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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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Wilkens, wer er war? Woher wusste Klaus Wilkens, dass er nicht der Ephraim Koshe ist, als der er sich in Klausen vorgestellt hatte und der angeblich als Angestellter der Annemarie-Deffgens-Stiftung untergetauchte Nazis jagt... Will Klaus Wilkens was von ihm? Und wenn ja, was?
    Die Fragen ließen Manfred nicht mehr los, und zwar über den Tag hinaus. Wieder mal gab es in seinem Leben etwas, das er nicht vergessen konnte. Das machte ihm Angst, denn er wusste, dass der Mensch ohne Vergessen nicht leben kann. Jedenfalls nicht frei.
     

2010  II
     
     
    Ein knappes Dutzend Frauen und Männer sollte es dann doch noch werden, welche die Absage zur Feier der Silberhochzeit von Ilona und Manfred nicht mehr erreicht hatte. Nach und nach trafen sie im Restaurant „Am Rathaus“ ein. Ilona hatte das Gasthaus beauftragt, jeden Ankömmling so lange, wie es gewünscht wird, zu bewirten. Ilonas Tochter füllte die Rolle der Gastgeberin aus und war von ihrer Mutter aufgefordert worden, bei jeder Frage nach den Gründen der Absage ohne Umschweife auf Manfreds plötzliche Untersuchungshaft hinzuweisen.
    „Was hat der denn verbrochen?“, fragte ein älterer Herr, der als Letzter gekommen war und sich gerade langsamen Schrittes an den Tisch mit den anderen Gästen setzte.
    „Das weiß keiner, Herr Aaron Cat“, sprach Conny, die den alten Mann beobachtete, seit er den kleinen Saal betreten hatte.
    Erstaunt über seine Namensnennung, schaute der Mann neugierig zu Conny, die sich mit einem langen Abendkleid und allerhand Armbändern und Ketten schick zurecht gemacht hatte. Schnell war er orientiert. „Conny“, sprach er langgezogen; augenblicklich war ihm Wehmut anzusehen, was Conny mit einem langanhaltenden Händedruck erwiderte.
    „Sie mögen uns aufklären, woher sie sich kennen?“, fragte nicht uncharmant ein Mann mit einer Augenklappe.
    „Conny und ich kennen uns seit 1966. Danach war sie zwei Jahrzehnte zusammen mit Manfred Stammgast in meiner Kneipe in Frankfurt.“
    „Einer damaligen Szenekneipe“, war es Conny wichtig herauszustellen.
    „So, so, Szenekneipe“, schmunzelte der Mann mit der Augenklappe. „Hasch und so, vermute ich.“
    Die Runde lachte. Man verstand sich. Ungezwungen stellte man sich vor.
    „Jürgen, mein Name. Jürgen Angler. Ich habe mit Manfred 1968 zusammen studiert. Manfred war der Eigensinnigste von uns.“
    „Ich weiß“, murmelte jemand. Bevor er weiterreden konnte, hatte der Mann mit der Augenklappe wieder das Wort ergriffen.
    „1968? Da lief das Studium wohl im Wesentlichen in der Szenekneipe von Herrn Cat ab.“
    Die Anwesenden schmunzelten höflich.
    „Professor, sagen Sie doch auch mal was“, führte Ilonas Tochter die Runde weiter. Sie hatte zu dem alten Herrn gesprochen, der soeben unterbrochen worden war.
    „Meine Damen und Herren“, eröffnete der Professor. Er schaute dabei vielsagend zum Mann mit der Augenklappe und brachte so wortlos zum Ausdruck, dass er Unterbrechung nicht gewohnt ist. „Wenn sich die Jugend unterhält“, dabei machte er eine weiträumige Handbewegung über den mit Ausnahme von Ilonas Tochter fast ausschließlich von Senioren bevölkerten Tisch, „hält der schon etwas ältere Mensch in Respekt vor der Dynamik des Geschehens sich gern zurück. Aber“, blickte er mitten in die Augenklappe, „ich bin genau wie Sie sehr traurig über den heutigen Abend. Nicht so sehr darüber, dass Manfred im Knast sitzt – da gibt es schlimmere Orte, denken Sie nur an DSDS. Nein, ich hatte mich gefreut auf Wein, Weib und Gesang und mich entsprechend meines Alters von 85 Jahren die Woche geschont, um mich heute mit einem bescheidenen Aufputschmittel belohnen zu dürfen – wir hörten hier vorhin mal das Wort Hasch.“ Wer wollte, konnte ein Zwinkern in seinen Augen sehen, bevor er weitersprach. „Meine Damen und Herren, ich bitte um Applaus, denn das habe ich immer schon am liebsten gehört. Und irgendetwas von heute Abend soll mir die nächsten dreißig Jahre in Erinnerung bleiben.“
    Grienen war in dem ein und anderen Gesicht ebenso zu sehen wie Verwunderung über die ausgesprochene Bitte, was aber keinen davon abhalten wollte mit Überzeugung zu klatschen.
    Das Wohlgefallen der Gäste verfestigte sich. Für eine Zeit schien man zu vergessen, warum der Saal nur so bescheiden gefüllt ist. Doch schon bald kam das Thema wieder auf Manfred.
    „Vielleicht hat er ja eine Bank überfallen“, meinte der Herr mit der Augenklappe.
    „Dafür müsste er eigentlich einen

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