Wo die Nelkenbaeume bluehen
an Aziz‘ dunkler Haut und seinen arabischen Wurzeln – nein: Collin McFarlane konnte man vieles nachsagen, aber ein Rassist war er nicht. Doch Aziz arbeitete für ihn. Und insofern war er in seinen Augen nicht ebenbürtig. Ganz gleich, wie weit sich Aziz im Laufe der Jahre durch Fleiß und Einsatz hochgearbeitet hatte – Roz‘ Vater würde in ihm nie etwas anderes sehen als einen Untergebenen.
Wie durch ein Wunder war es ihnen gelungen, ihre Liebe vor Collin McFarlane geheim zu halten. Doch je mehr Zeit ins Land ging, desto unglücklicher wurden sie mit der Situation. Vor allem, nachdem Roz‘ Vater es sich plötzlich in den Kopf gesetzt zu haben schien, dass sie Stephen Alistair heiraten sollte.
Stephen war ein netter Kerl, sah gut aus, und Roz mochte ihn. Aber ihr Herz gehörte Aziz.
Sie war froh und erleichtert gewesen, zu erfahren, dass auch Stephen jemand anderen liebte, und neugierig auf diese Frau, die ihn scheinbar im Sturm erobert hatte. Vielleicht konnte sie ihn überreden, sie zur Hochzeit einzuladen. Allerdings würde er ihr im Vorfeld ein paar Dinge erklären müssen. Vor allem, dass es dabei nur vorgeblich darum ging, den Bund der Ehe zwischen ihm und Roz zu schließen.
In Wahrheit würde Roz nämlich Aziz heiraten – zuerst nach christlicher Tradition, und etwas später am Tag dann auch nach muslimischer. Das ganze Theater diente einzig und allein dem Zweck, ihren Vater hinters Licht zu führen. Denn in dem Moment, da er die Wahrheit erfuhr, würde er alles daransetzen, eine Hochzeit zwischen seinem Angestellten und seiner Tochter zu verhindern.
Roz hoffte inständig, dass er sich mit den Gegebenheiten arrangieren würde, wenn sie ihn vor vollendete Tatsachen stellten. Aber selbst wenn dies nicht geschah – Aziz und sie hatten vorgesorgt. Ihr Verlobter – und bald schon Ehemann! – konnte in den Hotelbetrieb eines Cousins einsteigen, der sich auf Pemba niedergelassen hatte, und Roz würde mit ihm gehen. Spätestens wenn ihr Vater sah, wie ernst es ihnen miteinander war, musste er begreifen, dass er auf verlorenem Posten kämpfte. Und wenn nicht … nun, Roz konnte mindestens ebenso stur sein wie er.
Sie küsste Aziz noch einmal, dann nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich in Richtung Garten. „Komm, du musst dir ansehen, wie wunderbar alles geworden ist.“
„Ja, sofort“, sagte er. „Aber sag mal, mir ist vorhin, als ich ankam, ein Wagen entgegengekommen. Die Frau am Steuer, war das nicht diese junge Deutsche, die Stephen die Spice-Farm vor der Nase weggeschnappt hat? Ich war neugierig und habe mir die Homepage angeschaut, auf der die Plantage um Touristen wirbt, und das Foto war ihr ziemlich ähnlich.“
„Du meinst Lena Bluhm?“, fragte Roz erschrocken und blieb so abrupt stehen, dass Aziz fast in sie hineinlief. In diesem Moment rückten die einzelnen Puzzleteile plötzlich an den richtigen Platz, sodass sie das Gesamtbild erkennen konnte. „Nein“, murmelte sie und fuhr sich mit der flachen Hand über die Augen. „Bitte nicht!“
Aziz musterte sie mit einer Mischung aus Besorgnis und Beunruhigung. „Was ist denn?“, fragte er. „Was ist passiert?“
„Das erkläre ich dir alles später“, stöhnte sie. „Entschuldige, aber ich muss unbedingt Stephen anrufen.“
Sie zückte ihr Handy und wählte die Nummer ihres Pseudoverlobten. Nun mach schon, mach schon, drängte sie stumm, als er sich nach dem zweiten Klingeln noch nicht gemeldet hatte.
Dann hob er endlich ab.
„Stephen, hör zu“, sagte sie ohne lange Vorrede. „Ich fürchte, ich habe einen großen Fehler gemacht!“
21. KAPITEL
„Du hast – was?“ Stephen schloss die Augen und zählte innerlich stumm bis zehn, um sich zu sammeln – ein hoffnungsloses Unterfangen.
Tagelang hatte er darauf gewartet und gehofft, dass Lena ein Lebenszeichen von sich geben würde. Er hatte akzeptiert und respektiert, dass sie Zeit brauchte. Er hatte sich bemüht, geduldig und verständnisvoll zu sein. Es nicht persönlich zu nehmen, dass er praktisch vor die Tür gesetzt worden war, nachdem sie miteinander geschlafen hatten.
Leicht war es ihm nicht gefallen.
Er war eben auch nur ein Mann, und als solcher fiel es ihm schwer, mit Zurückweisung umzugehen. Doch ihm war auch klar gewesen, dass er Lena nicht drängen durfte. Sie hatte mit ihm bisher nie wirklich über ihren Verlobten gesprochen. Natürlich war die Situation für sie nicht leicht.
Trotzdem fiel es ihm schwer, ihr nicht nah sein zu dürfen. Aus einem
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