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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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Philosoph des arabischen Ostens, ähnlich wie Averroes als der des arabischen Westens, und war schon zu Lebzeiten ein anerkannter Gelehrter.
    Ibn Sina wollte alles erklären, indem er danach strebte, die Wissenschaften in ein der Welt im Ganzen entsprechendes Ordnungsschema zu bringen. Er unterteilte die Welt in zehn Sphären, denen wiederum die verschiedenen Phänomene zugeordnet sind. So ordnete er etwa den fünf „äußeren Sinnen“ Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tastgefühl fünf „innere“ zu: die Fähigkeit, äußere Sinneseindrücke zu ordnen, sie im Gedächtnis zu speichern, von ihnen zu abstrahieren, sie zu beurteilen und sich ihrer wieder zu erinnern.
Lehrer der Scholastiker
    Die Philosophie Ibn Sinas ist der Versuch einer Synthese der aristotelischen Philosophie und der mohammedanischen Religion. Damit ist er einer der Hauptvertreter einer arabischen Scholastik, die der christlichen Scholastik vorausgeht. Beiden ist die Bemühung um die Einheit von Vernunft und Glauben gemein. Die gründliche Erforschung der Welt und ihrer Phänomene auf der Grundlage des antiken griechischen Denkens haben die europäischen Philosophen der Scholastik übernommen, jedoch von der islamischen auf die christliche Theologie übertragen.
    Heikle Fragen
    Lange vor der christlichen Scholastik beschäftigte sich Avicenna mit dem Problem der Universalien. In diesem Streit wird diskutiert, ob es Allgemeinbegriffe, so genannte Universalien, wie etwa die Begriffe „Mensch“, „Zahl“ oder „Relation“, wirklich gebe oder ob diese nur begriffliche Konstruktionen seien. Avicenna lehrt, die allgemeinen Begriffe seien vor den Einzeldingen im göttlichen Verstand, in den Einzeldingen der realen Welt und nach den Einzeldingen in den abstrahierten Begriffen
.
    Ibn Sina war ausgebildeter islamischer Rechtsgelehrter (Faqih), die europäischen Scholastiker zumeist Mönche. Beide versuchten sie, ihren Glauben mit einem vorreligiösen Weltbild in Einklang zu bringen.
    So überlegte Ibn Sina etwa, ob die im Koran verheißenen leiblichen Paradiesfreuden vielleicht nur für gewöhnliche Fromme gedacht seien, während auf die Weisen die vollkommene, rein geistige Erlösung warte. In der europäischen Scholastik diskutierte man dafür, ob eine leibliche Auferstehung dazu führe, dass alle Menschen einen vollkommenen Körper erhielten – nämlich (wie Jesus Christus) etwa dreißig Jahre alt, gesund, weißhäutig und männlich.

Illustration in einer Handschrift des 14. Jahrhunderts zu Avicennas „Kanon der Medizin“, National Library of Medicine, Bethesda. Dargestellt sind die Stadien einer ärztlichen Untersuchung: Diagnose, Beratung mit den Angehörigen und Behandlung
.
    (c) Interfoto, München

Der ontologische Gottesbeweis
Anselm von Canterbury (1033–1109)
    Die Einheit von Glaube und Vernunft ist schon seit frühesten Tagen das erklärte Ziel der christlichen Philosophie. Die apologetischen Kirchenväter des 2. Jahrhunderts versuchten sich an einer vernünftigen Rechtfertigung (griech.
apologia
) des absoluten Glaubens, den Jesus forderte. Aurelius Augustinus (354–430) bekräftigte: niemand müsse einfach glauben, ohne irgendwelche Beweise. Der Benediktinermönch Anselm von Canterbury war fest in dieser Tradition verwurzelt. So wundert es nicht, dass Anselm mehr wollte als den Glauben. Er wollte Gewissheit. Er nahm sich vor, die Existenz Gottes zu beweisen.
Es muss ihn einfach geben
    Als einer der ersten christlichen Gelehrten beruft Anselm sich in seiner Gotteslehre nicht vornehmlich auf die Heilige Schrift oder die kirchliche Überlieferung, sondern auf die Vernunft. Laut Anselm ist unsere Erkenntnis eine direkte Wirkung der göttlichen Wahrheit. Sein Argument für die Existenz Gottes beginnt deshalb mit unserer Vorstellung von Gott. Wir denken ihn uns als ein höchstes Wesen, das alles weiß und alles vermag, wie es der Beiname „Allmächtiger“ ausdrückt. Gott sei, so Anselm in seiner Schrift „Proslogion“ (1077), derjenige, „über dem nichts Größeres gedacht werden kann“. Als höchstes Wesen sei Gott nicht anders als vollkommen vorstellbar. Zur Vollkommenheit gehöre aber auch die Existenz, denn was es nicht gebe, sei nicht vollkommen. Also müsse Gott existieren.
Die Suche geht weiter
    Anselm hat mit diesem sogenannten „ontologischen“ Gottesbeweis (nach griech.
to on
, das Seiende) eine Flut an Reaktionen ausgelöst. Während Thomas von Aquin (um 1225–1274) Anselm widersprach, griffen Bonaventura,

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