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Wo die Nacht beginnt

Wo die Nacht beginnt

Titel: Wo die Nacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Harkness
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sucht schon ewig nach einer Erklärung, in welcher Beziehung Dämonen, Hexen und Vampire untereinander und mit den Menschen stehen. Wenn wir dieses Manuskript wieder zusammenfügen und den Inhalt entschlüsseln können, könnte es uns wichtige Hinweise liefern.«
    Die haselnussbraunen Augen meines Vaters blickten mich an. »Und das Interesse deines Vampirs ist rein theoretischer Natur?«
    »Nicht mehr. Ich bin schwanger, Dad.« Meine Hand kam auf meinem Bauch zu liegen. Das passierte in letzter Zeit öfter, ohne dass ich einen Gedanken daran verschwendete.
    »Ich weiß.« Er lächelte. »Auch das habe ich mir schon zusammengereimt, trotzdem ist es schön, es aus deinem Mund zu hören.«
    »Du bist erst seit achtundvierzig Stunden hier. Ich möchte die Dinge genauso wenig überstürzen wie du.« Plötzlich wurde ich unsicher. Mein Vater stand auf und nahm mich in die Arme. Er drückte mich an seine Brust. »Außerdem solltest du eigentlich überrascht sein. Hexen und Vampire dürfen sich nicht ineinander verlieben. Und sie sollten ganz bestimmt keine Kinder bekommen.«
    »Deine Mutter hat mich davor gewarnt – sie hat das alles vorhergesehen.« Er lachte. »Diese Schwarzseherin. Herzlichen Glückwunsch, Schätzchen. Ein Baby ist das allerschönste Geschenk.«
    »Ich hoffe nur, wir kommen damit zurecht. Wer weiß schon, wie unser Kind sein wird?«
    »Du kommst mit mehr zurecht, als du glaubst.« Mein Vater küsste mich auf die Wange. »Komm, wir gehen spazieren. Du kannst mir deine Lieblingsorte in der Stadt zeigen. Ich würde so gern Shakespeare treffen. Einer meiner idiotischen Kollegen glaubt tatsächlich, dass Königin Elisabeth den Hamlet geschrieben hat. Und wo wir gerade von Kollegen sprechen: Wie komme ich zu einer Tochter, die in Yale unterrichtet, nachdem ich dir jahrelang Harvardmützen und -handschuhe gekauft habe?«
    Gemeinsam waren wir gemütlich durch die Stadt spaziert, die Kinder waren im Bett, und Mopp lag schnarchend vor dem Kamin. Bis jetzt war es ein perfekter Tag gewesen. »Eines interessiert mich immer noch«, sagte mein Vater und blickte in seinen Wein.
    »Und das wäre, Stephen?« Matthew sah lächelnd von seinem Weinkelch auf.
    »Wie lange glaubt ihr beiden eigentlich, dieses verrückte Leben, das ihr jetzt führt, weiter treiben zu können?«
    Matthews Lächeln löste sich in Luft auf. »Ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann«, sagte er steif.
    »Ihr beide klammert euch so verzweifelt an allem fest.« Mein Vater nahm einen Schluck Wein und blickte vielsagend über den Rand des Kelches auf Matthews geballte Faust. »Wenn du so fest zupackst, könntest du versehentlich das zerquetschen, was dir am meisten am Herzen liegt, Matthew.«
    »Ich werde mir das zu Herzen nehmen.« Matthew zügelte seinen Zorn – mit größter Mühe. Ich wollte mich einmischen und die Wogen glätten.
    »Hör auf, alles ausbügeln zu wollen, Schätzchen«, sagte mein Vater, bevor ich auch nur ein Wort herausgebracht hatte.
    »Das will ich doch gar nicht«, protestierte ich.
    »O doch«, sagte Stephen. »Ich kenne das nur zu gut von deiner Mutter, also mach mir nichts vor. Ich habe nur diese eine Chance, mit dir als erwachsener Frau zu sprechen, Diana, und ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen, nur weil ich dir – oder ihm – zu nahe treten könnte.«
    Mein Vater steckte die Hand in die Jacke und zog einen Flugzettel heraus. »Auch du versuchst, die Wogen zu glätten, Matthew.«
    Neueste Nachrichten aus Schottland stand über der fetten Schlagzeile: das verdamenswürdige leben des doktor fian, jenes berüchtigten hexenmeysters , welcher im januarius des lezten jares in edenburgh auf dem scheiterhaufen endete .
    »Die ganze Stadt redet von den schottischen Hexen«, sagte mein Vater und schob Matthew die Seiten zu. »Aber die nichtmenschlichen Kreaturen erzählen eine andere Geschichte als die Menschen. Ihrer Version nach hat sich Matthew Roydon, der bekannte Hexenfeind, gegen den Willen der Kongregation gestellt und die Angeklagten gerettet.«
    Matthews Finger hielten im Blättern inne. »Du solltest nicht alles glauben, was du hörst, Stephen. Die Londoner lieben den Klatsch.«
    »Für zwei, die immer alles unter Kontrolle haben wollen, stiftet ihr jedenfalls ganz schön viel Chaos. Und dieses Chaos wird sich nicht eindämmen lassen. Es wird euch nach Hause begleiten.«
    »Das Einzige, was uns aus dem Jahr 1591 nach Hause begleiten wird, ist Ashmole 782 «, sagte ich.
    »Ihr könnt das Buch nicht mitnehmen!«,

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