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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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gesundheitliche Probleme. Allen anderen habe ich gesagt, ich wäre ausgebrannt und bräuchte Zeit für mich selbst. Und mein Vater dachte, ich schreibe an einem Drehbuch. Er wusste ja, wie wichtig mir das Schreiben war, und hat mir geglaubt. Und dann bin ich eben eine Weile weggegangen.«
    Â»Wohin?«
    Â»In unser Haus am See in Wisconsin. Meine Mom ist immer hin und her gefahren, hat mich zu allen Arztterminen und zur Adoptionsagentur begleitet. Ansonsten habe ich mich versteckt, bis das Baby kam. Also du.«
    Ich bin sprachlos. Diese Geschichte gehört genauso zu mir wie die, die meine Eltern mir hundertmal erzählt haben. »Und dann bist du nach Chicago gefahren, um mich da auf die Welt zu bringen?«
    Sie nickt. »Genau. Die Wehen kamen am einunddreißigsten März. Das ging den ganzen Tag und die ganze Nacht so weiter, bis du kamst. Am ersten April. Aber das weißt du ja.« Sie lächelt zaghaft und ein wenig steif. »Dann habe ich noch drei Tage mit dir verbracht. Das waren die schwierigsten, traurigsten Tage meines Lebens.«
    Â»Hatten wir … eine Bindung zueinander?« Meine Augen brennen, mein Magen krampft sich zusammen.
    Â»Ach, Kirby. Ja. Mein Gott, ja«, flüstert sie. »Ich habe jede einzelne Minute – jede Sekunde – mit dir verbracht.«
    Ich will wissen, ob sie einen Namen für mich hatte. Wie hat sie mich genannt in diesen drei Tagen?
    Sie nickt und sagt ganz leise: »Katherine. Mit K.«
    Â»Das ist mein zweiter Name«, erwidere ich. »Nach meiner Tante.«
    Â»Wahnsinn. Das ist verrückt, oder?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Na ja, das ist ein ziemlich verbreiteter Name. Aber erzähl doch bitte weiter.«
    Sie zögert wieder und redet dann weiter. »Ich habe dir also einen Namen gegeben, obwohl mir die Sozialarbeiterin davon abgeraten hatte. Und ich habe dich gestillt, obwohl sie das absolut unklug fand. Sie meinte, das würde die Trennung von dir bloß schwieriger machen. Aber ich wollte es so gerne … Ich musste es einfach tun. Einmal wollte mir eine Krankenschwester dich wegnehmen, damit ich ein bisschen schlafen konnte, aber ich habe mich geweigert. Ich wusste ja, dass ich dich irgendwann weggeben musste, und dazu war ich nicht zweimal in der Lage.«
    Sie atmet kurz und flach und fährt fort: »Dann war es so weit. Die Frau von der Agentur kam zusammen mit einer Krankenschwester und zwei Leuten vom Jugendamt in mein Zimmer. Da standen vier oder fünf Leute um mein Bett, alles war ganz formal. Sie wedelten mit wichtigen Papieren herum, die sie mir gaben, darunter ein Schriftstück mit dem Titel ›Endgültige und unwiderrufliche Einwilligung zur Adoptionsfreigabe‹. Meine Mutter saß im Schaukelstuhl und hatte dich auf den Knien, während ich die ganzen Papiere las und unterschrieb.«
    Ich spüre, wie mir die Tränen kommen, gerade als sie mich fragt, ob alles in Ordnung ist. Ich nicke. Sie schaut mir in die Augen, und ich schaue zurück und warte.
    Â»Du warst den ganzen Morgen über unruhig gewesen, hörtest aber auf zu weinen, als die Leute ins Zimmer kamen. Als hättest du gewusst, dass etwas sehr Wichtiges im Gange war. Du warst ein besonderes Kind, hattest so einen intelligenten, aufgeweckten Blick – und eine ganz besondere Art, Kontakt zu Menschen aufzunehmen. Mit mir.« Sie schluckt. »Danach habe ich darum gebeten, noch eine Minute mit dir allein zu sein. Ich habe auch meine Mutter gebeten, aus dem Zimmer zu gehen.«
    Â»Hast du … wolltest du dich umentscheiden?«, frage ich hoffnungsvoll. Ich will hören, dass es nicht leicht für sie war, mich wegzugeben.
    Â»O ja«, versichert sie. »Viele, viele Male während dieser zweiundsiebzig Stunden. Natürlich habe ich geschwankt. Wenn ich in dein Gesicht sah – du hattest große Augen, die niemals zu blinzeln schienen, winzige, ausdrucksvolle, flauschige Augenbrauen und kleine geschwungene Lippen –, dann wollte ich dich für immer festhalten. Aber ich war davon überzeugt, das Beste für dich zu tun. Du solltest eine Mutter und einen Vater haben, die verheiratet waren und ganz für dich da sein konnten, dir eine Familie bieten konnten.«
    Â»Und Conrad?«, frage ich. Die Rührung in mir weicht langsam der Empörung. »Hast du nie daran gedacht, es ihm zu sagen? Vielleicht hättet ihr es ja gemeinsam geschafft?«
    Â»Ach, es war einfach schon zu

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