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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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versuchte angestrengt, die bestehenden Verhältnisse innerhalb der Gruppe zu deuten. Über diese Art von Loyalitätskonflikten hatten sie in der Schule nicht eine Sekunde gesprochen.
    » Tja… was lernt man denn heutzutage so auf der Hochschule?«, fragte Mats. » Geht es immer noch nach der Sawatsky-Theorie? Wie, was und warum?«
    » Im Großen und Ganzen«, antwortete Frida.
    » Das kannst du hier vergessen«, warf Annika ein. » Hier sind wir die Megaphone für die übrig gebliebenen Gewerbetreibenden.«
    » Hallo? Das sind wir wohl kaum«, konterte Mats. » Nur weil du nicht mehr das machst, was du sonst getan hast, muss das ja nicht gleich auch alle anderen betreffen.«
    » Mats, Jauche stinkt nach Jauche, egal wie man es nennt«, sagte Annika und leerte ihr Glas.
    Mats blickte Frida mit einem müden Ausdruck an. »Was Annika wohl zu sagen versucht, ist, dass wir hier mehr nach der Cajsa-Warg-Methode arbeiten; man nimmt, was man hat, und versucht, etwas daraus zu machen. Grabe dort, wo du dich befindest, und sei froh, wenn du etwas findest, worüber du schreiben kannst.«
    » Think global, act local«, ergänzte Kalle.
    Frida fühlte sich verwirrter als zuvor und war erleichtert, als sie Åke hereinkommen sah. Er hatte sein Hemd gewechselt. Als er näher kam, spürte sie, dass er stark nach Rasierwasser duftete. Er bestellte eine Runde Bier und Wein, die zu einem großen Tisch am Fenster getragen wurde. Die Leute ließen sich nieder, und Åke achtete darauf, dass er neben Frida landete. Mats setzte sich auf die andere Seite.
    » Na, was halten Sie von Ihren Arbeitskollegen? Ist doch eine gute Truppe, oder?«, fragte Åke.
    » Absolut«, antwortete Frida. » Die wirken alle sehr angenehm.«
    Die Speisekarten wurden durchgeblättert, und man kam zu dem Schluss, dass die Kebab-Pizza wohl der stärkste Trumpf des Restaurants war. Inger versuchte, sich einen Überblick über die Bestellungen zu verschaffen.
    » Ich habe eben mit Harriet gesprochen«, sagte Åke. » Sie ist leider völlig am Ende. Aber sie lässt Sie vielmals grüßen. Sie hofft, dass Sie hart arbeiten, um die Bruseryd-Fahne hochzuhalten.«
    » Ich werd’s versuchen«, erwiderte Frida lachend.
    » Wenn jemand einen neuen Briefkasten aufhängt, kriegst du auch ’ne fette Reklame auf der Titelseite«, sagte Mats von der anderen Seite des Tisches, und die ganze Truppe brach in Gelächter aus.
    Drei Stunden später trennten sich alle, und Åke versprach, Frida um halb neun am nächsten Morgen vor dem Hotelanbau abzuholen.
    Wieder zurück im Hotelzimmer bereute Frida, dass sie jedes Mal dankend angenommen hatte, wenn ihr Wein angeboten worden war. Sie hätte zwischendurch Wasser trinken sollen. Doch auf der anderen Seite war es vielleicht auch wichtig, sich den Übrigen anzupassen. Sie warf sich aufs Bett und fühlte sich schwer, müde und verwirrt. Ihr Handy piepte. Zwei ungelesene Nachrichten im Eingang. Eine von Peter. Peter! Frida spürte, wie sich der Körper anspannte und ihr Herz zu rasen begann. » Hallo du. Hast du heute die Zeitung gesehen? Wie gefällt dir meine Verfasserzeile mit Foto?«
    Er wollte Kontakt haben! Sie hatte nichts geschrieben, und er meldete sich bei ihr. Das musste doch etwas bedeuten. Er vermisste sie bestimmt, sonst hätte er wohl kaum geschrieben. Sie antwortete: » Hab dich gesehen. Hübsch wie immer.« Sie drückte auf Senden und hoffte auf eine baldige Antwort.
    Frida öffnete die zweite SMS und las: » Wir sind bei Bekannten von Papa in Lidköping. Aber da gibt es keinen Platz für uns. Morgen fahren wir wohl weiter. Aliana.«
    Frida lachte und sah das kleine Mädchen vor sich, das so gerne Milchschokolade anbauen wollte. Wie anstrengend, anzukommen und dann nicht willkommen zu sein, dachte sie. Sie überlegte eine Weile und schrieb schließlich: » Hoffe, dass sich eine Lösung findet. Schreib mir später, wohin ihr fahrt. Schlaf gut. Frida.«
    Frida betrat das kleine Badezimmer, schminkte sich ab, cremte sich das Gesicht ein und bereitete die Zahnbürste vor. Erneut meldete sich ihr Handy. Fridas Herz machte einen Satz. Die Nachricht enthielt nur ein Bild. Ein fröhliches Männchen. Von Aliana. Doch nichts von Peter. Nicht ein Ton während der ganzen Nacht.

3
    Åke schaltete vom vierten in den dritten Gang, sah in den Rückspiegel, setzte den Blinker und zog auf der langen Geraden in voller Fahrt an dem Holztransporter vorbei.
    » Haben Sie die Holzstapel nach dem Sturm Gudrun gesehen? Völlig unglaublich.

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