte Kleidung zu tragen. Später |98| könne man zu Aktionsformen übergehen, die das Regime zu schärferen Reaktionen herausfordern würden: etwa Massendemos oder Streiks. Wichtig sei, dass immer wieder Teilerfolge erzielt und gefeiert werden könnten. Auch spaßige Protestformen wie gespielte Wahlen oder symbolische Beerdigungen der Diktatur könnten wirkungsvoll sein. Parallel zum Aufstand müssten demokratische Strukturen aufgebaut werden, damit nicht nach dem Sturz der Diktatur gleich der nächste Diktator an die Macht kommen könne. Er empfiehlt, Strategie und Ziele möglichst öffentlich zu machen. Die Geheimpolizei komme in der Regel konspirativen Gruppen eh auf die Schliche und eine ganz öffentliche Kampagne gäbe erstens der Bevölkerung das Gefühl, dazuzugehören und zudem könne die Bewegung auch weitergehen, wenn womöglich die Planer verhaftet würden. Sharp empfiehlt – schließlich schrieb er das Buch in den 90er Jahren   – Untergrundzeitungen und Flugblätter. Facebook rundet seine Methode ab.
    Srdja Popovic, der Kopf der
Otpor
-Bewegung, hat nach dem erfolgreichen Sturz Milosevics die CANVA S-Schule (Center for Applied Nonviolent Action and Strategies) gegründet und dort Aktivisten aus aller Welt geschult. »Entscheidend ist, dass man den gewaltfreien Kampf auch als Kampf versteht, der seine eigenen Techniken und Waffen hat«, sagt er in einem Interview mit
Al Dschasira
. Die wichtigsten Prinzipien des Kampfes seien Einheit, Disziplin und Planung. Auch die Rolle der Medien müsse mitbedacht werden: »Gewalt muss bei Demonstrationen um jeden Preis verhindert werden. Wenn auch nur einer mit Steinen wirft, wird er das Bild in den Medien dominieren.« Im eigenen Land wurde
Otpor
nach dem Sturz des alten Regimes ins Abseits gedrängt. Der Ruf der Bewegung litt, als herauskam, wie viel Unterstützung sie aus den USA bekommen hatte.
    Die ägyptischen Aktivisten des
6.   April
studierten die Schriften von Gene Sharp und waren fasziniert: »Wir haben |99| einen Bekannten beim Freedom-House und dem haben wir gesagt, dass wir ganz dringend nach Serbien müssen, um die Ideen von
Otpor
kennenzulernen. Eine Woche später hatten wir Tickets und Visa und sind gefahren. Es waren insgesamt 15 in unserer Gruppe, darunter zwei Algerier und der Rest Ägypter«, erzählt Mohammed Adel, der mitreiste. Im Sommer 2009 werden sie eine Woche lang in der CANVA S-Schule in die Techniken des gewaltfreien Kampfes eingeführt. In einer zweiten Woche machen sie Sightseeing, besuchen die Orte des Kampfes gegen Milosovic. »Abgesehen davon haben wir von den USA kein Geld oder so bekommen. Wir haben aber auch eine sehr billige Revolution gemacht. So kostete die Vorbereitung für den 25.   Januar gerade einmal umgerechnet 450   Euro für Schutzschilder und Flugblätter«, sagt Mohammed Adel. Der Sturz von Milosevic hingegen soll mehr als 80   Millionen U S-Dollar gekostet haben, der Löwenanteil kam aus den USA.
    Was sie in Serbien lernten, bringen Mohammed Adel und die anderen Reisenden anschließend ihren Freunden in Kairo bei. Sie veranstalten Schulungen und zeigen Filme wie »Bringing Down a Dictator   – Wie man einen Diktator stürzt« oder »Battle in Seattle   – Kampf in Seattle«. »Wir haben dann darüber diskutiert: Was wir übernehmen können und was man anpassen muss, wenn es beispielsweise um Demotechniken und Mobilisierungsstrategien geht«, erläutert Ahmed Maher.
    Schulungen für

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