Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
haben scheine, die Marken zu vergessen.
Und was sich am Ende als gut herausgestellt hat, oder bestimmt zumindest in dem Sinn, Kosten gespart zu haben.
Weil nur einer von den Leuten, denen ich Briefe geschickt hatte, sich jemals die Mühe gemacht hat, die Postkarte zurückzusenden.
Das war Martin Heidegger.
Und der tatsächlich sogar recht eindrucksvoll Englisch sprach.
Und sogar vom Konjunktiv Gebrauch gemacht hat. Wie sich zeigte.
Obwohl, wenn ich sage sprach, hätte ich in Wirklichkeit schrieb sagen sollen. Selbstverständlich.
Was ich als Name für ihren Hund vorschlagen möchte, ist der prächtige klassische Name Argus aus der Odyssee von Homer, das war es, was auf Englisch auf der Postkarte von Martin Heidegger geschrieben stand.
Einige Zeit lang war ich ziemlich verärgert über Martin Heidegger.
Nun.
Selbst als ich schließlich begriff, dass Philosophen zweifellos wichtigere Dinge im Kopf hatten als die Namen anderer Leute Haustiere.
Ach, hier sitze ich und mir gehen solch wichtige Dinge wie Dasein durch den Kopf, war sicherlich, was Martin Heidegger zu sich selbst gesagt haben muss, und da ist diese Person in Amerika und bittet mich um einen Namen für ihr tör ichtes Tie r.
So dass es letzten Endes wirklich ziemlich nett von Martin Heidegger war, sich die Zeit genommen zu haben, überhaupt zu schreiben, auch wenn er einen Fehler gemacht hat, als er das tat.
Und selbst wenn es außerdem fast sieben Monate gedauert hatte, bis die Postkarte zurückgekommen ist.
Was aber auch sehr wohl der Grund für Martin Heideggers Fehler gewesen sein mag, wenn man jetzt innehält und darüber nachdenkt.
Was besagen soll, dass Martin Heidegger in jener ganzen Zeit sehr wahrscheinlich eifrig damit beschäftigt war, eines seiner Bücher zu schreiben.
Sehr wahrscheinlich war das Buch, an dem er so eifrig schrieb, tatsächlich eines der Bücher in der Kiste im Keller dieses Hauses, und was nur zeigt, wie erstaunlich klein die Welt sein kann.
Aber auf jeden Fall würde Martin Heidegger zuerst sein Buch zu Ende geschrieben haben, bevor er meinen Brief wiedergefunden hätte.
Oder was er wahrscheinlich eher gefunden hätte, war nur die Postkarte, da er zweifellos den Brief, sobald er ihn gelesen hatte, weggeworfen hat.
Bestimmt hatte er überhaupt keine Zweifel, dass er sich daran erinnern würde, was er auf die Karte hätte schreiben sollen.
Nun, und als berühmter Philosoph hatte er sicherlich sogar noch weniger Zweifel, dass er sich an den Unterschied zwischen einer Katze und einem Hund erinnern würde.
Wenn hier nicht bei abermaliger Überlegung die vage Möglichkeit besteht, dass Martin Heidegger schließlich doch keinen Fehler gemacht hat?
Zugegeben, das ist mir erst später in den Sinn gekommen. Aber dennoch, warum könnte Martin Heidegger nicht vielleicht diese ganze Geschichte über Rembrandt und dessen eigene Katze gekannt haben?
Und warum könnte nicht Susan Sontag, während sie mir den Brief diktierte, darauf hingewiesen haben, dass ich selbst eine Malerin war?
Wenn man an wildfremde Menschen schreibt, würde man sicherlich die Höflichkeit besessen haben, seinen Namen zu nennen. In jedem Fall.
So dass, was Martin Heidegger damals wirklich durch den Kopf gegangen wäre, etwas gewesen wäre wie, ach, was ich also dieser Maler-Person in diesem Ort Soho raten werde, wie sie ihr Tier nennen soll, ist, wie Rembrandt seines nannte.
Und was somit eine ziemlich andere Erklärung der Frage erfordern würde, warum Martin Heidegger halt trotzdem Hund schrieb statt Katze. Offensichtlich.
Freilich, die andere Erklärung ist offensichtlich, dass Martin Heideggers Englisch kaum so eindrucksvoll war wie gedacht.
Dennoch, was mir schließlich beinahe leidtut, ist, dass ich nie ein zweites Mal an Martin Heidegger geschrieben habe, um ihm zu danken.
Nun, und ich hätte es bestimmt erfreulich gefunden, dem Mann auch zu sagen, wie lieb mir außerdem sein Satz ist über die unzusammenhängenden Verworrenheiten, die hin und wieder zur Grundbefindlichkeit des Daseins werden.
Es sei denn, dass es, wie ich schon gesagt habe, auch Friedrich Nietzsche gewesen sein mag, der diesen Satz schrieb.
Oder Søren Kierkegaard.
Und obwohl ich der Katze selbst schon seit langem einen anderen Namen gegeben habe.
Hm.
Außer dass ich mich nach all dem Reden plötzlich nicht mehr zu erinnern scheine, welchen Namen ich ihr überhaupt gegeben habe.
Zweifellos kommt das nur daher, dass ich über so viele andere Katzen gesprochen
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