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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mehr Schwierigkeiten, sie zu steuern. Pietro hielt die Zündschnur in die Höhe und drückte auf das Feuerzeug. Es funktionierte nicht. Er drückte immer wieder, immer ungeduldiger.
    »Komm schon, um Himmels willen.« Als das Feuerzeug endlich brannte, war Pietros Gesicht schweißüberströmt. Die Zündschnur fing an zu zischen. Er hielt sie mit einer Hand fest, beugte sich vor und warf die Ladung durch die Öffnung. Gianni schlug sofort die Tür zu und verriegelte sie. Dann begann er zu fluchen.
    »Bombe abgeworfen! Verschwinden wir.« Pietros Zähne klapperten vor Kälte, als er sich wieder anschnallte. In Windeseile drehte der Hubschrauber ab. Pietro war so erleichtert, daß er laut auflachte. Dann begann er zu zählen: »… sechs … fünf … vier … drei … zwei … eins.« Nichts geschah. Er hörte auf zu lachen. »Hast du sie fallen gesehen, Jean-Luc?«
    »Nein, wir haben nichts gesehen«, antwortete der Franzose resigniert, obwohl er das Manöver nicht unbedingt wiederholen wollte. »Vielleicht ist sie auf einen Felsen aufgeprallt, und die Zündschnur ist abgerissen worden.« Insgeheim dachte er jedoch: Der blöde italienische Schleimscheißer kann nicht einmal eine Zündschnur an ein paar Stangen Dynamit befestigen. »Wir versuchen es noch einmal, ja?«
    »Warum nicht?« meinte Pietro zuversichtlich. »Der Zünder war in Ordnung. Daß er versagt hat, ist ein Werk des Teufels. Natürlich, im Schnee kommt so etwas öfter vor.«
    Er fischte die zweite Ladung heraus und untersuchte sie genau. Der Draht, der die Stäbe zusammenhielt, saß stramm, und die Zündschnur war gut befestigt. »Da seht ihr, genauso in Ordnung wie die erste.« Er warf die Ladung von einer Hand in die andere und schlug sie kräftig auf seine Armlehne, um zu sehen, oh sich die Zündschnur lockerte.
    » Mamma mia «, protestierte einer der Männer entsetzt. »Bist du verrückt?«
    Pietro zuckte die Schultern und schaute aus dem Fenster. Der Gipfel kam näher. Er erkannte die Stelle genau. »Halt dich bereit, Gianni.« Dann ins Kehlkopfmikrophon: »Noch ein bißchen nach Osten, Signor Pilot. Halten Sie sie hier … ruhig halten … können Sie sie nicht ruhiger halten?« Er hielt das Feuerzeug an das Ende der Zündschnur. »Mach die verdammte Tür auf.« Gianni öffnete verärgert seinen Sicherheitsgurt und gehorchte. Plötzlich drehte sich die Maschine. Er schrie auf, glitt aus, krachte mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür, drückte sie auf und wäre um ein Haar hinausgefallen. Aber sein Nachbar hielt ihn am Gürtel fest, und er blieb halb drinnen, halb draußen in der Schwebe, während der Wind an beiden zerrte. In dem Augenblick, als Gianni die Tür öffnete, hatte Pietro das Feuerzeug betätigt und die Zündschnur in Brand gesetzt, wurde aber von Giannis Aufschrei abgelenkt. Instinktiv griff er ebenfalls nach Gianni und ließ dabei das Dynamit fallen. Entsetzt sahen ihm die anderen zu, wie er über den Fußboden kroch und nach der Sprengladung tastete, die hin und her rutschte – während die Zündschnur fröhlich weiterbrannte. Gianni hatte inzwischen den Türpfosten gepackt und versuchte langsam und vorsichtig, wieder in die Kabine zu gelangen.
    Pietros Finger berührten die Dynamitstäbe. Die Zündschnur sprühte auf seine Haut, aber er spürte den Schmerz nicht. Er packte die Ladung mit eisernem Griff, drehte sich auf dem Boden um, hielt sich an einem Stuhl fest und warf das Dynamit und den Rest der Zündschnur an Gianni vorbei hinaus. Dann packte er ein Bein seines Freundes und zog ihn ganz herein. Der andere Mann schlug die Tür zu, und Pietro und Gianni blieben wortlos und erschöpft auf dem Boden liegen.
    »Bring uns fort, Scot«, sagte Jean-Luc schwach.
    Der Hubschrauber ging in die Kurve und flog vom Nordhang weg. Einen Augenblick lang rührte sich nichts. Dann erfolgte die Explosion. Im Hubschrauber konnte man weder etwas spüren noch hören, aber sie sahen, wie der Schnee in die Höhe stob und wieder herunterfiel. Die ganze Nordflanke geriet nun mit lautem Dröhnen in Bewegung, die Lawine brauste ins Tal und hinterließ auf dem Berghang eine Spur der Verwüstung, die einen halben Kilometer breit war.
    Der Helikopter wendete. »Mein Gott, sieh mal.« Scot zeigte mit dem Finger nach vorn. Der Überhang war verschwunden. Oberhalb von Bellissima befand sich nur mehr ein sanft geneigter Hang. Die Bohrstelle war unberührt. »Pietro!« rief Jean-Luc aufgeregt. »Du hast …« Er verstummte. Pietro und Gianni

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