Wo die Hoffnung blüht - [Roman]: Wo die Hoffnung blueht
gestrickt, und da er von sehr freundlichem Wesen war, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, sie zu Gunsten eines hübscheren Kleidungsstückes im Schrank zu lassen.
Obwohl es ein sehr starkes Band zwischen ihr und ihrem Vater gab, schien Fifi nichts von ihm geerbt zu haben, weder sein Aussehen noch seinen scharfen Verstand. Außerdem wünschte sie, er würde in familiären Belangen auf seiner Meinung beharren, doch er schloss sich stets in allen Punkten seiner Frau an.
Fifi mochte das Aussehen ihrer Mutter geerbt haben, damit endete die Ähnlichkeit jedoch auch schon. Im Augenblick machte Clara den Eindruck eines anmutigen, aber stets wachsamen Rehs. Sie sah zauberhaft aus in ihrem besten taubenblauen Wollkleid, mit der Perlenkette und dem zu einem adretten Knoten frisierten Haar, doch das starre, falsche Lächeln verdarb die Wirkung. Sie war schon zu den besten Zeiten kein gelassener Mensch, aber seit Dans Ankunft um drei Uhr war sie selbst für ihre Verhältnisse ungewöhnlich angespannt gewesen.
Peter und Robin, neunzehn und achtzehn Jahre alt, würden eines Tages offenkundig genauso aussehen wie ihr Vater. Sie hatten frische Gesichter und leuchtende Augen, und ihre Haltung war so aufrecht wie die eines Wachsoldaten; auf dem Sideboard stand ein gerahmtes Foto von ihrem Vater als jungem Mann, und man hätte ohne weiteres glauben können, das Bild zeige einen seiner Söhne. Allerdings hatten sie nichts von dem scharfen Verstand ihres Vaters mitbekommen – das Lernen fiel ihnen ausgesprochen schwer. Sie waren typische Vertreter einer ganz bestimmten Art von Mensch: fleißig, umgänglich, sanft und ohne viel Feuer.
Fifi spürte, dass ihre Brüder sich beide wünschten, sie hätten einen guten Grund, um sich von der Teegesellschaft zurückziehen zu können. Gewiss hatte ihre Mutter Robin und Peter von ihren Befürchtungen, was Dan betraf, nicht erzählt, doch die Atmosphäre, die Clara schuf, war in dieser Hinsicht ausgesprochen eindeutig.
Fifi hatte das Gefühl, dass ihre Brüder Dan mochten. Er hatte sie während des Nachmittags häufig zum Lachen gebracht, und sie warfen ihm hin und wieder bewundernde Blicke zu, aber es mangelte ihnen sowohl an gesellschaftlichem Schliff als auch an Mut, um die Missbilligung ihrer Mutter zu überspielen.
Patty, eine geborene Diplomatin, hatte ihr Bestes getan. Obwohl sie im Umgang mit Fremden im Allgemeinen recht scheu war – ihr war nur allzu bewusst, dass sie dick und pickelig war –, hatte sie sich große Mühe gegeben, Dan das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Sie hatte immer wieder versucht, das Gespräch auf Themen zu lenken, die sowohl ihn als auch ihre Brüder interessierten. Patty fragte nach den Häusern, die er baute, und nach seiner Beziehung zu den Architekten, dann wies sie ihn darauf hin, dass Peter Architektur studierte. Zu Fifis Enttäuschung ergriff Peter die Gelegenheit nicht beim Schopf, was mit einiger Sicherheit daran lag, dass Dan über mehr praktische Erfahrung verfügte als er selbst. Als Nächstes kam Patty auf Kricket zu sprechen, und für eine Weile unterhielten sich die Männer angeregt über diesen Sport, doch ihre Mutter wischte das Thema schnell vom Tisch, indem sie Dan abermals nach seinem Quartier fragte.
Fifi erinnerte sich recht gut an eine Begebenheit, als sie sieben Jahre alt gewesen war; damals hatte ihre Mutter sie heftig gescholten, weil sie ein anderes Kind mit Bemerkungen über die Löcher in seinen Schuhsohlen in Verlegenheit gebracht hatte. Clara hatte ihr erklärt, die Eltern des Kindes seien vermutlich sehr arm, und sie, Fifi, müsse Menschen gegenüber, die vom Glück weniger gesegnet waren als sie selbst, stets mit Takt und Freundlichkeit begegnen.
Was für eine Heuchlerin ihre Mutter doch war! Sie hatte immer behauptet, das Ende des Klassensystems willkommen zu heißen, und erklärt, dass intelligenten Kindern aus armen Elternhäusern dieselben Chancen gewährt werden sollten wie den Kindern der wohlhabenden. Doch jetzt, da ihre Tochter sich in einen Arbeiter verliebt hatte, war von all dem Takt und der Freundlichkeit nichts übrig geblieben.
Allein der Blick, mit dem ihre Mutter Dan begrüßt hatte, sagte Fifi, dass er sie niemals für sich würde gewinnen können. Clara betrachtete seine glänzenden, spitzen Schuhe und seinen Nadelstreifenanzug mit der modisch kurzen Jacke, als genügten diese Dinge, um zu wissen, dass er ein Taugenichts war.
Da es regnete, bot sich für Dan kaum Gelegenheit, sein Wissen über
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