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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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oder für die PLO arbeite, meine Motive sind die gleichen: Ich kämpfe für unsere Heimat, für Gleichheit – Gleichheit für die Frauen Palästinas, ja für die Frauen in aller Welt!« Ihre braunen Augen leuchteten, und er hatte sie nie schöner gesehen. »Die Frauen sind auf dem Vormarsch, mein Liebling, und beim Gott der Kopten und bei Lenin, den du ja im geheimen verehrst, die Herrschaft der Männer geht zu Ende!«
    »Ich bin ganz deiner Meinung«, gab er sogleich zurück und lachte.
    Auch sie mußte lachen. »Du bist ein Chauvinist, der es eigentlich besser wissen müßte.« Das Wasser hatte jetzt die richtige Temperatur. Sie begann sich auszuziehen. »Laß uns zusammen duschen!«
    »Gern. Erzähl mir von den Papieren.«
    »Nachher.« Sie entkleidete sich, ohne Scham zu empfinden. Beide waren erregt, aber geduldig, denn sie waren vertraute Liebende – seit drei Jahren im Libanon, in Palästina und hier in Teheran. Er seifte sie ein und sie ihn, und ihr Spiel wurde allmählich intimer, sinnlicher und erotischer, bis sie sich gegenseitig in drängender Hingabe vereinten, um gemeinsam den Höhepunkt zu erreichen. Von der Heizdecke gewärmt, lagen sie später befriedigt im Bett. »Wie spät ist es?« fragte sie schläfrig und seufzte.
    »Zeit für die Liebe.«
    Still griff sie hinüber. Unvorbereitet fuhr er auf, zog sich protestierend zurück, ergriff ihre Hand und hielt sie fest.
    »Noch nicht, nicht einmal bei dir, mein Liebling!« rief sie und kuschelte sich in seine Arme.
    »Fünf Minuten.«
    »Nicht einmal in fünf Stunden, Teymour!«
    »In einer Stunde …«
    »In zwei Stunden«, erwiderte sie lächelnd. »In zwei Stunden wirst du wieder bereit sein, aber so lange kann ich nicht bleiben. Du wirst dich mit einer deiner Soldatenhuren begnügen müssen.« Sie streckte sich wie eine Katze. »O Teymour, du bist ein wunderbarer Liebhaber!« Ein Geräusch drang an ihr Ohr. »Ist das die Dusche?«
    »Ja, ich habe sie laufen lassen. Was für ein Luxus, nicht wahr?«
    »Ja, ja, aber es ist auch eine Verschwendung.« Sie schlüpfte aus dem Bett, schloß die Badezimmertür hinter sich, stellte sich unter die Brause und summte ein Liedchen, während sie sich das Haar wusch und anschließend mit einem Fön trocknete. Nun wickelte sie sich in ein Badetuch, um ins Schlafzimmer zurückzukehren, wo sie ihren Liebhaber schlafend anzutreffen vermeinte. Aber er schlief nicht. Er lag mit durchschnittener Kehle im Bett. Das Laken, das ihn teilweise bedeckte, war von Blut durchtränkt, und neben ihm auf der Matratze, sauber abgetrennt, lagen seine Genitalien. Zwei Männer standen da und beobachteten Sayada. Beide waren bewaffnet, ihre Revolver mit Schalldämpfern versehen. Durch die offene Schlafzimmertür sah sie einen dritten Mann, der am Gang Wache hielt.
    »Wo ist der Rest der Papiere?« fragte einer der Männer und richtete seinen Revolver auf sie. Er sprach Englisch mit einem nicht erkennbaren Akzent.
    »Im … im Französischen Club.«
    »Wo im Französischen Club?«
    »In einem Schließfach.« Zu lange schon arbeitete sie im Untergrund der PLO, um in Panik zu geraten. Ihr Herz schlug langsam, während sie sich bemühte zu entscheiden, was sie tun solle, bevor sie starb. Sie hatte ein Messer in ihrer Handtasche, aber die Tasche lag nun auf dem Bett, der Inhalt verstreut, und das Messer war verschwunden. Sie sah keine Waffe, die ihr hätte helfen können. Es blieb ihr nichts als Zeit – bei Sonnenuntergang würden die anderen zurückkommen. Es war noch lange nicht Abend. »In der Damenabteilung.«
    »In welchem Schließfach?«
    »Das weiß ich nicht – sie sind nicht numeriert, und es ist üblich, das, was man aufgehoben haben möchte, einer Aufseherin zu übergeben. Man schreibt seinen Namen in ein Buch, sie zeichnet es ab und gibt den Gegenstand zurück, wenn man danach fragt; aber nur der Person, die ihn ihr übergeben hat.«
    Der Mann sah seinen Gefährten an, der kurz nickte. Beide hatten dunkles Haar und dunkle Augen, beide trugen einen Schnurrbart. Es konnten Iraner sein, Araber oder Juden, Ägypter, Syrer oder Jemeniten. »Zieh dich an! Wenn du auf dumme Gedanken kommst, fährst du nicht so schmerzlos zur Hölle wie dieser Mann – wir haben ihn vorher nicht geweckt.«
    »Ja.« Sayada fing an, sich anzuziehen. Sie versuchte gar nicht, sich zu bedecken. Der Mann an der Tür beobachtete sie aufmerksam: ihre Hände, nicht ihren Körper. Das sind Profis, dachte sie, und Mutlosigkeit überkam sie.
    »Von wo hast

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