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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Waldlichtung – schon das fand ich sehr romantisch. Ich hatte einen Picknickkorb vorbereitet: Schinken-Käse-Sandwiches, Mangoschnitze, Schokoladencookies und eine Flasche Chardonnay, dazu ein rotkariertes Tischtuch. Wir gingen tief in den Wald hinein, den Korb und seine Gitarre im Gepäck, bis zum sonnigen Ufer des Fox River. Bald schon waren wir beschwipst und nackt – die genaue Reihenfolge weiß ich nicht mehr. Hinterher spielte er die Lieder, die ich mir wünschte, auf der Gitarre. Zum Beispiel »Daughter« und »Small Town« von Pearl Jam, zwei meiner Lieblingssongs, aber er erfand auch eigene, erst mit ernsten, dann mit lustigen Texten, schließlich wieder mit ernsten.
    Als ich ihn beim Gitarrespielen beobachtete, als ich sah, wie sich die Muskeln seines blanken Oberkörpers anspannten, entschlüpfte mir das Wort mit L – aber ich kriegte gerade noch die Kurve und sagte: »Ich liebe deinen Körper.«
    Â»Und was ist mit meinem Kopf?« Er lächelte, meinte es aber ernst.
    Â»Den auch«, sagte ich.
    Â»Obwohl ich nicht aufs College gehe?«
    Â»Das hat damit doch nichts zu tun.« Eine Sekunde lang glaubte ich wirklich, was ich sagte.
    Â»Ich liebe deinen Körper und deinen Kopf auch«, verkündete er. »Und deine Augen. Und dein Lächeln. Und deine süßen, abstehenden Dumbo-Ohren.«
    Ich wurde rot und schüttelte den Kopf, damit mir die Haare über die Ohren fielen. Ich bedeckte auch meine Brüste mit den Haaren, obwohl ich mich inzwischen nicht mehr unwohl fühlte, wenn er mich nackt sehen wollte. Ich sagte immer Ja.
    Wir waren ein verliebtes Paar, aber auch beste Freunde geworden, trotz unserer Unterschiede. Ich konnte nur noch an ihn denken, und ihm ging es genauso. Aber wir redeten einfach nicht über unsere Gefühle. Wir redeten auch nicht über das bevorstehende Ende des Sommers und damit das Ende unserer Beziehung. Über allem lag ein Hauch von Traurigkeit, aber wenn ich ehrlich bin, machte diese Traurigkeit alles noch besser. Es war ja gerade deswegen so leidenschaftlich und romantisch, weil wir nichts beim Namen nannten, weil niemand über uns Bescheid wusste, weil alles bald zu Ende sein würde.
    Und dann geschah das Undenkbare. Oder besser gesagt, es geschah nicht. Am neunundzwanzigsten Tag meines sonst unfehlbaren neunundzwanzigtägigen Zyklus bekam ich meine Periode nicht. Und auch nicht am nächsten Tag. Oder am übernächsten.
    Â»Das kann doch nicht sein«, beschwichtigte er mich am Telefon. »Wir haben doch jedes Mal ein Kondom benutzt.«
    Â»Kondome sind nicht hundertprozentig sicher«, wandte ich ein. In der Schule hatte ich gelernt, dass nur Abstinenz hundertprozentig sicher war.
    Â»Nicht hundertprozentig nur deswegen, weil manche Leute sie nicht richtig benutzen«, erwiderte er.
    Â»Ja und?«
    Â»Ich habe sie richtig benutzt.«
    So richtig überzeugt davon war ich nicht. Ich dachte an jedes einzelne Mal, als wir miteinander geschlafen hatten. Wir waren immer extra vorsichtig gewesen – bis auf das allererste Mal bei Janie, als er schon kurz in mir gewesen war, bevor er nach dem Kondom in seinem Geldbeutel suchte.
    Â»Da muss es passiert sein«, erklärte ich. »Das war das einzige Mal, bei dem du kein Kondom benutzt hast. Es würde auch zeitlich hinkommen …«
    Â»Du bist nicht schwanger«, sagte er resolut.
    Â»Ein bisschen muss danebengegangen sein. Nur ein paar Tropfen.«
    Davor hatten sie uns in der Schule auch gewarnt – Präejakulat. Das klang genauso ungut, wie es tatsächlich war.
    Â»Die Wahrscheinlichkeit ist gleich null.«
    Â»Sie ist höher als null«, widersprach ich. Panik stieg in mir auf.
    Â»Na gut, höher als null. Aber weniger als ein Prozent. Weniger als ein halbes Prozent.«
    Â»Trotzdem trifft es irgendjemanden.«
    Â»Aber nicht uns, Baby.«
    Â»Sag bitte dieses Wort nicht!«
    Â»Welches Wort?«
    Â»Baby.«
    Â»Okay. Du bist nicht schwanger, Schatz.«
    Â»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    Â»Ich kann hellsehen«, sagte er mit Schauerstimme.
    Â»Das ist nicht witzig.«
    Â»Tut mir leid«, sagte er, und ich merkte, dass es ihm ernst war. »Willst du rüberkommen? Damit ich dich ein bisschen beruhigen kann?«
    Â»Was verstehst du unter ›beruhigen‹? So sind wir doch überhaupt reingeschlittert in dieses Schlamassel!«
    Â»Wir sind in keinem Schlamassel.

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