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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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eher als eine diskrete Aufforderung zu verstehen, dass man sich jetzt bitte, wo das Geschäftliche, also das Referat und die Hausarbeit, erledigt ist, nicht mehr so häufig sieht – dass das ja sozusagen völlig ausreicht, wenn man sich nach zweieinhalb Wochen wieder begegnet, um dann bei einem Kaffee erneut, interessiert, aber nicht weiter bedeutungsvoll, miteinander zu plaudern. Oder hat sie sich etwa gar nichts dabei gedacht, dass sie den Termin nicht direkt mir mitgeteilt, sondern das über den Professor abgemacht hat – warum hat der das eigentlich gemacht? Er fand sie wohl hübsch, vielleicht ist er ja sogar ein Kinderficker, dieser Kopfrocker. Wenn Ilona sich wirklich nichts dabei gedacht hat, wäre dann eine solche Gedankenlosigkeit nicht erst recht ein Zeichen dafür, dass sie unsere Begegnungen zwar auch nett, vielleicht sogar ausgesprochen nett fand, aber es damit ihres Erachtens auch genug wäre – dass es einen besonderen Grund, sich jetzt immer weiter zu sehen, nicht, jedenfalls eigentlich nicht gibt. Und wenn sie sich doch etwas dabei gedacht hat, war das dann die Folge davon, dass sie jetzt glaubte, unbedingt etwas tun zu müssen, damit ich ihr nicht zu nahe trete? Wollte sie so auf jeden Fall verhindern, dass sie sich irgendwann belästigt fühlen könnte? Hatte sie das vielleicht wirklich gedacht und danach ihre Handlungen ausgerichtet?
    Manfred grübelte und grübelte, die Quälerei steigerte sich. War Ilona vielleicht gar nicht krank? Kann man im Frühsommer überhaupt eine Grippe bekommen?
    Erneut schaute Manfred dem Treiben auf der Straße zu und erneut kam ihm der Gedanke rauszugehen. Vielleicht sogar rausgehen zu müssen, dachte er. Der Platz dieser Wohnung reicht für den Grad meiner Unruhe nicht mehr, dachte er. Ein Hund braucht Auslauf und somit ist es gut möglich, dass ein Mensch auch Auslauf braucht; ich mache Zusammenhänge, wo es keine gibt, faselte es in Manfreds Kopf.
    Jetzt hilft nur noch planmäßige Entspannung, beschrieb Manfred seinen Zustand. Und das kann etwas mit Bier zu tun haben. War schon richtig, das Geld lieber für Alkohol einzuplanen als für eine warme Mahlzeit. Falsch ist es von mir, so belehrte sich Manfred, allerdings gewesen, den Genuss des Bieres nur für den heutigen Abend denkbar zu halten. Die Situation, das heißt meine Nerven erfordern ein Vorziehen der Überlegung. An einem Ort, an dem ich mich ablenken kann, aber trotzdem nicht auf Massen von Menschen stoße; für diese Absicht ist die Uhrzeit ganz ausgezeichnet, die Straßen werden gleich leer sein, denn gleich ist Fußball. Alle Welt sitzt dann am Radio und hört Eintracht Frankfurt gegen Schießmichtot. Und auch das „Eck“, wo Conny und ich immer hingehen, wird leer sein, denn Fußball hören kann man dort nicht. Aaron, der Wirt, hasst Sport.
    Kaum war das gedacht, befand sich Manfred auch schon im Treppenhaus. Unter den Arm hatte er sich noch eine schmuddelige Kopie der Hausarbeit geklemmt, die seit zehn Tagen auf dem Schreibtisch des Professors lag; man sah dem von Tintenflecken übersäten Durchschlagspapier an, dass es auf der Schreibmaschine viel zu fest eingespannt worden war. Manfred waren die Schmierereien egal. Er war stolz auf das Schriftwerk, noch nie in seinem Leben hatte er einen zwanzigseitigen wissenschaftlichen Aufsatz geschrieben. Immer und immer wieder las er einzelne Kapitel, etwas, was er auch für den heutigen Nachmittag nicht ausschließen wollte, als er sich endlich auf den Weg ins „Eck“ machte.
    Aaron öffnete seine Wirtschaft immer am Nachmittag. Die ersten Stunden, wenn er sowieso kaum Gäste erwartete, nutzte er zum Saubermachen; morgens, wenn die Kneipe dicht machte, hatte er dazu keine Lust mehr.
    „Hey Manfred! Schön dich zu sehen zu dieser ungewöhnlichen Uhrzeit.“
    „Hey Aaron“, grinste Manfred. Vorsichtig schritt er durch den frisch gefeudelten Raum und setzte sich an die Theke. „Nirgendwo steht geschrieben, dass man sein Wohnzimmer nicht auch früh morgens betreten darf.“
    Die Wanduhr zeigte 15 Uhr 45.
    Aaron lachte. Sofort wischte er dort, wo Manfred saß, die Theke sauber.
    „Ein Bier, zwei Frikadellen bitte. Die Reihenfolge ist egal.“
    „Das ist gut. Die Frikadellen sind noch im Entstehen.“
    Aarons Küche war einfach, aber stets war alles frisch zubereitet. Gerüchte besagten, dass er sogar die Salzstangen selbst anfertigte.
    Aaron ging das Klo putzen. Nach einigen Schluck aus dem Glas packte Manfred seinen Aufsatz auf die Theke. Diesmal

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